Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

Sum Außenhandel des deutsch · ostafritanischen Schutz- 
Jgebiets im Ralenberjabre 3904.*) 
Der Außenhandel des deutsch-ostafrlkanischen 
Schutzgebiets hat sich seit dem Jahre 1896 folgen- 
dermaßen entwickelt: 
  
  
  
  
  
- Gesamt- 
Einfuhr Ausfuhr 
Kalenderjahr · handel 
iir. Mr. * 
1896 8 665 746117 47212 783 218 
1897. . .. 043 4939252 13952 698 
1898 11 852 666 4332 9406 185 601 
1899 10 822 5863 937 100|14759 736 
19000 12030 4293 16 324 185 
19000 9510 766 623 471 134 
1900. 858 463 5283 290014141 758 
1903 einschl. Geld 11 188 0507054 8242257 
1903 ausschl. Geld 10 151 450 6 668 49916819 949 
1904 einschl. Geld 14 338 888 8 950 23289 453 
1904 ausschl. Geld 112 648 654/ 8 681 5711 21330 225 
Das Jahr 1904 weist in dieser Reihe sowohl 
in der Einfuhr wie in der Ausfuhr die höchsten 
bisher erreichten Ziffern auf. Der Gesamtumsatz 
des Schutzgebiets übertrifft mit 23 289 453 Mk. 
denjenigen des Vorjahres um mehr als 5 000 000 Mk., 
also um mehr als 21½ v. H. Dieser erfreuliche 
Aufschwung liegt in der offenbar stetigen Entwicklung 
des Schutzgeblets und in der wirtschaftlichen Er- 
schließung des Seengebiets durch die an dasselbe 
heranreichende englische Uganda-Eisenbahn begründet. 
Der Außenhandel des Küstengebiets ist bei der Ein- 
fuhr von 10 688 804 Mk. auf 12890 5681 Mk., 
also um 2201777 Mk., bei der Ausfuhr von 
6738 906 auf 7666 285 Mk., also um 927 379 Mk., 
mithin der Gesamthandel des Küstengebiets von 
17 427710 Mk. auf 20 556 860 Mk., also um 
9129 156 Mk. gestiegen. Der Außenhandel der 
Seengeblete ist von 800 549 Mk. im Kalenderjahre 
1903 auf 2732 587 Mk., also um 1 932 038 Mk. 
oder um rund das 31 fache gestiegen. Bei diesem an 
sich schon günstigen Gesomtergebnis des Handels des 
Schutzgebiets muß aber noch hervorgehoben werden, 
daß die Steigerung des Handels über die Küsten- 
grenze noch hinter den Erwartungen zurückgeblieben 
ist, weil ein verspätetes Einsetzen der Hauptregenzeit 
im Berichtsjahre und elne darauf folgende anhaltende 
Dürre in vielen, namentlich den nördlichen Gebleten 
des Landes die Ernte und damit die Kaufkraft der 
Bevölkerung nachtellig beeinflußt hat. Es wurde 
hierdurch auch in den Küstengebieten eine gesteigerte 
Einfuhr von Korn= und Hülsenfrüchten bedingt, die 
mit 986750 Mk. um 317 539 Mk. höher war 
als im Vorjahre. Die größte Zunahme entfällt 
hiervon mit 268 928 Mk. auf Reis. Die gegen 
das Vorjahr eingetretene Steigerung der Einfuhr 
bel Tabakfabrikaten auf 249985 Mk. um 48967 Mk. 
*) Die statistischen Tabellen befinden sich in der Bei- 
lage zu bieser Nummer. 
  
638 — 
und bei Salz auf 156 808 Mk. um 1136624 Mk. 
ist nicht auf ein erhöhtes Verbrauchsbedürfnis, son- 
dern darauf zurückzuführen, daß vor dem am 1. April 
1904 erfolgten Inkrafttreten der neuen Zollverord= 
nung zur Vermeidung der damit verbundenen erhöhten 
Einfuhrabgaben größere, den Bedarf des Schutzgebiets 
auf längere Zeit deckende Mengen zur Einfuhr ge- 
bracht sind. Die Steigerung der Einfuhrwerte der 
Baumwollgewebe auf 8125758 Mk. um 1930 683 Mk. 
gegen das Vorjahr ist auf das Steigen der Baum- 
wollpreise auf dem Weltmarkt zurückzuführen, da die 
Einfuhr infolge der durch die Mißernte hervorgeru- 
senen Verringerung der Kaufkraft der Eigeborenen 
der Menge nach auf 1 279 424 kg um 97 494 kg 
zurückgegangen ist. Die Fortführung der Eisenbahn 
von Korogwe nach Mombo und eine erhöhte Bau- 
tätigkelt hat eine Stelgerung der Einfuhr von Elsen- 
und sonstigen Metallwaren und Maschinen bewirkt. 
Gegen das Vorjahr sind an „Eisernen Schienen, 
Stangen, Blöcken usw.“ mit 579 390 Mk. für 
480 868 Mk., an „nicht besonders genannten Eisen- 
waren“ mit 499 206 Mk. für 108 918 Mk., an 
„Waren aus unedlen Metallen“ mit 383 799 Mk. 
für 211 364 Mk., an „Maschinen für landwirtschaft- 
liche Betriebe“ mit 118 185 Mk. für 23 469 Mk., 
an „Maschinen für industrielle Betriebe“ mit 
144 629 Mk. für 80 007 Mk. und an „Transport- 
maschinen“ mit 153 753 Mk. für 72 601 Mk. im 
Berichtsjahre mehr eingeführt als im Voriahre. 
Der Rückgang der Einfuhr an „siillen Weinen“ auf 
119 284 Mk. um 23 268 Mk. und an Bier auf 
126 588 Mk. um 17 548 Mk. ist auf das Aufblühen 
der Bierbrauerei in Daressalam, die das Schutzgebiet 
mit einem leichten mit den eingeführten schwereren 
Getränken in Wettbewerb tretenden Bier versorgt, 
zurückzuführen, ebenso wie der Rückgang der Einfuhr 
von „Seifen aller Art“ auf 117 .077 Mk. um 
24 098 Mk. auf das Aufblühen der Seifenfabrik in 
Tanga. Die hohe Einfuhrziffer für „Gemünztes Geld“ 
1 036 600 Mk., welche um 608 968 Mk höher ist 
als die des Vorjahres ist eine Folge des neuen am 
1. Mal 1904 in Kraft getretenen Münzgesetzes, 
welches eine Versorgung des Schutzgebiets mit den 
neuen Münzsorten bedingte. 
An der Steigerung der Einfuhr über die Binnen- 
grenze um 499 248 M. im Vorjahre auf 1448 307 M. 
im Berichtsjahre, also um 949 059 Mk., nimmt 
die Position „Baumwollgewebe“ mit mehr als 
700 000 Mk. den Hauptantell. 
Das seit dem Jahre 1900 beobachtete stetige 
Steigen der Ausfuhr hat auch im Berichtsjahre er- 
freulicherweise angehalten, wiewohl die bereits er- 
wähnte anhaltende Dürre im größeren Teile des 
Küstengebiets eine geringere Produktion und damit 
einen Rückgang der Ausfuhr der Eingeborenen- 
Nahrungsmittel zur Folge gehabt hat. Im Küsten- 
gebiete ist die Ausfuhr von Korn= und Hülsenfrüchten 
von 321 259 Mk. im Vorjahre auf 162 769 Mk.,
	        
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