gewaschenen Sago in ein darunter gestelltes, wannen-
artiges Gefäß aus den Blättern des Pandanus,
während die groben Rückstände im Trog zurück-
blieben. In der Wanne setzte sich der Sago an
dem Boden nieder. Das Wasser floß in elne zweite
Wanne und von da in die Lagune. Die Ein-
geborenen klagten über Belästigung durch die Berg-
bewohner beim Fällen der Sagopalmen. Da ihnen
das Vorhandensein eines Gouvernements und eines
Bezirksamtes völlig unbekannt war, trat ich mit
ihnen wegen Abgabe einiger Leute in Unterhand-
lung, um sie mit den genannten Einrichtungen be-
kannt zu machen. Es erklärten sich auch 4 Leute
bereit, mitzukommen, als sie die im Verhältnis zu
den Handelswaren der hlesigen Administration vor-
züglichen Axte, Messer usw. an Bord des „See-
stern“ sahen. Eine große Rolle spielte außerdem
die von dem Kapitän gespendete rote Farbe
(Menmig). Wie an den anderen Plätzen machte sich
auch hier anfangs eine große Furcht bemerkbar, das
Schiff zu betreten. Sie fürchteten offenbar, ohne
ihr Einverständnis einfach mitgenommen zu werden.
Es müssen wohl in dlesem Punkt schlechte Er-
fahrungen gemacht sein. Den Gegensatz dazu bildete
ein stattlicher junger Mann, der von seinen An-
gehörigen gewaltsam am Mitgehen gehindert wurde
und deshalb in bittere Tränen ausbrach. Gegen
3 Uhr verließ der „Seestern“ Leltere und ging um
5½ Uhr vor dem Dorfe Wanimo im Angriffshafen
vor Anker.
Die Eingeborenen kamen alsbald in vielen
Kanus, noch geschmückt vom Sing-Sing tags vor-
her, an den „Seestern“ heran und boten allerlei
Wassen zum Tausche an. Am 15. Juni d. Js.
wurde das sehr stark bevölkerte Dorf besucht. Nach
einem längeren Aufenthalt unter dem Tabaranhause
wurde der Rückweg zum Strande angetreten. Die
Häuser erreichen eine beträchtliche Höhe und sind
in Kegelform gebaut. Die Spitze ziert bei den
meisten eine Orchidee, von denen mehrere in voller
Blüte standen. Auch Ringe von gekeimten Kokos-
nüssen finden sich um manche Dächer. Zum Schutze
gegen die reichlich vorhandenen Schweine sind die
Häuser mit Bretterzäunen umgeben. Die große
Anzahl der Weiber und Kinder fiel allgemein auf.
Ebenso die Größe und Menge der Schildkrötenschalen,
unter denen sich jedoch fast keine mit echtem Schild-
patt befand. Es waren fast nur sogenannte grüne
Schalen. Den begehrtesten Handelsartlkel bildeten
Angelhaken. Bon der Anwesenheit von Malayen
war nichts in Erfahrung zu bringen. Eine Abgabe
von Leuten wurde mit der Begründung abgelehnt,
zunächst müßten die bereits angeworbenen erst zurück
sein. Nachdem sie noch an Bord die großen
Spiegel, das Grammophon des Kapitäns und vor
allem einige ihnen gezeigte Stücke Eis gebührend
bewundert, letztere auch zum Einreiben des ganzen
Körpers benugzt hatten, verließ der „Seestern“ gegen
11 Uhr den Angriffshafen und ankerte nachmittags
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um 7 Uhr wieder vor Damara. Unterwegs, kurz
nach dem Verlassen des Hafens, wurde noch auf
zwei weit außen auf See befindliche Kanus zu-
gehalten, um nachzusehen, ob sich etwa Malayen
darin befänden. In jedem saß jedoch nur ein
Wanimo-Mann in seiner so überaus einfachen Kleidung.
Sie tragen bekanntlich nur eine gelbe ausgehöhlte
Frucht über dem Penis. In großer Angst nahmen
sie das Segel herunter und suchten dem vorbei-
fahrenden „Seestern“ durch krampfhaftes Rudern
zu entkommen. Erwähnenswert ist noch, daß eine
ganz außerordentlich große Herde von Delphinen
am Schiffe vorbeizog.
Am 16. Juni 1905, morgens um 6 Uhr, wurde
zunächst das Tamara gegenüberliegende Festland
aufgesucht und zu diesem Zwecke vor der Mündung
des Raju Anker geworfen. Die Einfahrt in den
Fluß erfolgte mit Kanus. Nach Besichtigung der
von der katholischen Mission über den Fluß an-
gelegten Brücke fand eine Vorstellung der auf der
Station Tadji seitens der Neu-Gulnea-Kompagnie
beschäftigten Arbeiter statt. Nach Tamara zurück-
gekehrt, fand sich Pater Erdweg an Bord zu einer
Besprechung. Sodann wurde noch ein zwischen
den Bewohnern der Inseln All und Seleo über
Fischereigerechtigkeiten ausgebrochener Streit ent-
schieden. Die Leute von Seleo beklagten sich dar-
über, daß die All-Leute auf den Seleo umgebenden
Rifsfen Steine aufgerichtet und erklärt hätten, ihr
Fischgebiet reiche bis zu diesen Grenzmarken und
die Seleo-Leute hätten keine Berechtigung, dort zu
fischen. Bei der bekannten geringen Wahrheitsliebe
der Eingeborenen und ihrer außerordentlichen Ge-
schicklichkeit, ihnen günstige Momente auszunutzen,
hätte sich auch bei langwierigen Verhandlungen der
eigentliche Rechtszustand nicht feststellen lassen. Ich
habe deshalb angeordnet, daß die Ali-Leute auf den
ihre Insel umgebenden, die Seleo-Leute auf den
Seleo umschließenden Riffen fischen sollten. Mission,
Stationsvorsteher und Eingeborene sind hiervon ver-
ständigt. Nach einer Revision des Dynamitlager-
buches der Station Seleo wurde die Rückfahrt nach
Walis angetreten. Die Ankunft dort erfolgte gegen
3½ Uhr. Hier wurden 2 beurlaubte Polizei-
soldaten wieber an Bord genommen, denen 2 andere
neu angeworbene folgten.
Abends 6 Uhr wurde die Fahrt nach Potsdam-
hafen angetreten. Die Ankunft erfolgte am 17. Juni
1905, vormittags 9 Uhr. Nach zweiftündigem
Aufenthalt ging der „Seestern“ wieder in See und
traf abends 7 Uhr in Friedrich-Wilhelmshafen ein.
Am 19. Juni 1905, vormittags 6 Uhr, wurde
die Reise nach dem östlichen Teile des Bezirks an-
getreten. Bisher war es noch nicht möglich, die
Bili-Bili-Leute für ihre Teilnahme an der Erhebung
im Juli 1904 gebührend zu bestrafen. Es wurde
zunächst Constantinhafen angelaufen. Während der
„Seestern“ dort vor Anker lag, suchte ich die
Missionsstation Bongu auf und besprach die Bili-