Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

nächsten Anwesenheit nach Kuseie mitzugehen. Do- 
mit scheint mir für die von einer Hungersnot am 
meisten bedrohte Gruppe die Gefahr beseitigt zu sein. 
Den Moklil-Leuten ließ ich ebenfalls eine Unter- 
stützung zuteil werden, bestehend aus einer ange- 
messenen Menge Reis und Mehl. Drei Pingelap- 
Leute, die beim Fischen am 7. v. Mts. vertrieben 
worden waren, wurden hier vorgefunden; der Strom 
hatte fie schon am folgenden Morgen nach Mokil 
gebracht. 
In Ponape sind bislang Anzeichen für eine 
Hungersnot noch nicht hervorgetreten. Die Nach- 
frage nach Reis, mit welchem nur die Regierung 
sich hinreichend versehen hat, und nach Hartbrot 
ist freilich, ohne daß die natürlichen Hilfsquellen 
erschöpft wären, lebhafter als früher; es sind des- 
halb gelegentlich der Anwesenheit des Herrn Gou- 
verneurs an Firmen und Missionen mehrere Tonnen 
Reis abgegeben, des ferneren ihnen weitere Vor- 
räte in Aussicht gestellt worden, die von Herberts- 
höhe bei der Reise des „Seestern“ nach Jap zum 
Postdampfer befördert werden sollen. 
Für die Regierung treffen mit dem Dampfer aus 
Hongkong 30 Tonnen Reis ein; zudem wird die 
„Ponape“ — soweit Raum vorhanden — bis zu 
40 Tonnen Reis mitbringen. 
In gesundheitlicher Beziehung ist zu bemerken, 
daß Dysenterie vereinzelt auftritt. 
Wie bereits anderweitig gemeldet, sind von dem 
Taifun auch die Gruppen von Murilo, Nomuin und 
Olol verwüstet worden. Ich füge hierüber einen 
Bericht des Führers des Dampfers „Carl und Ella“ 
in Abschrift gehorsamst bel.*) Die Verluste an Men- 
schenleben sind leider sehr beträchtlich. Bei nächster 
Gelegenheit werden auch dorthin Nahrungsmittel 
gebracht werden. 
Die Beschädigungen der Etscheitschen Pflanzung 
in Olol sind zum Teil schon beseitigt worden. 
Über Hochflut und kleinere Flutwellen in der 
Truk= und der Läot (Koyalist)-Gruppe sprechen sich 
zwei ebenfalls abschriftlich beigefügte Berichte des 
Vertreters der Jaluit-Gesellschaft in Truk aus.?) 
Bericht des Führers des Dampfers 
„Carl und Ella“. 
Der Talfun fing in den Hall-Inseln am 
21. April, abends 6 Uhr an zu wehen. Die 
Inseln Murilo, Ruo und Fauanu sind teilweise 
vernichtet. Fauann habe ich besucht. Die Süd- 
und Südost-Seite der Insel hat schwer gelitten. 
Die Stationshäuser der Gesellschaft sind umgeweht 
und das Land, worauf dieselben standen, ist weg- 
gewaschen. Der Händler Margan ist dreimal in seinem 
Boot nach Truk gefahren und hat von dort für die 
Leute Maar geholt. Trinkwasser ist nicht vorhanden. 
*) Am Schluß. 
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Nomuin ist total vernichtet. Die See ist über 
die Insel gegangen und hat alles weggerissen. 
1 Frau und 1 Mädchen sind während des Taifuns 
umgekommen. Die Leichen wurden 12 Tage später 
auf der Insel gefunden. Ich traf noch 16 Männer 
und 22 Frauen und Kinder an. Diese waren aus- 
gehungert. Ich gab ihnen 1 tin Hartbrot. 19 No- 
muinleute sind in Murilo, 9 in Fauanu, der Rest 
ist in Truk, Masitu, Sabu und Forna. Die noch 
übriggebliebenen beabsichtigen mit erster Gelegenheit 
nach Truk zu gehen. Messer, Axte usw. find ver- 
loren gegangen, die Leute können keine Kanus 
auen. 
3 Truk= und 2 Nomuln-Kanus, welche von Truk 
nach Nomuin segeln wollten, um die noch dort be- 
findlichen Leute abzuholen, sind verschollen (wahr- 
scheinlich in jedem Kanu 5 Mann). 
Der Missionar Snelling ist ebenfalls mit 17 Mann 
verschollen. Derselbe hat Ende März oder Anfang 
April Piherar verlassen, um nach Truk zu segeln. 
Seitdem ist nichts von ihm gehört worden. 
Der Taifun hat die Insel Olol am schwersten 
getroffen. Er fing am 22. April morgens 5 Uhr 
an zu wehen. Die See ging über die ganze Insel 
und zerstörte sämtliche Häuser. Vor dem Toaifun 
waren ungefähr 13 bis 15 000 tragende Kokos- 
palmen, jetzt sind kaum 1000 auf der Insel. Die 
jungen Bäume sind umgeweht, haben sich aber teil- 
weise wieder erholt. Die Brotfruchtbäume find alle 
zerbrochen, die stehen gebliebenen Stämme schlagen 
wieder aus. Tarro ist verdorben, Menschen sind 
nicht umgekommen. 2 Mann sind leicht durch Dach- 
platten verletzt. Alle Haustiere sind verloren. 
Mit dem Missionar Snelling sind 3 Männer, 
2 Frauen und 1 Kind von Olol verloren gegangen. 
Piherar ist zerstört, Onari, Ono und Mager 
haben nicht gelitten. Die Piherarleute sind nach 
Mager gegangen. 
Bericht des Vertreters der Jaluitgesellschaft 
in Truk. 
Hier in Truk hatten wir am 21. April d. Is. 
einen außerordentlich heftigen Wind, welcher sich im 
Laufe des Tages von Nord nach Süd drehte, also 
höchstwahrscheinlich ein Ausläufer des Taifuns war. 
In der Nacht vom 21. auf den 22. April ge- 
sellte sich ein außerordentlich hohes Wasser hinzu, 
wie es seit Menschengedenken nicht hier gewesen ist, 
und welches um 4 Uhr morgens den Höhepunkt 
erreichte. · 
Irgendwie nennenswerte Schäden sind nicht ent- 
standen. 
Es wurde damals angenommen, daß das schwere 
Wetter am 21. April nicht durch besondere Natur-
	        
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