Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

4. Etappenbezirk zwischen dem 1. und 8. Bezirk 
zur Sicherung der Etappenlinie Lüderitzbucht — 
Keetmanshoop. Truppen: Ersatz-Komp. 1a, 4. Ersatz- 
Komp., 1. und 5. Etappen-Komp. 
232. 
26. September. 
Die auf telegraphische Anfrage vom General- 
leutnant v. Trotha aus Keetmanshoop eingegangene 
Antwort ergibt, daß die vom „Bur. Reuter“ aus 
Kapstadt, den 20. September, gebrachte Meldung 
von einem Uberfall auf elnen deutschen Konvoi unweit 
Keetmanshoop frei erfunden ist. Ein Uberfall auf 
einen Wagentransport oder' eine Fortnahme von 
Wagen und Munition hat nicht stattgefunden. 
Die nach dem Gefecht bei Nubib am 13. Sep- 
tember durch Major Meister eingeleitete Verfolgung 
ergab, daß der Feind nach allen Seiten auseinander- 
gesprengt ist. Auf größere Banden ist man nicht 
mehr gestoßen: die Verfolgung wird fortgesetzt. Das 
weitere Absuchen des Gefechtsfeldes vom 13. Sep- 
tember ergab, daß der Gegner 80 Tote, darunter 
20 Herero, verloren hat. Auch wurden weitere 
30 Pferde sowie viel Groß= und Kleinvieh gefunden. 
Deuksch-Neu-Guinra. 
Rundreise im Bezirk Friedrich-Wilbelmsbafen. 
Der Kaiserliche Bezirksamtmann Reglerungsrat 
Stuckardt in Friedrich-Wilhelmshafen berichtet 
über eine im Juni d. Is. von ihm ausgeführte 
Dienstreise, wie folgt: 
Am 11. Juni 1905, morgens 6 Uhr, ging ich 
mit dem „Seestern“ nach der Insel Karkar in See, 
um Polizeisoldaten und Arbeiter nach Ablauf ihrer 
Dienstzelt in die Heimat zurückzubringen. Die Ab- 
setung der Leute nahm etwa eine Stunde in An- 
spruch. Das Fehlen eines geeigneten Ankergrundes 
verhinderte eine Erfüllung der Wünsche der Ein- 
Heborenen, sich den zum erstenmal vor Karkar 
liegenden Gouvernementsdampfer ansehen zu können. 
Gegen 4 Uhr nachmittags ging der „Seestern“ in 
Potsdamhafen (Mumbuan) vor Anker. 
Der nächste Vormittag wurde durch dienstliche 
Besprechungen mit dem Pater Vormann und den 
dort anwesenden Stationsvorstehern der Neu- 
Gulneo-Kompagnie von Potsdamhafen, Nubia, Seleo 
und Walis ausgefüllt. Nachmittags wurde mit den 
früheren Polizeisoldaten deren Dörfern ein Besuch 
abgestattet. Die deutschsprechende Schuljugend be- 
leh mit größtem Interesse den Gouvernements- 
er. 
Um 10 Uhr abends wurde die Fahrt fort- 
gesetzt. Am 13. Juni 1905 gegen 9 Uhr vor- 
mittags erreichten wir Walit. Es erfolgte hier die 
Absetzung zweier Polizeisoldaten, die mangels eines 
Fahrzeuges und geeigneter Verbindung mehrere 
581 
  
Monate über ihre Dienstzeit hinaus zurückbehalten 
werden mußten. Nach 1½ stündigem Aufenthalte 
wurde die Fahrt nach Tamara fortgesetzt und dort 
gegen 4½ Uhr nachmittags vor Anker gegangen. 
Es folgte ein kurzer Besuch der Milssionsstation. 
Am 14. Juni, morgens 4 Uhr, lichtete der „See- 
stern“ die Anker, um nach Waropu zu gehen. Hier 
war der Kompagnledampfer „Siar“ bei seiner 
letzten Anwesenheit angeblich auf Schwierigkeiten 
gestoßen, die Bewohner sollen eine drohende Haltung 
angenommen und die Boote der „Siar“ dadurch 
veranlaßt haben, die Insel schnell zu verlassen. 
Aus diesem Grunde wurde der Platz aufgesucht, 
um näheres in Erfahrung zu bringen. Nach 
Passieren der Barre und der sehr seichten Lagune 
bis zum Dorfe eilten die Eingeborenen in großer 
Zahl herbel. Alle Fragen nach dem Vorfall der „Siar“ 
und einem kürzlich stottgehabten Kampf mit den Arop- 
Leuten, bei dem einige Männer getötet sein sollen, 
hatten kelnen Erfolg. Um 8½ Uhr ging der 
„Seestern“ nach Leitere (Mussuli, Massilia) in See, 
wo die Ankunft 12 Uhr mittags erfolgte. Die 
Lagune, in der sich die Pfahlbauten der Bewohner 
befinden, wird nur durch einen schmalen Sandstrand 
von der See getrennt. Anlaß zum Aufsuchen des 
Platzes bot die Erzählung des Stationsvorstehers 
Steffens, daß sich dort drei Malayen zur Ausübung 
der Jagd auf Paradiesvögel befänden, die Arop- 
Leute hätten erzählt, wenn sie wieder mit einem 
anderen Dorfe Streit bekämen, gingen sie nach 
Leitere zu den Malayen, ließen sich Gewehre geben 
und würden dann schon ihre Gegner niederwerfen. 
Bei dem Besuch des Dorfes fiel sogleich ein nach 
malayischer Art mit niedrigem Dach gebautes Haus 
auf. Die Eingeborenen erklärten auch, dieses Haus 
würde von den Maloyen bewohnt, die in einem 
Boot wie die Weißen kämen; augenblicklich seien sie 
nicht da, sie seien weggefahren, als die „Siar“ ge- 
kommen wäre. Es gebe sehr viele Paradiesvögel 
und Krontauben im Busch, und die Malayen hätten 
einem Eingeborenen namens Marek ein Gewehr 
zurückgelassen, um für sie zu schießen; Marek sei 
beim Näherkommen des Schiffes in den Busch ge- 
flohen. Nach den Beschreibungen der Eingeborenen 
führen die Malayen Vorderlader. Eine Durch- 
suchung des Hauses führte zu keinem Ergebnis. 
Die Eingeborenen erzählten noch, die Lagune diene 
vielen Krokodilen zum Aufenthalt, die nachts auf 
den Gerüsten der eingefallenen Häuser schliefen, von 
ihnen mit Speeren erlegt würden und ein leckeres 
Essen abgöben. Saksak war im Dorfe in großen 
Mengen vorhanden. Am Ufer waren mehrere Leute 
damit beschäftigt, Saksak zu bereiten. Aus einem 
Stück einer geschlagenen Sagopalme wurde das 
Mark mit einem Steinbeil herausgehauen und so- 
dann in einem Trog ausgewaschen, der aus dem 
unteren breiten Tell eines Palmenblattes bestand. Als 
Sieb war der Bast der Kokosnußpalme vorgebunden. 
Aus dem Trog lief das Wasser mit dem aus-
	        
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