Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

Ich habe nun die ganze Expedition herangezogen 
und vom neuen Posten Abong-mbang und dem Kriegs- 
lager Abong-ndume aus, die etwa 1½ Fahrstunden 
auseinanderliegen, vom 18. März ob Krieg geführt, 
ohne aber bisher eine Unterwerfung erzielt zu haben. 
Das Nordufer, an dem die Faktoreien llegen, ist 
bisher ruhig geblieben. Auch hat die Tellexpedition 
Schlief, die dort zum oberen Nyongdepot der Gesell- 
schaft Südkamerun marschiert ist, friedlich durch- 
kommen können. Unter Hinterlassung einer Wache 
habe ich sie hierher gezogen. 
Die sämtlichen gefährdeten Angestellten der Ge- 
sellschaft Südkamerum sind — teilweise unter leb- 
haften Kämpfen — in den Distrikt Nyongdepot—Bini 
überführt worden. Bis auf geringe Ausnahmen ist 
in diesem Flußabschnitt jetzt Ruhe, wenn auch noch 
kein formeller Friede mit den Eingeborenen geschlossen 
worden ist. 
Der Abschnitt Binl— Amuna—tok ist fast völlig 
niedergekämpft. Eine Anzahl der dortigen Häupt- 
linge habe ich in Gewahrsam. 
Die Njemroute vom oberem Nyongdepot nach 
Süd war zeitweise gesperrt, ist jetzt aber wieder 
gangbar, wenn auch definitive Friedensschlüsse dort 
noch nicht vorliegen. 
Der Weg oberes Nyongdepot—Bimba—Bertua 
ist neuerdings in der Nähe des Dume gesperrt. Es 
handelt sich um eine partielle Erhebung in Bepol, 
deren Ursachen und Umfang mir noch unbekannt find. 
Ein Vorgehen ist aber hier derzelt noch unmöglich, 
da zunächst die Etappenstraße nach West (Akonolinga) 
in Angriff genommen werden muß. 
Eine neue direkte Verbindung von Abong-mbang 
nach Bertua, die Bepol im Osten läßt und etwa der 
Engelhardtschen Route folgt, ist in Angriff genommen. 
(Vier Tage.) 
Eine aus dem Personal der Gesellschaft Süd- 
kamerun und Bedeckungsmannschaften der Expeditlon 
gebildete Bergungskolonne unter Führung Schliefs 
hat fast kampflos den Dampfer der Gesellschaft Süd- 
kamerun von Atok zum oberen Nyongdepot geschafft. 
Schlief hat ohne Unterstützung eines anderen maschinen- 
kundigen oder tätigen Weißen der Gesellschaft Süd- 
kamerun in überraschend kurzer Zeit diese schwierige 
Aufgabe gelöst und damit gleichzeitig den Beweis 
von der Schiffbarkeit des oberen Flußlaufes er- 
bracht. 
Von Atok nach West ist der Fluß noch an mehreren 
Stellen anscheinend nachhaltig gesperrt. So werden 
von den verschiedensten Quellen mehrere bedeutende 
Jebekolechefs, die etwa vier bis fünf Kanutage von 
hier westwärts sitzen, als dauernde Flußräuber an- 
gegeben. Auch die Makaenklave, die sich an der 
Mündung des Longmapfok, fünf Tage (für Kanu) 
  
642 — 
von hier entfernt, zwischen Jebekole und Jengone 
einschiebt, soll im Aufstand sein. 
Um über diese Verhältnisse im Westen Auf- 
llärung zu gewinnen und die in Akonolinga lagernden 
Lasten der Expeditlon herbeizuschaffen, wird Schlief 
morgen mit einer ausgesuchten Bedeckung von 25 Mann 
in Marsch gesetzt werden. An eine definitive Be- 
ruhigung der Jebekole—Longmapfok und Jengone= 
Flußstrecken ist dabei aber natürlich nicht gedacht. 
Die Hauptexpedition wird während der Abwesen- 
heit dieser Durchbruchspatrouille nach Möglichkeit 
die Fahrbarmachung der Flußstrecke Atok—-oberes 
Ayongdepot, fördern und gleichzeitig die definittve 
Eröffnung einer brauchbaren Verbindung in die 
Berri—Bertua-Region anstreben. 
Deuksch-SZüdwelkafrika. 
Der Derero= und DHottentotten - Aufstand. 
234. 
15. Oktober. 
Die östlich von Aubes festgestellten Hottentotten 
nahmen den Angriff der Abteilung von Estorff nicht 
an. Hendrik Witboi floh nach Aussage von Ge- 
fangenen in südöstlicher Richtung nach der Gegend 
von Aminuls, halbwegs zwischen Koes und Galbis. 
Er wird von Maojor v. Lengerke mit der 7. und 
8. Kompagnie des Regiments Nr. 2 und der 
7. Batterie verfolgt. Simon Kopper floh angeblich 
in östlicher Richtung nach dem unteren Nossob. 
Hauptmann Morath nimmt seine Verfolgung mit 
der 1. Kompagnie des Regiments Nr. 2 und der 
Hälfte der 5. Batterie auf, sobald die Vorbereitungen 
für den schwierigen Wüstenmarsch getroffen sind. — 
Morenga und Morris überfielen am 7. Oktober 
einen schwachen deutschen Posten in Jerusalem, 
südlich von Ukamas. Diesseits fielen 6 Manm, ver- 
wundet wurde 1 Mann, gefangen genommen wurden 
2 Mann. Der Oberstleutnant van Semmern er- 
reichte im Vormarsch gegen Morenga am 10. Oktober 
die Linie Springpüts— Heirachabis—Ukamas. 
Der Oberstleutnant d. Mühlenfels hat im Sep- 
tember mit allen seinen Truppen größere Unter- 
nehmungen gegen die im Lande umherstreifenden 
Hererobanden ausgeführt, die wieder in das Damara= 
land zurückgekehrt waren und sich nicht ergeben 
hatten. Das Gesamtergebnis war folgendes: Es 
wurden 40 Werften überfallen. Dabei fielen ins- 
gesamt etwa 250 Hereros; 767, davon zwei Drittel 
Weiber und Kinder, wurden gefangen genommen, 
79 Gewehre und mehrere 100 Stück Kleinvieh er- 
(Fortsetzung siehe nebenstehende Seire.)
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.