tränke sie Milch. Ihr Kleid seien die Wolken und
das Gewitter sei ihr Schlag, sie herrsche über
Mpororo, und auch die Europäer, von denen sie
allerdings noch kelinen gesehen, selen ihre Kinder, sie
hätte sie aber ganz gerne. Das alles wird in der
krelschenden Weise vorgebracht, nach jeder Frage
meinerseits, die ich in Kisuaheli gegeben habe und
die der Dolmetscher in Kipororo weitergibt, gibt es
eine lange Pause, bis die klare Antwort erfolgt, die
mir dann sofort wieder übersetzt wird.
Ich entgegne ihr, wenn Europäer in ihr Land
kämen, müsse sie ihnen friedlich gegenübertreten,
müsse ihnen bei allen Dienstleistungen, vor allem bei
der Verpflegung, behilflich sein und dürfe auch nicht
im Streit mit den Nachbarn liegen. Vor allem sei
es ihr nicht erlaubt, Wegezoll zu erheben, wie sie
das letzthin getan. Darauf sagt sie mir wieder,
in ihrem Lande werde sie Wegezoll nehmen, so viel
sie wolle, und ich solle ihr jetzt auch sofort welchen
geben. Als ich ihr nun ernst entgegentrete und sie
auffordere, sofort als Zeichen ihrer Unterwerfung und
als Buße für den neulich erhobenen Wegezoll zehn
Rinder zu stellen, macht sie lange Gegenreden, be-
hauptet, das brauche sie nicht und sie werde mich
strafen. Bei der nunmehr folgenden heftigen Aus-
einandersetzung wird sie hinter ihrer spanischen Wand
immer aufgeregter, kreischt heftig, droht mir und
allem, was in der Hütte ist, mit dem Tode, rasselt
wie mit Eisen, will aber nicht klein beigeben. Unter-
dessen habe ich leise Befehl gegeben, daß Soldaten
unauffällig außen um die Hütte treten sollten, da
ich annahm, daß hinter ihrem Verschlag vielleicht
eine geheime Offnung nach außen führe, durch die
sie sich flüchten würde. Als mir mitgeteilt wurde,
daß meine Maßnahme hergestellt sei, erkläre ich ihr,
meine Geduld sei zu Ende, im selben Augenblick
reiße ich die Matte herunter, der Feldwebel reißt
ein Stück von der geflochtenen Scheidewand ein und
im Dunkeln, das mit Bllcken nur schwer zu durch-
dringen ist, sehe ich plötzlich den Arm einer Frau,
der, hoch erhoben, mit Kupferringen geschmückt,
glänzende Eisenstäbe schwingt und mir nach dem
Gesicht schlägt und sich dann unter heftigem Kreischen
in das trockene Gras des Lagers einwühlt. Dabei
ruft sie, was mir der aufmerksame Dolmetscher sofort
wiedergibt, man solle von außen die Hütte aufbrechen,
schrelt immer lauter, besonders als ich nun eindringe
und sie fassen will, und im selben Augenblick gleitet
sie wie eine Schlange durch das Gras nach der
andern Seite in den Winkel, fast gegenüber der
Tür, dort richtet sie sich auf und sitzt da, mit
großen Augen um sich schauend. Dann kriecht
sie zu mir heran und fällt, am ganzen Körper
zitternd, vor mir nieder und umfaßt meine Knie,
um Schonung flehend. Ich beruhige sie, der
Dolmetscher sagt ihr, sie solle sich nicht fürchten,
lasse sie vor mich hinkauern und vertreibe nun die
mittlerwelle herbeigekommenen überflüssigen Gaffer,
nur der Feldwebel und der Dolmetscher bleiben bei
mir. Jener Katikiro, der anfänglich sich zu uns
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gehalten hatte, war in dem Augenblick, als ich die
Matte herunterriß, aus der Hütte geflohen, auch
hörte ich hernach von den Draußenstehenden, daß
alle Eingeborenen aus dem Dorf fortgelaufen sind.
Nun sah ich mir in Ruhe das Wunder, das ent-
schleierte Bild von Sais, an. Vor mir stand ein
schlankes, junges Mtussiweib. Als sie vorher auf
mich zugekommen war, hatte ich gesehen, daß sie,
wie alle Watussi, ziemlich groß war, von heller Farbe,
mit großen Augen, durch das ewige Leben in der
Dunkelheit mit tiefen Ringen darunter, von langen
Wimpern beschattet, scharfe, ausgesprochene Adlernase,
kleinen Mund, schöne Zähne, den Kopf schmückt eine
Mutussifrisur; sie erinnert an die bekannte Frisur der
Nubier. Sie ist bekleidet mit einem rotgefärbten,
gegerbten Fell, auf dem durch Fortschaben der Haare
weiße Flguren eingekratzt sind. Das ovale Gesicht
spricht von Klugheit und Leidenschaft, der Hals ist
schlank, die Büste schön, um den Hals trägt sie eine
Kette von großen, weißen Perlen und eine Schnur
mit Amulekten, die Schultern sind rund, die Arme
schön gesormt und schlank. Um das linke Hand-
gelenk trägt sie weiße Perlen und Drahtringe von
Messing, die je eine blaue Perle zeigen, um den
rechten Arm einen breiten Kupferring, einen aus
Messing, einen aus Leder. Unter dem Fell erscheint
ein schlankes, gut geformtes Bein mit kleinem schmalen
Fuß, um die Gelenke viel Drahtringe. Der Raum,
auf dessen Stufe sie jetzt hockt, zeigt das zerwühlte
Graslager. Bei näherem Zusehen finden wir dort
eine Kürbisflasche mit Hirsebier, den dazugehörigen
Becher (ebenfalls eine Kürbisschale) und sechs
Eisenstäbe; die Stäbe, mit denen sie nach mir
schlug und mit denen sie vorher hinter ihrem Vor-
hang rasselte
Nachdem Ruhe in der Hütte ist und sie mit
großen, fragenden Augen vor mir sitzt, erkundige
ich mich bei ihr nun, was sie zu sagen habe. Wir
seien ja alle gesund und munter, trotzdem Nyawingi
enthüllt vor uns sitze. Da wendet sie die Sache
sehr geschickt und klug, und mit leichtem Lächeln gibt
sie folgende Antwort: Nyawingi sei in die Wolken
entschwebt, sie sei nicht Nyawingi, sie sei ein
Mensch, sei die Dienerin der Nyawingi, und als
solche auch bei den Leuten bekannt und von Nyawingi
beauftragt, gegebenenfalls für sie zu reden. Ich
sage ihr, Nyawingl habe sich eine recht hübsche
Dienerin ausgesucht, worüber sie sich außerordentlich
freut, und nun erzählt sie auf meine Fragen, sie
beiße Kiakutuma, sel eine Mtussi-Frau, ihr Vater heiße
Kageie, habe früher in Ruanda gewohnt, sei aber
vom Kaiser von Ruanda vertrieben worden und nach
Movororo gezogen, wo er ihre Mutter geheiratet
habe. Sie selber sei auch verheiratet gewesen, und
zwar mit einem kleinen Häuptling aus der Nachbar-
schaft, sie habe auch zwei Kinder gehabt, die aber
plötzlich gestorben seien, wahrscheinlich ermordet.
Ayawingi, ihre Herrin, habe aber nicht gewollt, daß
ihre Dienerin einen Mann habe, und habe sie des-
halb von ihm fortgenommen, dann sei sie eine ganze