Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

Platz im Häuptlingsdorf halt. Allmählich gelang 
es, die aufgeregte Menge, die mit Speeren, Ge- 
wehren und den aus der Scheide gezogenen, breiten 
Schwertern bewaffnet, den Platz umdrängte, mit 
Hllfe einiger verständiger, älterer Bahamleute zu 
beruhigen. Abends brachten ein paar alte Leute 
sogar Planten, 4 Schafe, 1 Kalb und einen kleinen 
Elfenbeinzohn. 
Obwohl der Friede vorläufig hergestellt war, 
erschien es ratsam, zum Schutz des in Bangu zu- 
rückgelassenen Elfenbeins und Kleinviehs, das der 
Dolmetscher Bigman nachbringen sollte, eine stärkere 
Patrouille zurückzuschicken. 
Am Morgen unseres Abmarsches war das Lager 
wieder von bewaffneten Eingeborenen umstellt. 
Während die Kolonne, kaum 10 Minuten vom Lager 
entfernt, mühsam auf den schlüpfrigen, von hohen 
Zäunen eingefaßten Wegen sich vorwärts bewegte, 
wurde sie von Haufen heulender Eingeborener um- 
ringt, die berelts begonnen, auf die Träger einzu- 
dringen und ihnen die Lasten wegzureißen. Da die 
Lage der Expedition in den engen Wegedefilees 
eine sehr gefährliche war, umsomehr als sie nur über 
17 Soldaten verfügte, so ließ ich den Rückweg nach 
dem Marktplatz antreten und von dort aus nach allen 
Seiten ausschwärmen. Die Bahamleute wurden 
nach kurzem Schnellfeuer in die Flucht geschlagen 
und durch Patrouillen verfolgt. Das alte Lager 
wurde wieder bezogen und zur Verteidigung ein- 
gerichtet. Während die Patrouillen noch im Vor- 
gelände kämpften, machten die Bahams einen Angriff 
auf das Lager, wurden aber zurückgeschlagen und 
ließen mehrere Tote zurück. Auch von den Pa- 
trouillen wurden zahlreiche Eingeborene getötet, viele 
ertranken auf der Flucht in elnem tiefen Fluß. Ge- 
fangen wurden 12 Weiber und 1 Mann. Wir 
selbst hatien kelne Verluste. 
Am nöchsten Tag marschierte die Expedition ohne 
weitere Belästigung nach Bauwam. 
Sowohl die Bamenom als die Baham-Leute haben 
wenige Tage später durch Vermutlung von Banjun 
um Frieden bitten lossen. Als Friedensbedingung 
wurde für jeden Stamm die Zahlung von 2 Elfen- 
beinzähnen, 2 Kühen, 20 Zlegen festgesetzt. 
In den nächsten Tagen passierte die Expedition 
die fruchtbaren, schön gelegenen Landschaften Ba- 
menjo, Bameka, Bamunguni und erreichte am 17. Juli 
die zweitgrößte Landschaft des Südbezirks, Banssa. 
Überall wurde die Expedition freundlich aufge- 
nommen. Der Häuptling von Banssa erhielt, wie 
auch früher der von Banjun, Schutzbrief und 
Flagge. 
Die Bamunduleute, die erst kürzlich wegen fort- 
gesetzter Räubereien in Balefing und Bafufondong 
von Leutnant Rausch im Elnverständnis mit der 
Station bestraft worden waren, brachten uns zwar 
relchliche Verpflegung und sogar einen Ochsen, ver- 
schwanden dann aber so schnell, daß sie nicht einmal 
Bezahlung erhalten konnten. Die Station wird 
  
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Mühe haben, das Zutrauen dieser scheuen Einge- 
borenen zu gewinnen. 
Zwischen Bamundu und Balessing passiert man 
den vom Mia, einem Nebenfluß des Mift, durch- 
flossenen Nideng = Sumpf. Die Orte Balessing, 
Bangang, Batscham, Babete, Bamendjinda, Ba- 
messinge, Babadju, sind jetzt völlig friedlich. Beide 
Landschaften scheinen schwach bevölkert zu sein; der 
Anbau ist auffallend gering. Babadju, dessen 
Häuptling ein 5 jähriger Knabe ist, gehört, wie auch 
Bamessinge und alle später berührten Orte (außer 
Bagangu), zum Balireich. 
Von Babadju aus überschritt die Expedition die 
Mangwaberge und erreichte am 24. Juli das in 
elnem Talkessel malerisch gelegene Bapinjen (auf 
den Karten: Bapini), dessen Höhe 1840 m über 
dem Meere betrögt, am nächsten Tage Bafadschu 
(1675 m über dem Meer). Zwischen Bapinjen und 
Bafadschu zleht sich ein mit dichtem Hochwald be- 
standener Bergrücken entlang, der den Namen Mambe 
führt. In dem erwähnten Wald soll es sehr viel 
Kolabäume geben. 20 Kolanüsse wurden mit zur 
Station gebracht und dort angepflanzt. 
Uber die kleinen Orte Baba—Bafomessang —Ba- 
gangu traf die Expeditlon am 27. Juli wieder auf 
der Station ein. 
Das durchzogene Land gehört dem vielgestaltigen 
Geblrgsplateau an, das sich im Norden nach dem 
Benue, im Westen zum Croßfluß, im Süden nach 
der Niederung der zahlreichen dem Kamerun-Astua- 
rium zuströmenden Flusse hinabsenkt und nach Osten 
in den Hochländern von Süd-Adamaua seine Fort- 
setzung findet. Auf engem Raum stoßen hier die 
Wasserscheiden dreier gewaltiger Stromsysteme, bes 
Benue, Croß und des Nun-Sanaga aneinander. Die 
höchsten Erhebungen dürften 2500 bis 3000 m 
betragen. 
Landschaftlich sind diese Gebirgslandschaften mit 
ihren teils schroffen, teils sanften Formatlonen, den 
zahlreichen Bächen und Wasserfällen, dem Wechsel 
von Grasland, Busch und Wald von großer Schönheit. 
Der besondere Charakter des eigentlichen Süd- 
bezirks von Bagam bis Bangangte ist Hügelland 
mit Hügeln von 60 bis 100 m, seltener 150 bis 
200 m relativer Höhe und sanften, flachen Hängen. 
Das Land ist wasserreich, wenn auch große Flüsse 
fehlen. Der bedeutendste Wasserlauf ist der Nifi, 
der in der Regenzeit elne ansehnliche Tiefe (Über 
2m) erreicht. 
Das ganze Gebiet ist fruchtbar, daher auch stark 
bevölkert und vorzüglich angebaut. Dorf reiht sich 
an Dorf und Farm an Farm in fast ununter- 
brochener Folge. Die Felder sind sämtlich mit 
lebenden Hecken eingezäunt. Zwischen diesen ziehen 
sich die engen Wege entlang, die wenig Ausblick 
gewähren. Sie sind im allgemelnen gut, in der 
Regenzeit allerdings insolge ihrer lehmigen Be- 
schaffenheit häufig schlüpfrig und tief eingerissen. 
Gebaut werden hauptsächlich Mais, Planten,
	        
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