Die Fus haben von den Wutes gelernt, sie
bauen gleich ihnen geschlossene Dörfer mit den hohen
charakteristischen Rundhütten, die ich selbst den viel-
gerühmten Tikar-Bauten vorziehe. Alle diese
Stämme haben früher das Sklavenmaterial für die
Wutes abgegeben, die auch den Bapeas L#hrcd zur
Ader gelassen haben. Seitdem dies nicht mehr ge-
schieht, haben diese angefangen, ihre überschüssige
Krast an den Nachbarn zu erproben und sind so
allmählich auch zu den Jambassas gelangt, die sie
in ihrer Wehrlosigkeit mit den vielen Stoffen und
Perlen ganz besonders anziehend fanden. Am meisten
gefürchtet war hier der Bapea-Häuptling Biaka,
gegen den ich deshalb von Siondo aus zuerst
vorging. .
Die Bapeas hatten sich durch eine drei Stunden
breite wüste Steppe, die tellweise dichter Dornbusch
bedeckt, von den Fus abgeschlossen.
Als die Spitze gegen 9 Uhr am 3. Februar auf
die angebaute Ebene hlnaustrat, war ich erstaunt
über das hübsche Bild, das sich bot. Soweit das
Auge reichte, war bis zu den kahlen Bergen, von
deren Kamm sich einige Olpalmen abhoben, alles
Land peinlich sorgfältig bebaut, und an einen flachen
Hügel gelehnt lagen viele Hunderte von Gehöften,
in denen es bei unserem Anmarsch wie in einem
Ameisenhaufen lebendig wurde.
Wir zogen durch die Jamsfelder, die neu be-
pflanzt waren und mit ihren Stangen für die
Ranken ganz wie niedrige Hopfenfelder aussahen,
die jetzt breite Straße entlang auf das Hauptdorf
los, das mir als der Sitz des Häuptlings bezeichnet
wurde. Rundum wurde unterdessen von den Bapeas
geblasen, geschrien, gedroht und getrommelt. Die
Männer, nackt bis auf einen Helm aus Affenfell,
mit Gewehren, Speeren, Hauern und geflochtenen
Schilden bewehrt, zogen sich seitwärts der Dörfer
zusammen, während Weiber und Kinder die blölenden
Schafherden forttrieben. So kam die Karawane
ruhig fortmarschierend an das Dorf, das sich aus
beleinanderliegenden Einzelgehöften zusammensetzt.
Die Wohnhäuser liegen in der Regel auf Posta-
menten aus gestampftem Lehm in einem Viereck bei-
einander, dessen eine Seite zwei Schafställe bilden,
die aus starken Bäumen, welche palisadenartig an-
einandergestellt sind, gefügt und mit Bohlen belegt
sind. Auf diesen lagern sorgfältig eingedeckt die
Vorräte an Jams, Mais, Kassada und Erdnüssen.
Zwischen dem starken Bollwerk, das diese beiden
Wirtschaftsbauten bilden, liegt der kaum mannsbreite
Zugang zu dem Gehöft, das nach außen gar keine
Türen hat, sondern auf drei Seiten durch die hohen
Lehmwände der langen Wohnhäuser abgeschlossen
wird. Die Hütten sind aus rohen Stämmen, die
mit Rohr durchflochten find, hergestellt, innen und
außen mit Lehm bekleidet und mit Palmblattdächern
versehen. Das Hausgerät ist reichlich und gut ge-
arbeitet. Als Schlafstätten dienen seste Lehmbauten
nach Art der chinefischen Kangs, nur natürlich nicht
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heizbar, oder ein grobes Mattengeflecht. Alles ist
fest und dauerhaft hergestellt und zeugt mit dem
schon erwähnten sorgfältigen Anbau von einer be-
triebsamen, tätigen Bevölkerung, die mich in allem
— auch in ihrer Nacktheit — an die Musgu-
Stämme im Schari-Becken erinnert. Riesenhaft
scheint der Aberglaube der Bapeas zu sein, überall
stehen und hängen Medizinen, und fast jedes Stück
Vieh trägt einen Fetisch um den Hals. Zwischen
den Gehöften begannen die Bapeas zu schießen,
wurden aber durch ein paar wohlgezlelte Schüsse
der Seltenpatrouillen, die später geschickt unsere
Rückendeckung übernahmen, in respektvoller Entfernung
gehalten, bis wir aus dem Dorf über den 10 m
breiten Skoro hinaus waren, der, in einer breiten
Schlucht fließend, einen natürlichen Abschnitt bildet.
Hier erst kam die ganze Masse der Biaka-Krieger
von allen Seiten zusammen, ließ uns aber schleßend
und brüllend in das Gebirge abziehen, dessen Fuß
wir gegen 1 Uhr erreichten. .
Die Expedition war den Biako-Leuten zu un-
erwartet gekommen; sie traten zunächst nirgends ge-
schlossen auf und hätten also keine Gelegenheit ge-
boten, ihnen gleich einen so vernichtenden Schlag
beizubringen, daß eine Wirkung auch auf alle be-
nachbarten Bapea-Stämme erzielt wurde. Deshalb
wollte ich sie sicher machen; der Neger mußte unseren
Durchmarsch, bel dem zwei Träger angeschossen und
nur 6 bis 8 Bapeas gefallen waren, für einen Er-
folg seinerseits und eine Folge unserer Angst halten.
Wenn wir zurückkehrten, mußten sie uns ge-
schlossen kommen — und das wollte ich. Das Ge-
birge streicht in mehreren Ketten geschlossen von
Mbam zum Wuri nordost-südwest. Die Sühdseite
mit ungefähr 300 m Kammhöhe über dem ge-
wachsenen Boden hatten wir jetzt erreicht, und die
Dubanja Bapeas machten uns den Ausstieg streitig.
Sie wohnen ganz anders als ihre Stammesgenossen
in der Ebene, mit denen sie natürlich verfeindet
sind, in niedrigen Lehmhäusern, die ganz zusammen-
hanglos wie Schwalbennester an den Hängen kleben.
überall ist Gestein und Geröll, das sehr glimmer-
haltig ist, vielfach tritt kahler Fels zutage, Humus
ist nur in den Rinnen und Tälern, hier aber zum
Feldbau voll ausgenutzt. Nirgends fehlt die Ol-
und Fächerpalme. Die Biaka-Dörfer hatten in
Pisang-Hainen gestanden, hier gediehen diese wie
auch die Papaias kümmerlich. Durch eine Schützen-
kette gedeckt, richtete sich die Expedition auf der
Höhe das Lager ein, und Patrouillen gingen nach
allen Seiten ins Gebirge. Gegen 5 Uhr kam ein
Trupp Dubanjas so gedeckt in das Lager der
Jaunde-Träger, daß diese von ihren Kochtöpfen auf-
gescheucht das Weite suchen mußten, bis die Bapeas
von der Lagerwache vertrieben, mit dem Erfolg, den
Trägern die Töpfe zerschlagen zu haben, abzogen.
In den nächsten Tagen machte sich der Druck der
Außenpatrouillen fühlbar, denn alle Eingeborenen-
Abteilungen verschwanden allmählich aus der Nähe