Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

große Dorf Bissiri liegt. Da die Bapeas überall 
auf den Hängen und Kämmen in bewaffneten 
Haufen beleinander standen, augenscheinlich auf unser 
Kommen gewartet hatten und eifrig gistikulierten 
und schrien, machte ich in Bissiri Halt, begann das 
Lager einzurichten und ließ Etajenge durch unsere 
Führer die friedlichen Absichten der Expedition ver- 
sichern, auch nach den Haussas rufen. Die Manim- 
banes verkehrten mit den Bunju-Uruku auch nur 
auf Rufwelte. Diese fragten, was wir wollten, sie 
hätten uns nicht gerufen, wir sollten umkehren, vor 
allem aber aus Bissiri herausgehen. Ich sagte, daß 
ich alles bezahlen und bis 3 Uhr stillsitzen und auf 
Lebensmittel warten würde. So ging es hin und 
her, bis wir Pisangs holen mußten, wobei die 
Bapeas zu schießen begannen. Die ganze Expeditlon 
hatte hier wleder in zwei großen, festen Höfen Platz, 
und in diesen Festungen störte uns das Schießen 
und Schreien, das während der ganzen Nacht an- 
hielt, ohne daß wir eine Patrone verfeuerten, nicht 
im geringsten. Am 12. bei Tagesanbruch ließ ich 
Träger und Lasten in Bissiri und folgte dem brelten 
Wege bergauf im Westen, wo am Tage vorher fort- 
während Leute gekommen und gegangen waren. 
Über den Kamm weg kamen wir auf eine Hoch- 
ebene, der nach Norden hin zwei bewaldete durch 
einen Sattel verbundene Berge aufgesetzt sind. Beide 
waren dicht bebaut. Hier erwarteten uns die Bunju- 
Urukus. Auf dem linken steileren lag Etajenges 
Dorf. Schon auf mehrere hundert Meter schofsen 
die Bapeas wieder ganz unsinnig. Wir stiegen un- 
bekümmert auf den rechten Berg hinauf, bis uns 
die ersten Elsenstücke erreichten, dann wurde aus- 
geschwärmt und unter Feuer der Aufstieg fortgesetzt. 
Die Bapeas stürzten nach Etajenges Dorf hinüber 
und bildeten dort vor den langen Lehmmauern eine 
dichte Masse, deren Schüsse nicht zu uns herüber- 
reichten. Ich konnte in Ruhe selbst die Soldaten 
beim Einstellen des sechs= und siebenhundert Meter- 
Visiers kontrollieren, zum Zielen ermahnen und 
zwei Salven kommandieren, nach denen drüben alles 
auseinanderstob. Nur wenige Schüsse fielen noch. 
Im Häuptlingsdorf angekommen, fanden wir Eta- 
jenge, der mit einem Hüftenschuß in ein Haus ge- 
krochen war. Noch an demselben Abend kamen die 
Verfolgungspatrouillen mit Bunju-Urukus, die ver- 
handeln wollten, und zwei alten, sehr verständigen 
Bakoko sprechenden Ndogbe Bus-Häuptlingen zurück, 
die ihnen drei Stunden westlich zugerufen hatten, 
sie wollten keinen Krieg. Wir hatten nur zwei 
Verwundete. Etajenges Dorf ist ein richtiges Felsen- 
nest und bietet eine Rundsicht ins Gebirge, wie die 
Militärstation Lolodorf mit dem Unterschiede, daß 
der mächtige Bunju-Urn-Bergstock im Süden ganz 
kahle starre Feldfarmen zeigt, während um Lolodorf 
alles Urwald ist. Auch Etajenges Dorf hat nur 
einen Eingang und ist von mächtigen, alten Bäumen 
umgeben, es faßte bequem die gesamte Expedition 
mit den herangeholten Lasten und Trägern. Die 
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Expedition blieb hier bis zum 16. Die Bunju- 
Uruku und Manimbanes stellten die jungen Leute, 
welche ich als Unterpfand ihrer Unterwerfung ver- 
langte, die Bakoko-Häuptlinge wurden reich beschenkt 
und versprachen bald zur Station zu kommen. Da 
die Expedition hier zu den westlichen Bapea 
sprechenden Stämmen gekommen war, wandte ich 
mich, den Bunju-Uru-Bergstock umgehend, dem 
Sanaga zu. Die Bunju-Uruku reichen noch in die 
Ebene hinein, die zum Fluß abfallend von Janga 
Benas, Bungandus, Banjas und Batschebas bewohnt 
wird. Letztere grenzen an die Jambassas, deren 
Dialelt sie auch sprechen, denn auch die Jambassas 
gehören, wie ich festgestellt habe, zum Bapea-Sprach- 
stamm. Wie ich in Etajenge erfuhr, hatten bis zwei 
Tage vor dem Eintreffen der Expedition Haussa- 
Jäger in Bunju-Uruku gesessen, die aber das Weite 
gesucht und auch die Eingeborenen vor uns gewarnt 
hatten. Die Eingeborenen vertreten sie gern, weil 
sie ihnen Fleisch schafften. Sie saßen seit Monaten 
unbehelligt hier mitten in Bapea und waren mit 
den von ihren Landsleuten in Jaunde als gefangen 
Ausgegebenen identisch. In Bungandu, wo wir 
am 19. lagerten, hatten sie einen zweiten Posten, 
aber auch hier waren sie abgezogen. 
Die wellige, grasbestandene Ebene zwischen 
Sanaga und Gebirge ist dicht bevöllert. Uberall 
sind die Felder sorgfältig bestellt, die Dörfer liegen 
in Palmenhainen. Die Stämme der Ebene nahmen 
die Expedition freundlich auf und stellten sämtlich 
Arbeiter zur Statlon, so daß ich am 20. Februar 
von Jambassa aus 175 junge Leute aus dem west- 
lichen Bapea-Gebiet nach der Station in Marsch 
setzen konnte, wo sie für die Firmen gegen Waren- 
bezahlung eln Jahr arbeiten sollen. Nur wenn ein 
Stamm seine jungen Leute mit dem Weißen ziehen 
läßt, ist meiner Meinung nach auf kriegerischem oder 
friedlichem Wege die Unterwersung auch in den 
Augen der Eingeborenen wirklich vollzogen. Sie 
geben mit ihren Angehörigen ein Pfand für ihr 
künftiges Verhalten in die Hand der Regierung; 
sei es aus Vertrauen oder aus Furcht. Jedenfalls 
werden diese jungen Leute, wenn sie mit ihrem Ver- 
dienst zurücklehren, die besten Kulturbringer für ihre 
Heimat. 
Am 21. Februar wurde der Marsch zu den 
nördlichen und östlichen Bapeas angetreten und in 
Assena, das wir vor dem Biaka-Gefecht passiert 
hatten, gelagert. Hier stellte sich der Bruder des 
gefallenen Biaka, erklärte seine Unterwerfung und 
Bereltwilligkeit, Arbeiter nach Jaunde zu stellen. 
Auch das erbeutete Gewehr brachten die Bapeas 
mit. Die nordöstlich von Assena wohnenden Mbatas 
hatten den vorausgesandten Boten erklärt, uns den 
Marsch durch ihr Gebiet keinesfalls zu geslatten, 
und ich war erstaunt, am 22, alle Siedlungen, die 
reichlich in der weiten Ebene verstreut lagen, voll- 
kommen verlassen zu finden. Der Stamm ist groß 
und das Hauptdorf sollten wir erst gegen 12 Uhr
	        
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