die neuen Freunde das Stück gerösteten Herzens in
ihr Blut und stecken es sich gegenseitig in den Mund.
Dieses Bruderschaftsmahl führt den Namen sogà.
Nun sagt der eine Mann mit dem Schwerte zu dem
ihm zugewiesenen Freund: „Wenn du deinem Freund
widersprichst, so soll der soga dich töten!“ und alle
Umstehenden antworten: „Ehee“ „so sei es!“ —
„Wenn du hörst, daß andere böse Worte gegen den
Freund aussagen und du es ihm nicht sagst, so soll
der sogà dich töten!“ — „Ebee!“ — Auf diese
Weise werden noch eine geraume Zeit die Pflichten
der Blutsfreundschaft hervorgehoben, und dann wird
der andere Freund auf dieselbe Weise unter die
Macht des soga gebracht. Nach vollendeter Feier
wird Essen ausgetragen, worauf ein Pombe-Gelage
folgt, das bis tief in die Nacht hinein dauert.
Über die neue Telephonlinie Duala—Edea
(Kamerun) schreibt Missionar Wittwer in Lobethal
im „Eoangelischen Heidenboten“:
Die äußeren Verhältnisse auf hiesiger Station
sind so ziemlich die glelchen geblieben. Nur ist
hinten in unserem Hofe ein bescheldenes, aber dem
Zwecke völlig entsprechendes Kakootrockenhaus erstellt
worden, während vor unserem Hause neben dem
Flaggenmaste am Ufer des Flusses sich eine hohe
eiserne Stange erhebt, von welcher aus Telephon-
drähte über den Fluß hinüber nach Edea und rück-
wärts nach Duala führen. In unserem Hause
wurde ein Apparat angebracht, so daß wir mit
Duala und Edea telephonisch verbunden sind. Da
Lobethal fast in der Mitte zwischen Duala und
Edea liegt, konnte hier für die Telephonlinie durch
Anbringung eines Apparates die nicht zu entbehrende
Kontrollstation geschaffen werden. Wir haben die
Verpflichtung, morgens und mittags je eine Stunde
den Apparat offen zu lassen, um allfällige Anfragen
und Berichte entgegenzunehmen. Aber auch zu
anderen Zelten kommen öfters Leute, Weiße und
Schwarze, um zu telephonieren. Natürlich ist diese
Neuerung für die eingeborene Bevölkerung äußerst
verlockend und interessant. Mancher sucht sich eine
Mark zu verschaffen, die Bezahlung für ein Drei-
Minuten-Gespräch, um etwa mit elnem Bruder oder
Freund, der in Edea oder Duala, oder gar in
Viktoria oder Jabassi ist, ein oft ganz unwichtiges
Gespräch zu führen. Oft ist es drollig, mitanzu-
sehen, wie so ein halbnackter großer Mensch vor
dem Apparat steht, den Schallbecher krampfhaft ans
Ohr drückt und am ganzen Leibe zittert vor Auf-
regung und aus voller Kehle ins Telephon schreit,
so daß natürlich am anderen Ende des Drahtes
nichts verstanden wird! Oft muß man lange be-
lehren und mahnen, bis der Betreffende selne Stimme
richtig mäßigen kann. Unwillkürlich denken solche
Naturkinder, daß man schon ordentlich schreien müsse,
um zmehoere Tagereisen weit entfernt verstanden zu
werden.
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Aus Otjimbingwe in Deutsch-Südwestafrika.
berichtet Missionar Olpp, daß seit Anfang April die
Arbeit wieder in ihrem ganzen Umfang ausgenommen
worden sei. Der frühere Herero-Unterkapitän Viktor
wurde ihm von dem Oberkommando als Schulmeister
überwiesen. Die vielen Bastardkinder unterrichtet
Olpp selbst, Viktor sammelt täglich 2 bis 2½⅛ Stunden
die Bergdamara= und Herero-Kinder zum Unterricht.
Für die erwachsenen Taufbewerber wird abends
Taufunterricht und Leseschule gehalten. Es sind
allein 80 Bergdamara-Tausschüler vorhanden. Aller-
dings entstehe eine fast ganz neue Bergdamara-
Gemeinde; denn von der alten seien nur noch Reste
vorhanden. Viktor hält auch regelmäßlg Andachten
für die Herero, deren allerdings nur eine kleine Zahl
am Ort anwesend sei.
Über den Talfun auf Ponape berichtet ein
Pater der dortigen Kapuziner-Mission im September-
heft von „Kreuz und Schwert“ folgende Einzelheiten:
Den Gründonnerstag 1905 werden wir aber
unser Lebtag nicht mehr vergessen. Am Morgen
hatten wir in der Klrche noch feierlichen Gottes-
dienst. Es war schon stürmisches Regenwetter, aber
nicht gerade außergewöhnlich stürmisch. Beim Mittag-
essen ging es noch ganz munter zu — ungemütlich
war es zwar schon etwas, da der Sturm fürchterlich
heulte und das durch alle Spalten und Fugen des
Hauses hereingepeitschte Regenwasser durch das ganze
Refektorium lief; aber an eine solche Kalamität, wie
sie nachher eintrat, dachte noch niemand. Plötzlich
hieß es: das Kirchendach ist fortgerissen. Wir
wohnten etwa 5 Minuten von der Kirche entfernt.
Nun galt es, das Allerheiligste in Sicherheit zu
bringen. Die Kirche war, als wir ankamen, schon
bedenklich ins Wanken geraten. Ich trug das Aller-
helligste in das neben der Kirche stehende alte Wohn-
haus, das noch etwas mehr Sicherheit zu bieten
schien. Mit Bruder Othmar kehrte ich wieder zu-
rück, um nach unserer Wohnung zu sehen — es
war keine Kleinigkeit, gegen die fürchterliche Macht
des Sturmes anzukommen. Auf halbem Wege rief
uns Bruder Coloman, der unter den Asten eines
umgeworfenen Baumes Schutz gesucht hatte, zu: „Es
ist schon alles in die Luft geslogen“. Als wir bei
unserer Wohnung anlangten, war außer den vom
Sturm zurückgelassenen Trümmern nur noch der
Fußboden da, der aber bald nachher, ohne daß die
in unmittelbarer Nähe weilenden Mitbrüder es nur
gewahrten, vom Sturm fortgerissen wurde.
Mit Pater Fidelis wollte ich nun nochmals nach
der Kirche sehen. Der Sturm nahm immer mehr
an Heftigkeit zu und machte das Gehen beinahe
lebensgefährlich; keinen Augenblick war man davor
sicher, vom Winde in die Höhe gehoben und mit
fortgerissen zu werden; jeden Augenblick sausten
Stücke der weggerissenen Häuser und Dächer —
letztere aus Wellblech — an einem vorüber. Auch