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Geimpften und hierüber sind jetzt genauere Angaben
möglich. Unter 424 in letzter Zeit ärztlich be-
obachteten Erkrankungen an Typhus fanden sich 100
Erkrankte, welche sich vorher einer ein-bis dreimaligen
Schutzimpfung unterworfen hatten. Von diesen 100
Geimpften sind 4— 4 v. H., von den 324 Nicht-
geimpften 36 = 11,1 v. H. gestorben. Leichte und
mittelschwere Erkrankungen fanden sich bei den Ge-
impften in 86 v. H., bel den Nichtgelmpften in
63,8 v. H., dagegen schwere Erkrankungen bei den
Geimpften in 10 v. H., bei den Nichtgeimpften in
25,3 v. H. Es wird auch von den behandelnden
Arzten berichtet, daß der Verlauf der Krankheit bei
vorher Schutzgeimpften ein wesentlich milderer sei,
das Fieber niedriger und von kürzerer Dauer, die
Zahl der Nebenerkrankungen geringer und ganz be-
sonders die Bewußtseinsstörungen und die Schädigung
des Herzens infolge der Krankheit seltener. Von
den 100 vorher geimpften Kranken waren 30 ein-
mal, 52 zweimal und 18 dreimal gelimpft. Von
den vier Verstorbenen waren drei einmal und nur
einer zweimal geimpft und bei diesem letzteren war
zum Typhus eine Blutvergistung hinzugekommen.
Ein drelmal Geimpfter ist bisher noch nicht an
Typhus gestorben.
Die Typhussterblichkeit hat sich in Südwestafrika.
stärker vermindert als der Abnahme der Erkrankungs-
fälle entspricht, auch hierin kann man eine Wirkung
der Typhusschutzimpfung erblicken. Die folgenden
Zahlen geben darüber ein Bild:
Im November 1904, dem verlustreichsten Monat
an Todesfällen infolge Typhus, sind bei einem
durchschnittlichen Krankenstand von 293 Typhus-
kranken 62 Todesfälle zu beklagen, im Dezember 1904,
der den höchsten Krankenstand von durchschnittlich
420 Kranken aufweist, 48 Todesfälle. Dagegen im
August 1905 bei einem Durchschnittskrankenstand von
201 Typhusfällen 6 Verstorbene und im September
1205 bei durchschnittlich 158 Kranken acht Ver-
torbene.
Aus allem geht hervor, daß die Schutzimpfung
gegen Typhus einen wesentlichen Nutzen hat. Da
außerdem bei den Tausenden von Impfungen, welche
bereits vorgenommen worden sind, bis jetzt noch nie
ein dauernder Schaden zurückgeblieben ist, wird man
jetzt jedem nach Südwestafrika Ausreisenden zur
Typhusschutzimpfung raten können, wenn auch vor-
übergehende bel einzelnen nicht ganz unbedeutende
Unannehnmlichkelten damit verbunden sind. Außerdem
geht aus obigem hervor, daß eine einmalige Schutz-
impfung nicht genügend wirksam ist, sondern daß
man sich einer zweimaligen oder möglichst einer
dreimaligen Impfung unterzlehen soll. Die Typhus-
schutzimpfungen müssen bei Betreten des Schutz-
gebietes schon abgeschlossen sein, weil in den ersten
drei Wochen nach den Impfungen noch keine Schutz-
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stoffe im Blut des Geimpften sich gebildet haben
und sogar in dieser Zeit die Empfänglichkeit gegen
Typhus erhöht ist.
Deutsch-Reu-Guinra.
Bericht des stellvertretenden vizegouverneurs von
Ponape über seinen Besuch in den vom Taifun beim-
gesuchten Gebieten. «
Am 16. Juli traf S. M. Schiff „Seeadler“ in
Ponape ein. Das Kriegsschiff, dessen Kommandant,
Korvettenkapitän Puttfarcken, bereitwilligst jede mög-
liche Hilfe leistete, hat sich sowohl die Regierung
als auch die Jaluit-Gesellschaft zu großem Dank
verpflichtet. Erwähnt sei hier vor allem, daß es
ihm gelungen ist, den gestrandeten Motorschoner
„Diana“ abzuschleppen, was der Postdampfer „Ger-
mania“ vergeblich versucht hatte. Die „Diana“ wird
nunmehr in einigen Wochen wieder seetüchtig und
dann ein wertvoller Ersatz für den inzwischen ver-
lorenen Schoner „Neptun“ sein. Das ist von um
so größerer Bedeutung, als das Gouvernementsfahr-
zeug „Ponape“ nach Hongkong ins Dock geschickt
werden muß.
Am 21. v. Mts. verließ ich an Bord S. M. S.
„Seeadler“ Ponape zwecks Besichtigung der vom
Taifun verwüsteten Ost-Inseln. Ngatik wurde auf
dem Wege dahin angelaufen; es zeigte sich, daß
diese Gruppe lcht beschädigt worden ist. Kusele
hat weit weniger als Ponape gelitten; die Einge-
borenen haben relchlich Nahrung. Der Oberhäupt-
ling war deshalb mit der beabsichtigten Uberführung
von Pingelap-Leuten durchaus einverstanden. In Kuseie
hielt ich mich vom 25. des vorigen bis 1. d. Mts. auf,
während S. M. S. „Seeadler“ nach Jaluit ging.
Neben der Mission, die eine Verlegung ihrer Station
nach den Marschall= bzw. Gilbert -Inseln plant,
besuchte ich insbesondere die fleißig bearbeiteten
Pflanzungen Melanders. Die Insel Löllö hat
während des Taifuns ein Erdbeben gehabt; auf
zwei kurze Stöße folgte eine weitere leichte, 5 bis
10 Minuten anhaltende Erschütterung. Am Hafen-
strande der Insel ist als Folge davon das Korallen-
riff auf eine Länge von etwa 5 bis 600 Fuß und
eine Breite von etwa 10 Fuß etwa 5 Fuß ge-
sunken.
In Pingelap ist über ein Drittel, in Mokil wohl
die Hälfte der Kokospalmen zerstört. Während des
zweistündigen Aufenthalts auf erstgenannter Insel,
an deren Bewohner ich eine Tonne Reis verab-
folgte, haben sich 67 Leute zur Übersiedelung nach
Seipan und zur sofortigen Mitfahrt bestimmen
lassen; sie sind von S. M. S. „Seeadler“ vor-
gestern nach Seipan weiterbefördert worden. Weitere
Pingelap-Leute zeigten sich geneigt, bei meiner