Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

Mission über den Orange gebracht. Ich marschiere 
mit der Abtellung Koppy über Eendorn nach Warm- 
bad, wo ich am 31. einzutreffen gedenke. Die 
Truppe hat im UÜberwinden außergewöhnlicher 
Schwierigkeiten und unerschütterlicher Tapferkelt im 
Gesecht Großartiges geleistet. 
Außerdem wird gemeldet, daß Hendrik Witboi 
nach vergeblichen Versuchen, durch Angriffe auf die 
besetzten Wasserstellen Aminuis und Kirris-Ost Wasser 
zu bekommen, 350 Weiber und Kinder, darunter 
seine nächsten Angehörigen, halbverdurstet zurückließ. 
Sie liefen den deutschen Truppen zu und werden 
nach Keetmanshoop gebracht. 
Aus der Gegend von Kirris-Ost ist Hendrik 
Witboi über Blumpütz-Garinais in nordwestlicher 
Richtung geflüchtet. Mojor v. Estorff ging am 
25. Oktober mit 1 Kompagnie, 2 Geschützen und 
2 Maschinengewehren von Mukorob, mit 80 Reitern 
und 2 Geschützen von Fahlgras aus ihm entgegen, 
während Mojor v. Lengerke mit 1 Kompagnie und 
1 Batterie ihm über Geiaub folgt. Postlerungen 
am Frschfluß und am Auob sollen ein Entkommen 
Hendrik Witbols nach Westen oder Osten zu ver- 
hindern suchen. 
Cornelius wurde von der Abteilung Lettow 
über die Geriebelhochebene verfolgt. Er überschritt 
nördlich Chamis den Konkip und wurde am 
24. Oktober bei Gorabis von der 4. Ersatzkompagnie 
gestellt, die bis dahin die Stroße Kubub— Keetmans- 
hoop gedeckt hatte. Nach einstündigem Gefecht zog 
Cornelius unter Zurücklassung von zwel Toten west- 
wärts ab und wandte sich dann in nordöstlicher 
Richtung über Blutpüts -Remmhöhe nach dem 
Schwarzrand. Hauptmann v. Lettow mit 3 Kom- 
pagnien ist mit seiner Verfolgung beauftragt, bei der 
die Stationsbesatzungen des Bezirks Nordbethanien 
mitwirken werden. 
238. 
5. November. 
In der Gegend nordwestlich Garinais, in die 
„Hendrik Witboi gezogen ist, sind jetzt zwel Hotten- 
tottenbanden festgestellt worden. Eine davon befindet 
sich südwestlich Gruendorn, wo Moajor v. Estorff sie 
mit 2½ Kompagnien, 4 Geschützen und 4 Maschmen- 
gewehren angrelfen will. Bei der anderen, nur 
noch 30 berittene und 100 unberittene Mann starken 
Bande scheint sich Hendrik Witboi aufzuhalten. Diese 
Bande überfiel am 29. Oktober westlich Fahlgras 
elnen Proviantwagen, wurde aber von einer in 
Fahlgras befindlichen Halbbatterie unter Verlust von 
künf Toten und einem Verwundeten vertrieben und 
scheint jetzt dem Fischfluß zuzustreben. Die Abtellung 
Lengerke sperrt die Wasserstellen zwischen Kirnes- 
Ost und Kirnes-West, die Wasserstellen am Fischfluß 
sind von Teilen der Truppen des Bezirks Nord- 
bethanien besetzt. 
Simon Kopper und Manasse Noroseb, die Häupt- 
linge der Franzmannhottentotten und der roten 
Nation, sind östlich des Auob nach Norden ge- 
  
673 — 
zogen. Hauptmann Moraht sammelt zwei Kom- 
pagnien in der Gegend von Stamprietfontein, um 
gegen sie vorzugehen. Die Abteilung von Semmern 
ist in Warmbad angelangt und soll demnächst die 
Offensive wieder aufnehmen, bei Sandfontein ist 
Major Traeger mit 900 Gewehren, fünf Geschützen 
und zwei Maschinengewehren eingetroffen. 
239. 
8. November. 
In der Gegend zwischen Nunub und Awadagob 
östlich des Auob fanden vom 27. bis 29. Oktober 
kleine Zusammenstöße mit Hottentotten des Simon 
Kopper statt. Hierbel fielen im ganzen 30 Hotten- 
totten, auf deutscher Seite wurden 3 Reiter ver- 
wundet. Die bisher in Aminuls stationierten Truppen 
unter Major v. der Heyde und eine unter Haupt- 
mann Moraht bel Stamprietfontein gesammelte Ab- 
teilung setzen die Bekämpfung dieser Banden fort. 
Auf der Verfolgung des Cornelius kam es am 
29. Oktober zu einem kurzen Gefecht der 4. Ersatz- 
kompagnie am Chamhawibrivier. Ehe der die Ver- 
folgung leitende Hauptmann v. Lettow-Vorbeck mit 
seinen beiden anderen Kompagnien herankommen 
konnte, hatte sich Cornellus weiter zurückgezogen, 
durchquerte abermals den Schwarzrand und überfiel 
schon am 2. November am Uibib-Rivier nördlich 
Gellap einen Wagentransport, wobei 4 deutsche 
Reuer fielen. 
Außer der Abteilung Lettow nahmen je eine 
Kompagnie über Berseba und Tses seine Verfolgung 
auf. Die in der Gegend von Gründorn gemeldeten 
feindlichen Banden haben sich geteilt, ehe Major 
v. Estorff sie angreifen konnte. Einen Teil verfolgt 
Hauptmann Brentano in nördlicher Richtung, andere 
scheinen sich Cornelius angeschlossen zu haben. 
Wißsenschaftliche Sammlung. 
Seine Exzellenz Herr Generalleutmant v. Trotha 
hat dem Zoologischen Museum in Berlin folgende 
Tiere übersandt: 
4 Reptilien, 90 Käfer, 1 Spinnentier, 6 Rhyn- 
choten, 9 Hymenopteren und 1 klemes Wespennest, 
5 Dipteren, 10 Myriopoden, 14 Orthopteren und 
1 Krebs. 
Die Konservierung der Tiere war gut. Besonders 
wertvoll waren die Käfer, Rhynchoten und Dipteren. 
Unter den Käfern sind manche Arten in zoogeo- 
graphücher Beziehung neu, unter den Rhynchoten 
efindet sich eine sehr willkommene Wasserwanze, 
desgleichen unter den Dipteren ein Tabanug, welcher 
wahrscheinlich zu einer neuen Art gehört. Die 
Reptilien sowie die übrigen Insekten gehören be- 
kannten Arten an, waren aber trotzdem willkommen.
	        
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