Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

Der berühmte Cedernwald bedeckt in 14 km 
Entfernung westlich von Teniet el Haad einen huf- 
eisenförmigen Gebirgszug, dessen Grat zwischen 1400 
bis 1700 m Höhe schwankt. Mit sehr guten Augen 
kann man einige expontert stehende Cedern von 
Teniet aus schon erkennen. Ich machte mich am 
Morgen nach meiner Ankunft mit einem jungen 
Araber auf den Weg. Auf abkürzenden Wegen ging 
es über Wiesen mit schöner und interessanter Kompo- 
siten-- und Umbelliferenvegetation (Carlina sp. sp., 
Tanomon Acuna, Eryngium, Echinops, Sco- 
U#mus usw.) hinan. Der Eindruck der Landschaft 
war genau der der Seevoralpen. Nach einer Stunde 
guten Marsches hatte ich den Parasol, eine wegen 
ihrer Schirmform so genannte, auf einem Felsen 
isoliert stehende Ceder, erreicht. Die Cedern wurden 
immer häufiger, zuerst gemischt mit Quercus Ilex, 
höher hinauf mit Quercus Mirbeckil und Qu. Suber, 
in höheren Lagen der Bestand immer reiner. Der 
gute, schwarze, aber ziemlich schwere Waldboden war 
durch die Trockenheit vielfach tief zerrissen. Die 
Cedern waren eben im Begriff zu blühen, vorjährige 
welbliche Zapfen sah ich nur an einer Stelle, doch 
unerreichbar hoch. Nach etwa dreistündigem Marsche 
durch den 1500 ha großen Cedernwald kamen wir 
beim Forsthause „Le rond point des Cidres“ an, 
einem unbeschreiblich schön unter einer mächtigen 
Cederngruppe gelegenen Gehöft in 1450 m Höhe. 
Der Förster gab mir bereitwilligst alle mögliche 
Auskunfst über das Klima des Cedernwaldes sowie 
über die Ceder selbst. Ich war nicht erstaunt zu 
hören, daß im Wald im Winter oft über 1 m Schnee 
liegt und ihn stellenweise völlig ungangbar macht, 
sowie daß die Kälte oft 10° C. beträgt, da mir die 
Leute in Teniet schon erzählt hatten, daß dort bei 
1120 m Höhe sogar meterhoher Schnee länger als 
eine Woche liegen bleibt. 
Da die Ceder sehr leicht keimt, so legt man keine 
Cedersaatkämpe an, sondern lockert nur auf Blößen 
ein wenig den Boden und steckt die Samen an Ort 
und Stelle. Auf dem ganzen Wege hatte ich zu 
tausenden an den verschiedensten Stellen, besonders 
auch auf den hartgetretenen Wegen Cedern gefunden, 
die im vergangenen Frühjahr geleimt hatten. Auf 
meine Bitte erhielt ich einen Sack vorjähriger Cedern- 
zapfen, welche 400 g reinen Samen ergaben. Ich 
halte die Ceder, speziell die Atlasceder, für eine der 
wenigen Coniferen, die mit ziemlicher Aussicht auf 
Erfolg auf den Glimmerschieserhügeln in und um 
Windhuk angebaut werden können. Salz verträgt 
die Ceder entschieden nicht; bei der Anzucht in den 
bei uns üblichen Konservenbüchsen sammelt sich in 
der Erde trotz der guten durch Löcher und Kieselschicht 
hergestellten Drainage nach kurzer Zeit zu viel Salz 
an, welches den Tod vieler Pflanzen herbeiföhrt. 
äi Versuch mit dem Ausstecken von Cedernsamen 
an den Glimmerschieferhügeln Windhuks bietet ziem- 
liche Garantie auf Erfolg, wenn diese Arbeit nach 
dem ersten starken Regen vorgenommen wird, da 
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auf diesen Hügeln die durch die Verwitterung des 
Glimmers und Feldspaths freiwerdenden Alkalien durch 
jeden Regen hinabgespült werden, sich ober nie an- 
sammeln können. Den besten Beweis für das Nicht- 
vorhandensein von schädlichen Alkalien bietet das 
regelmäßige Vorkommen dreier Farnarten an diesen 
Orten. Alkallen aber sind der größte Feind aller 
Farne. 
Auf der Eisenbahnfahrt nach Blida durch das 
Gebirge zwischen der Cheliffebene und der Metidscha- 
ebene waren mir am interessantesten die massenhaft 
im Callitriswalde wildwachsenden Olivenbäume, von 
denen erst kürzlich Tausende veredelt worden waren; 
denn die gepfropsten Aststümpfe waren noch mit den 
schützenden weißen Leinwandlappen umwickelt. Der 
Reichtum des ganzen Landes an großen, alten, nicht 
gepflanzten, sondern wildwachsenden Oliven ist außer- 
ordentlich und beläuft sich auf viele Millionen. 
Prof. Trabut sagte mir, daß die an wilden Oliven 
gemachten Veredelungen schon nach dem zweiten 
Jahre einen ungefähr kubikmetergroßen Besen bildeten 
und sich die Arbeit des Veredelns schon im zweiten 
oder dritten Jahre bezahlt gemacht habe. Auch in 
Südwestafrika besitzen wir wildwachsende Oliven, eine 
der europäischen außerordentlich nahe verwandte Art, 
welche sicher mit Vorteil mit guten Sorten euro- 
pälscher Oliven veredelt werden kann. Ich fand 
diese wilde Oltve, die ja nur ligusterbeerengroße 
Früchte gibt, in Menge in den Schluchten der Süd- 
selte der Auasberge, auf Farm Hoffnung (Siedlungs- 
gesellschaft) am Omatako, bei Ojinene, Otawi, 
Grootfontein usw. 
In der Oase Biskra widmete ich mich dem 
Studium der dortigen Dattelpalmenkultur. Ein 
breiter Bach, welcher der sehr starken Quelle 2 km 
vberhalb der Stadt am Oued Biskra entspringt, 
dient der regelmäßigen Bewässerung. Im Süden 
der Stadt erstreckt sich längs der beiden Ufer des 
Oued Biskra die etwa 150 000 Palmen zählende 
Oase, die außerdem noch an 5000 Ollven, sehr viele 
Feigen, Pfirsich= und Aprikosenbäume enthält. 
Der Boden ist überall sehr stelfer Lehm, derselbe, 
aus welchem die Häuser der Araber von Alt--Biskra 
sowie die Manern um die einzelnen Dattelgärten 
gebaut find. Jede Dattelpalme ist von einer Grube 
umgeben, die ½ bis 1 chm Wasser hält, aus welcher 
ein Graben das hineingeleitete Wasser zur nächsten 
Palme führt, sobald die Grube voll ist. Diese Be- 
wässerung wird jede Woche einmal vorgenommen. 
Jeder Dattellandbesitzer hat nach der Größe selnes 
Grundstücks das Wasserrecht für eine entsprechende 
Anzahl Stunden pro Woche; Streltigkelten wegen 
des Wassers, die oft zu Prozessen führen, kommen 
natürlich vor. Ich sah eine Anzahl neuangelegter 
Dattelgärten, die Stecklinge fingen eben zum großen 
Teile an zu treiben. Sie werden als acht= bis 
zehnblätterige Schosse, die an der Basis des Stammes 
bei alten Dattelpalmen oft in großer Anzahl aus- 
treiben, abgehackt und die Wunde abgesägt oder glatt-
	        
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