Der berühmte Cedernwald bedeckt in 14 km
Entfernung westlich von Teniet el Haad einen huf-
eisenförmigen Gebirgszug, dessen Grat zwischen 1400
bis 1700 m Höhe schwankt. Mit sehr guten Augen
kann man einige expontert stehende Cedern von
Teniet aus schon erkennen. Ich machte mich am
Morgen nach meiner Ankunft mit einem jungen
Araber auf den Weg. Auf abkürzenden Wegen ging
es über Wiesen mit schöner und interessanter Kompo-
siten-- und Umbelliferenvegetation (Carlina sp. sp.,
Tanomon Acuna, Eryngium, Echinops, Sco-
U#mus usw.) hinan. Der Eindruck der Landschaft
war genau der der Seevoralpen. Nach einer Stunde
guten Marsches hatte ich den Parasol, eine wegen
ihrer Schirmform so genannte, auf einem Felsen
isoliert stehende Ceder, erreicht. Die Cedern wurden
immer häufiger, zuerst gemischt mit Quercus Ilex,
höher hinauf mit Quercus Mirbeckil und Qu. Suber,
in höheren Lagen der Bestand immer reiner. Der
gute, schwarze, aber ziemlich schwere Waldboden war
durch die Trockenheit vielfach tief zerrissen. Die
Cedern waren eben im Begriff zu blühen, vorjährige
welbliche Zapfen sah ich nur an einer Stelle, doch
unerreichbar hoch. Nach etwa dreistündigem Marsche
durch den 1500 ha großen Cedernwald kamen wir
beim Forsthause „Le rond point des Cidres“ an,
einem unbeschreiblich schön unter einer mächtigen
Cederngruppe gelegenen Gehöft in 1450 m Höhe.
Der Förster gab mir bereitwilligst alle mögliche
Auskunfst über das Klima des Cedernwaldes sowie
über die Ceder selbst. Ich war nicht erstaunt zu
hören, daß im Wald im Winter oft über 1 m Schnee
liegt und ihn stellenweise völlig ungangbar macht,
sowie daß die Kälte oft 10° C. beträgt, da mir die
Leute in Teniet schon erzählt hatten, daß dort bei
1120 m Höhe sogar meterhoher Schnee länger als
eine Woche liegen bleibt.
Da die Ceder sehr leicht keimt, so legt man keine
Cedersaatkämpe an, sondern lockert nur auf Blößen
ein wenig den Boden und steckt die Samen an Ort
und Stelle. Auf dem ganzen Wege hatte ich zu
tausenden an den verschiedensten Stellen, besonders
auch auf den hartgetretenen Wegen Cedern gefunden,
die im vergangenen Frühjahr geleimt hatten. Auf
meine Bitte erhielt ich einen Sack vorjähriger Cedern-
zapfen, welche 400 g reinen Samen ergaben. Ich
halte die Ceder, speziell die Atlasceder, für eine der
wenigen Coniferen, die mit ziemlicher Aussicht auf
Erfolg auf den Glimmerschieserhügeln in und um
Windhuk angebaut werden können. Salz verträgt
die Ceder entschieden nicht; bei der Anzucht in den
bei uns üblichen Konservenbüchsen sammelt sich in
der Erde trotz der guten durch Löcher und Kieselschicht
hergestellten Drainage nach kurzer Zeit zu viel Salz
an, welches den Tod vieler Pflanzen herbeiföhrt.
äi Versuch mit dem Ausstecken von Cedernsamen
an den Glimmerschieferhügeln Windhuks bietet ziem-
liche Garantie auf Erfolg, wenn diese Arbeit nach
dem ersten starken Regen vorgenommen wird, da
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auf diesen Hügeln die durch die Verwitterung des
Glimmers und Feldspaths freiwerdenden Alkalien durch
jeden Regen hinabgespült werden, sich ober nie an-
sammeln können. Den besten Beweis für das Nicht-
vorhandensein von schädlichen Alkalien bietet das
regelmäßige Vorkommen dreier Farnarten an diesen
Orten. Alkallen aber sind der größte Feind aller
Farne.
Auf der Eisenbahnfahrt nach Blida durch das
Gebirge zwischen der Cheliffebene und der Metidscha-
ebene waren mir am interessantesten die massenhaft
im Callitriswalde wildwachsenden Olivenbäume, von
denen erst kürzlich Tausende veredelt worden waren;
denn die gepfropsten Aststümpfe waren noch mit den
schützenden weißen Leinwandlappen umwickelt. Der
Reichtum des ganzen Landes an großen, alten, nicht
gepflanzten, sondern wildwachsenden Oliven ist außer-
ordentlich und beläuft sich auf viele Millionen.
Prof. Trabut sagte mir, daß die an wilden Oliven
gemachten Veredelungen schon nach dem zweiten
Jahre einen ungefähr kubikmetergroßen Besen bildeten
und sich die Arbeit des Veredelns schon im zweiten
oder dritten Jahre bezahlt gemacht habe. Auch in
Südwestafrika besitzen wir wildwachsende Oliven, eine
der europäischen außerordentlich nahe verwandte Art,
welche sicher mit Vorteil mit guten Sorten euro-
pälscher Oliven veredelt werden kann. Ich fand
diese wilde Oltve, die ja nur ligusterbeerengroße
Früchte gibt, in Menge in den Schluchten der Süd-
selte der Auasberge, auf Farm Hoffnung (Siedlungs-
gesellschaft) am Omatako, bei Ojinene, Otawi,
Grootfontein usw.
In der Oase Biskra widmete ich mich dem
Studium der dortigen Dattelpalmenkultur. Ein
breiter Bach, welcher der sehr starken Quelle 2 km
vberhalb der Stadt am Oued Biskra entspringt,
dient der regelmäßigen Bewässerung. Im Süden
der Stadt erstreckt sich längs der beiden Ufer des
Oued Biskra die etwa 150 000 Palmen zählende
Oase, die außerdem noch an 5000 Ollven, sehr viele
Feigen, Pfirsich= und Aprikosenbäume enthält.
Der Boden ist überall sehr stelfer Lehm, derselbe,
aus welchem die Häuser der Araber von Alt--Biskra
sowie die Manern um die einzelnen Dattelgärten
gebaut find. Jede Dattelpalme ist von einer Grube
umgeben, die ½ bis 1 chm Wasser hält, aus welcher
ein Graben das hineingeleitete Wasser zur nächsten
Palme führt, sobald die Grube voll ist. Diese Be-
wässerung wird jede Woche einmal vorgenommen.
Jeder Dattellandbesitzer hat nach der Größe selnes
Grundstücks das Wasserrecht für eine entsprechende
Anzahl Stunden pro Woche; Streltigkelten wegen
des Wassers, die oft zu Prozessen führen, kommen
natürlich vor. Ich sah eine Anzahl neuangelegter
Dattelgärten, die Stecklinge fingen eben zum großen
Teile an zu treiben. Sie werden als acht= bis
zehnblätterige Schosse, die an der Basis des Stammes
bei alten Dattelpalmen oft in großer Anzahl aus-
treiben, abgehackt und die Wunde abgesägt oder glatt-