Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

Die Fus haben von den Wutes gelernt, sie 
bauen gleich ihnen geschlossene Dörfer mit den hohen 
charakteristischen Rundhütten, die ich selbst den viel- 
gerühmten Tikar-Bauten vorziehe. Alle diese 
Stämme haben früher das Sklavenmaterial für die 
Wutes abgegeben, die auch den Bapeas L#hrcd zur 
Ader gelassen haben. Seitdem dies nicht mehr ge- 
schieht, haben diese angefangen, ihre überschüssige 
Krast an den Nachbarn zu erproben und sind so 
allmählich auch zu den Jambassas gelangt, die sie 
in ihrer Wehrlosigkeit mit den vielen Stoffen und 
Perlen ganz besonders anziehend fanden. Am meisten 
gefürchtet war hier der Bapea-Häuptling Biaka, 
gegen den ich deshalb von Siondo aus zuerst 
vorging. . 
Die Bapeas hatten sich durch eine drei Stunden 
breite wüste Steppe, die tellweise dichter Dornbusch 
bedeckt, von den Fus abgeschlossen. 
Als die Spitze gegen 9 Uhr am 3. Februar auf 
die angebaute Ebene hlnaustrat, war ich erstaunt 
über das hübsche Bild, das sich bot. Soweit das 
Auge reichte, war bis zu den kahlen Bergen, von 
deren Kamm sich einige Olpalmen abhoben, alles 
Land peinlich sorgfältig bebaut, und an einen flachen 
Hügel gelehnt lagen viele Hunderte von Gehöften, 
in denen es bei unserem Anmarsch wie in einem 
Ameisenhaufen lebendig wurde. 
Wir zogen durch die Jamsfelder, die neu be- 
pflanzt waren und mit ihren Stangen für die 
Ranken ganz wie niedrige Hopfenfelder aussahen, 
die jetzt breite Straße entlang auf das Hauptdorf 
los, das mir als der Sitz des Häuptlings bezeichnet 
wurde. Rundum wurde unterdessen von den Bapeas 
geblasen, geschrien, gedroht und getrommelt. Die 
Männer, nackt bis auf einen Helm aus Affenfell, 
mit Gewehren, Speeren, Hauern und geflochtenen 
Schilden bewehrt, zogen sich seitwärts der Dörfer 
zusammen, während Weiber und Kinder die blölenden 
Schafherden forttrieben. So kam die Karawane 
ruhig fortmarschierend an das Dorf, das sich aus 
beleinanderliegenden Einzelgehöften zusammensetzt. 
Die Wohnhäuser liegen in der Regel auf Posta- 
menten aus gestampftem Lehm in einem Viereck bei- 
einander, dessen eine Seite zwei Schafställe bilden, 
die aus starken Bäumen, welche palisadenartig an- 
einandergestellt sind, gefügt und mit Bohlen belegt 
sind. Auf diesen lagern sorgfältig eingedeckt die 
Vorräte an Jams, Mais, Kassada und Erdnüssen. 
Zwischen dem starken Bollwerk, das diese beiden 
Wirtschaftsbauten bilden, liegt der kaum mannsbreite 
Zugang zu dem Gehöft, das nach außen gar keine 
Türen hat, sondern auf drei Seiten durch die hohen 
Lehmwände der langen Wohnhäuser abgeschlossen 
wird. Die Hütten sind aus rohen Stämmen, die 
mit Rohr durchflochten find, hergestellt, innen und 
außen mit Lehm bekleidet und mit Palmblattdächern 
versehen. Das Hausgerät ist reichlich und gut ge- 
arbeitet. Als Schlafstätten dienen seste Lehmbauten 
nach Art der chinefischen Kangs, nur natürlich nicht 
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heizbar, oder ein grobes Mattengeflecht. Alles ist 
fest und dauerhaft hergestellt und zeugt mit dem 
schon erwähnten sorgfältigen Anbau von einer be- 
triebsamen, tätigen Bevölkerung, die mich in allem 
— auch in ihrer Nacktheit — an die Musgu- 
Stämme im Schari-Becken erinnert. Riesenhaft 
scheint der Aberglaube der Bapeas zu sein, überall 
stehen und hängen Medizinen, und fast jedes Stück 
Vieh trägt einen Fetisch um den Hals. Zwischen 
den Gehöften begannen die Bapeas zu schießen, 
wurden aber durch ein paar wohlgezlelte Schüsse 
der Seltenpatrouillen, die später geschickt unsere 
Rückendeckung übernahmen, in respektvoller Entfernung 
gehalten, bis wir aus dem Dorf über den 10 m 
breiten Skoro hinaus waren, der, in einer breiten 
Schlucht fließend, einen natürlichen Abschnitt bildet. 
Hier erst kam die ganze Masse der Biaka-Krieger 
von allen Seiten zusammen, ließ uns aber schleßend 
und brüllend in das Gebirge abziehen, dessen Fuß 
wir gegen 1 Uhr erreichten. . 
Die Expedition war den Biako-Leuten zu un- 
erwartet gekommen; sie traten zunächst nirgends ge- 
schlossen auf und hätten also keine Gelegenheit ge- 
boten, ihnen gleich einen so vernichtenden Schlag 
beizubringen, daß eine Wirkung auch auf alle be- 
nachbarten Bapea-Stämme erzielt wurde. Deshalb 
wollte ich sie sicher machen; der Neger mußte unseren 
Durchmarsch, bel dem zwei Träger angeschossen und 
nur 6 bis 8 Bapeas gefallen waren, für einen Er- 
folg seinerseits und eine Folge unserer Angst halten. 
Wenn wir zurückkehrten, mußten sie uns ge- 
schlossen kommen — und das wollte ich. Das Ge- 
birge streicht in mehreren Ketten geschlossen von 
Mbam zum Wuri nordost-südwest. Die Sühdseite 
mit ungefähr 300 m Kammhöhe über dem ge- 
wachsenen Boden hatten wir jetzt erreicht, und die 
Dubanja Bapeas machten uns den Ausstieg streitig. 
Sie wohnen ganz anders als ihre Stammesgenossen 
in der Ebene, mit denen sie natürlich verfeindet 
sind, in niedrigen Lehmhäusern, die ganz zusammen- 
hanglos wie Schwalbennester an den Hängen kleben. 
überall ist Gestein und Geröll, das sehr glimmer- 
haltig ist, vielfach tritt kahler Fels zutage, Humus 
ist nur in den Rinnen und Tälern, hier aber zum 
Feldbau voll ausgenutzt. Nirgends fehlt die Ol- 
und Fächerpalme. Die Biaka-Dörfer hatten in 
Pisang-Hainen gestanden, hier gediehen diese wie 
auch die Papaias kümmerlich. Durch eine Schützen- 
kette gedeckt, richtete sich die Expedition auf der 
Höhe das Lager ein, und Patrouillen gingen nach 
allen Seiten ins Gebirge. Gegen 5 Uhr kam ein 
Trupp Dubanjas so gedeckt in das Lager der 
Jaunde-Träger, daß diese von ihren Kochtöpfen auf- 
gescheucht das Weite suchen mußten, bis die Bapeas 
von der Lagerwache vertrieben, mit dem Erfolg, den 
Trägern die Töpfe zerschlagen zu haben, abzogen. 
In den nächsten Tagen machte sich der Druck der 
Außenpatrouillen fühlbar, denn alle Eingeborenen- 
Abteilungen verschwanden allmählich aus der Nähe
	        
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