Platz im Häuptlingsdorf halt. Allmählich gelang
es, die aufgeregte Menge, die mit Speeren, Ge-
wehren und den aus der Scheide gezogenen, breiten
Schwertern bewaffnet, den Platz umdrängte, mit
Hllfe einiger verständiger, älterer Bahamleute zu
beruhigen. Abends brachten ein paar alte Leute
sogar Planten, 4 Schafe, 1 Kalb und einen kleinen
Elfenbeinzohn.
Obwohl der Friede vorläufig hergestellt war,
erschien es ratsam, zum Schutz des in Bangu zu-
rückgelassenen Elfenbeins und Kleinviehs, das der
Dolmetscher Bigman nachbringen sollte, eine stärkere
Patrouille zurückzuschicken.
Am Morgen unseres Abmarsches war das Lager
wieder von bewaffneten Eingeborenen umstellt.
Während die Kolonne, kaum 10 Minuten vom Lager
entfernt, mühsam auf den schlüpfrigen, von hohen
Zäunen eingefaßten Wegen sich vorwärts bewegte,
wurde sie von Haufen heulender Eingeborener um-
ringt, die berelts begonnen, auf die Träger einzu-
dringen und ihnen die Lasten wegzureißen. Da die
Lage der Expedition in den engen Wegedefilees
eine sehr gefährliche war, umsomehr als sie nur über
17 Soldaten verfügte, so ließ ich den Rückweg nach
dem Marktplatz antreten und von dort aus nach allen
Seiten ausschwärmen. Die Bahamleute wurden
nach kurzem Schnellfeuer in die Flucht geschlagen
und durch Patrouillen verfolgt. Das alte Lager
wurde wieder bezogen und zur Verteidigung ein-
gerichtet. Während die Patrouillen noch im Vor-
gelände kämpften, machten die Bahams einen Angriff
auf das Lager, wurden aber zurückgeschlagen und
ließen mehrere Tote zurück. Auch von den Pa-
trouillen wurden zahlreiche Eingeborene getötet, viele
ertranken auf der Flucht in elnem tiefen Fluß. Ge-
fangen wurden 12 Weiber und 1 Mann. Wir
selbst hatien kelne Verluste.
Am nöchsten Tag marschierte die Expedition ohne
weitere Belästigung nach Bauwam.
Sowohl die Bamenom als die Baham-Leute haben
wenige Tage später durch Vermutlung von Banjun
um Frieden bitten lossen. Als Friedensbedingung
wurde für jeden Stamm die Zahlung von 2 Elfen-
beinzähnen, 2 Kühen, 20 Zlegen festgesetzt.
In den nächsten Tagen passierte die Expedition
die fruchtbaren, schön gelegenen Landschaften Ba-
menjo, Bameka, Bamunguni und erreichte am 17. Juli
die zweitgrößte Landschaft des Südbezirks, Banssa.
Überall wurde die Expedition freundlich aufge-
nommen. Der Häuptling von Banssa erhielt, wie
auch früher der von Banjun, Schutzbrief und
Flagge.
Die Bamunduleute, die erst kürzlich wegen fort-
gesetzter Räubereien in Balefing und Bafufondong
von Leutnant Rausch im Elnverständnis mit der
Station bestraft worden waren, brachten uns zwar
relchliche Verpflegung und sogar einen Ochsen, ver-
schwanden dann aber so schnell, daß sie nicht einmal
Bezahlung erhalten konnten. Die Station wird
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Mühe haben, das Zutrauen dieser scheuen Einge-
borenen zu gewinnen.
Zwischen Bamundu und Balessing passiert man
den vom Mia, einem Nebenfluß des Mift, durch-
flossenen Nideng = Sumpf. Die Orte Balessing,
Bangang, Batscham, Babete, Bamendjinda, Ba-
messinge, Babadju, sind jetzt völlig friedlich. Beide
Landschaften scheinen schwach bevölkert zu sein; der
Anbau ist auffallend gering. Babadju, dessen
Häuptling ein 5 jähriger Knabe ist, gehört, wie auch
Bamessinge und alle später berührten Orte (außer
Bagangu), zum Balireich.
Von Babadju aus überschritt die Expedition die
Mangwaberge und erreichte am 24. Juli das in
elnem Talkessel malerisch gelegene Bapinjen (auf
den Karten: Bapini), dessen Höhe 1840 m über
dem Meere betrögt, am nächsten Tage Bafadschu
(1675 m über dem Meer). Zwischen Bapinjen und
Bafadschu zleht sich ein mit dichtem Hochwald be-
standener Bergrücken entlang, der den Namen Mambe
führt. In dem erwähnten Wald soll es sehr viel
Kolabäume geben. 20 Kolanüsse wurden mit zur
Station gebracht und dort angepflanzt.
Uber die kleinen Orte Baba—Bafomessang —Ba-
gangu traf die Expeditlon am 27. Juli wieder auf
der Station ein.
Das durchzogene Land gehört dem vielgestaltigen
Geblrgsplateau an, das sich im Norden nach dem
Benue, im Westen zum Croßfluß, im Süden nach
der Niederung der zahlreichen dem Kamerun-Astua-
rium zuströmenden Flusse hinabsenkt und nach Osten
in den Hochländern von Süd-Adamaua seine Fort-
setzung findet. Auf engem Raum stoßen hier die
Wasserscheiden dreier gewaltiger Stromsysteme, bes
Benue, Croß und des Nun-Sanaga aneinander. Die
höchsten Erhebungen dürften 2500 bis 3000 m
betragen.
Landschaftlich sind diese Gebirgslandschaften mit
ihren teils schroffen, teils sanften Formatlonen, den
zahlreichen Bächen und Wasserfällen, dem Wechsel
von Grasland, Busch und Wald von großer Schönheit.
Der besondere Charakter des eigentlichen Süd-
bezirks von Bagam bis Bangangte ist Hügelland
mit Hügeln von 60 bis 100 m, seltener 150 bis
200 m relativer Höhe und sanften, flachen Hängen.
Das Land ist wasserreich, wenn auch große Flüsse
fehlen. Der bedeutendste Wasserlauf ist der Nifi,
der in der Regenzeit elne ansehnliche Tiefe (Über
2m) erreicht.
Das ganze Gebiet ist fruchtbar, daher auch stark
bevölkert und vorzüglich angebaut. Dorf reiht sich
an Dorf und Farm an Farm in fast ununter-
brochener Folge. Die Felder sind sämtlich mit
lebenden Hecken eingezäunt. Zwischen diesen ziehen
sich die engen Wege entlang, die wenig Ausblick
gewähren. Sie sind im allgemelnen gut, in der
Regenzeit allerdings insolge ihrer lehmigen Be-
schaffenheit häufig schlüpfrig und tief eingerissen.
Gebaut werden hauptsächlich Mais, Planten,