Ich habe nun die ganze Expedition herangezogen
und vom neuen Posten Abong-mbang und dem Kriegs-
lager Abong-ndume aus, die etwa 1½ Fahrstunden
auseinanderliegen, vom 18. März ob Krieg geführt,
ohne aber bisher eine Unterwerfung erzielt zu haben.
Das Nordufer, an dem die Faktoreien llegen, ist
bisher ruhig geblieben. Auch hat die Tellexpedition
Schlief, die dort zum oberen Nyongdepot der Gesell-
schaft Südkamerun marschiert ist, friedlich durch-
kommen können. Unter Hinterlassung einer Wache
habe ich sie hierher gezogen.
Die sämtlichen gefährdeten Angestellten der Ge-
sellschaft Südkamerum sind — teilweise unter leb-
haften Kämpfen — in den Distrikt Nyongdepot—Bini
überführt worden. Bis auf geringe Ausnahmen ist
in diesem Flußabschnitt jetzt Ruhe, wenn auch noch
kein formeller Friede mit den Eingeborenen geschlossen
worden ist.
Der Abschnitt Binl— Amuna—tok ist fast völlig
niedergekämpft. Eine Anzahl der dortigen Häupt-
linge habe ich in Gewahrsam.
Die Njemroute vom oberem Nyongdepot nach
Süd war zeitweise gesperrt, ist jetzt aber wieder
gangbar, wenn auch definitive Friedensschlüsse dort
noch nicht vorliegen.
Der Weg oberes Nyongdepot—Bimba—Bertua
ist neuerdings in der Nähe des Dume gesperrt. Es
handelt sich um eine partielle Erhebung in Bepol,
deren Ursachen und Umfang mir noch unbekannt find.
Ein Vorgehen ist aber hier derzelt noch unmöglich,
da zunächst die Etappenstraße nach West (Akonolinga)
in Angriff genommen werden muß.
Eine neue direkte Verbindung von Abong-mbang
nach Bertua, die Bepol im Osten läßt und etwa der
Engelhardtschen Route folgt, ist in Angriff genommen.
(Vier Tage.)
Eine aus dem Personal der Gesellschaft Süd-
kamerun und Bedeckungsmannschaften der Expeditlon
gebildete Bergungskolonne unter Führung Schliefs
hat fast kampflos den Dampfer der Gesellschaft Süd-
kamerun von Atok zum oberen Nyongdepot geschafft.
Schlief hat ohne Unterstützung eines anderen maschinen-
kundigen oder tätigen Weißen der Gesellschaft Süd-
kamerun in überraschend kurzer Zeit diese schwierige
Aufgabe gelöst und damit gleichzeitig den Beweis
von der Schiffbarkeit des oberen Flußlaufes er-
bracht.
Von Atok nach West ist der Fluß noch an mehreren
Stellen anscheinend nachhaltig gesperrt. So werden
von den verschiedensten Quellen mehrere bedeutende
Jebekolechefs, die etwa vier bis fünf Kanutage von
hier westwärts sitzen, als dauernde Flußräuber an-
gegeben. Auch die Makaenklave, die sich an der
Mündung des Longmapfok, fünf Tage (für Kanu)
642 —
von hier entfernt, zwischen Jebekole und Jengone
einschiebt, soll im Aufstand sein.
Um über diese Verhältnisse im Westen Auf-
llärung zu gewinnen und die in Akonolinga lagernden
Lasten der Expeditlon herbeizuschaffen, wird Schlief
morgen mit einer ausgesuchten Bedeckung von 25 Mann
in Marsch gesetzt werden. An eine definitive Be-
ruhigung der Jebekole—Longmapfok und Jengone=
Flußstrecken ist dabei aber natürlich nicht gedacht.
Die Hauptexpedition wird während der Abwesen-
heit dieser Durchbruchspatrouille nach Möglichkeit
die Fahrbarmachung der Flußstrecke Atok—-oberes
Ayongdepot, fördern und gleichzeitig die definittve
Eröffnung einer brauchbaren Verbindung in die
Berri—Bertua-Region anstreben.
Deuksch-SZüdwelkafrika.
Der Derero= und DHottentotten - Aufstand.
234.
15. Oktober.
Die östlich von Aubes festgestellten Hottentotten
nahmen den Angriff der Abteilung von Estorff nicht
an. Hendrik Witboi floh nach Aussage von Ge-
fangenen in südöstlicher Richtung nach der Gegend
von Aminuls, halbwegs zwischen Koes und Galbis.
Er wird von Maojor v. Lengerke mit der 7. und
8. Kompagnie des Regiments Nr. 2 und der
7. Batterie verfolgt. Simon Kopper floh angeblich
in östlicher Richtung nach dem unteren Nossob.
Hauptmann Morath nimmt seine Verfolgung mit
der 1. Kompagnie des Regiments Nr. 2 und der
Hälfte der 5. Batterie auf, sobald die Vorbereitungen
für den schwierigen Wüstenmarsch getroffen sind. —
Morenga und Morris überfielen am 7. Oktober
einen schwachen deutschen Posten in Jerusalem,
südlich von Ukamas. Diesseits fielen 6 Manm, ver-
wundet wurde 1 Mann, gefangen genommen wurden
2 Mann. Der Oberstleutnant van Semmern er-
reichte im Vormarsch gegen Morenga am 10. Oktober
die Linie Springpüts— Heirachabis—Ukamas.
Der Oberstleutnant d. Mühlenfels hat im Sep-
tember mit allen seinen Truppen größere Unter-
nehmungen gegen die im Lande umherstreifenden
Hererobanden ausgeführt, die wieder in das Damara=
land zurückgekehrt waren und sich nicht ergeben
hatten. Das Gesamtergebnis war folgendes: Es
wurden 40 Werften überfallen. Dabei fielen ins-
gesamt etwa 250 Hereros; 767, davon zwei Drittel
Weiber und Kinder, wurden gefangen genommen,
79 Gewehre und mehrere 100 Stück Kleinvieh er-
(Fortsetzung siehe nebenstehende Seire.)