dagegen nördlich das Reservat Sechomes, eines
Betschuanen-Kapitäns, bildet.
Die den Epata—Omuramba-Weg abwärts mar-
schierenden Hereros stellten sich auf Tsau. Der Be-
siter des Landes, der Betschuana-Kapitän Sechome,
wollte die Hereros zuerst nicht bei sich haben, und
sie wurden daher auf Makalamabeli am Botletlefluß,
etwa 200 km östlich Tsau, auf Kronlond angesiedelt.
Das Fehlen jeglicher Feldkost, die Unkenntnis des
Fischfanges veranloßte die Hereros, nach Tsau zurück-
zukehren. Sie leben jetzt zerstreut in der Betschuana-
stadt und auf den Viehposten und führen daher ein
mehr als kümmerliches Dasein, da sie fast keine Rinder
haben. Kapitäne und Großleute gibt es nicht mehr,
Samuel ist ein gewöhnlicher Mann, wie jeder andere
Herero, da Sechome kelnen zweiten Kapitän in seinem
Lande duldet. Unterstützt werden sie von der eng-
lischen Regierung in kelner Weise. Sogar die Bitte
Samuels nur um ein Gewehr, zum Schießen von
etwas Wild wurde abschlägig beschieden.
Im ganzen sind etwa 1000 Hereros übergetreten.
Auf Nuchel sitzen 210 Männer, 251 Frauen und
246 Kinder mit 333 Rindern und 230 Stück
Kleinvieh. -
Auf Tsau befinden sich etwa 200 Hereros, davon
75 Männer, unter ihnen Samuel Maharero, Friedrich
Maharero u. a. Für die Minen in Kimberley haben
sich etwa 70 Männer anwerben lassen und sind
bereits dort.
An Wasfen hat die englische Behörde abgenommen:
24 Gewehre Mod. 98, 36 Gewehre Mod. 88,
6 - 71, 20 Heury Martini,
14 Büchsflinten, 66 Vorderlader.
Im ganzen 227 Gewehre mit nicht über 1000 Pa-
tronen. Die Gewehre habe ich persönlich gezählt.
In Tsau besuchten mich die meisten Großleufe.
Hier waren auch Willi Maharero und Justus Ka-
vizeri, die eine Klagesache dem Magistrat vortrugen.
Im Durchschnitt machen die Hereros einen recht
n#edergedrückten Eindruck, doch konnte ich bei einigen
einen unversöhnlichen Haß aus den Augen lodern
sehen. . -
Bei der Beurteilung der Stärle der Deutschen
vor dem Kriege war bei den Hereros die Ansicht
maßgebend, daß wir Deutsche zu schwach seien.
Der Aufstand ist nach den Erzählungen aller von
Okahandja= und Uanja = Leuten ausgegangen. Die
ganzen Osthereros unter Tjetio und Traugott haben
sich nur daran beteiligt, weil die Ermordungen der
Weißen in ihrem Gebiet durch Okahandja-Leute,
speziell durch Justus Kavizeri, ihnen keine Wahl
mehr ließen.
Willli und Friedrich Maharero fragten mich, was.
wir mit Zacharlas Otjimbingwe gemacht hätten. Ich
sagte ihnen, daß er auf Otjimbingwe mit seinen
Leuten und Rindern säße und daß ihm nichts geschähe.
Mit Neid hörten die Hereros es an.
Wie ich schon erwähnte, werden die Hereros von
der englischen Regierung gar nicht unterstützt. Im
708
Laufe einer Abendunterhaltung sagte mir ürst-lieu-
tenant Merry, in den deutschen Zeitungen stände jetzt
immer, daß die Engländer die Hereros unterstützen.
Ich hätte doch nun ihre Maßnahmen gesehen. Was
würde ich als Magistrat von Gobabis wohl tun,
wenn Sechome, von englischen Truppen gedrängt,
auf deutsches Gebiet übertreten würde? Ich ant-
wortete, wir würden dasselbe tun, was die Engländer
mit den Hereros täten, das heißt, sie entwaffnen und
konzentrieren. Aber eins würden wir den Sechome-
leuten sicher nicht gestatten, daß sie nämlich komplette
englische Uniformen von gefallenen Soldaten trügen.
Ich hatte nämlich Justus Kavizert in Tsau im schnee-
weißen Kordanzug mit allen Abzeichen eines Feld-
webels herumlaufen sehen. Merry sagte, er hätte
daran lelder noch nicht gedacht; aber ich hätte recht.
Er würde unsere Uniformabzeichen den Hereros fort-
nehmen. »
NachmeinerUbekzeugungtuadteEngländekin
der Kontrollierung der Hereros, was sie können.
Unmäöglich können wir erwarten, daß die Engländer
die Hereros in einen großen Kral sperren. Denn
dann müssen sie die Hereros beköstigen, eine Sache,
die in dem weltentlegenen Ngamilande (800 km von
der Bahn) sehr teuer sein würde.
Der Ngami-Distrikt umfaßt das Gebiet südlich
des Caprivizipfels östlich unseres Schutzgebietes, nörd-
lich des Breitengrades in der Höhe von Rietfontein,
westlich halb bis nach der Rhodesia-Bahn. Er be-
steht zum größten Teil aus Sandfeld, auch der nörd-
liche Teil, in dem die Flüsse Okavango, Tamlakan
und Botletle sind, besteht aus Kalahari, nur die
Flußniederungen und die oft sehr großen versumpften
Gebiete sind anders, allerdings grundverschieden.
Hier befinden sich wegen des fruchtbaren und wasser-
reichen Bodens die Ansiedlungen.
Der südliche Teil des Ngami-Distriktes von Riet-
sontein bis an den Ngami ist wie das Sandfeld
unseres Hererolandes. Wasser finden wir lediglich
in den Kalkpfannen. Die Weide ist dieselbe wie im
Hererolande. Nur die Baumvegetation ist eine
andere. Der Dornbaum= und Busch tritt zurück, und
statt dessen herrscht der Omunborombonga, der heilige
Baum der Hereros. In lichten Wäldern umsäumt
er häufig die Wasserpfannen, jedoch ist der größte
Tell baumarme Savanne. .
Den südlichen Teil muß man als wasserarm be-
zeichnen. Nur die Pfanne von Ngansis hat genügend
Wasser für einen elwas größeren Farmbetrieb. Aller-
dings ist für die Wasseraufmachung bislang nichts
getan.
Der nördliche Teil des Ngami-Distriktes umfaßt
die Gebiete der dauernd fließenden Ströme, deren
Hauptvertreter der Okavango= ist. Der Okavango
ergleßt sich südlich Andara über Stromschnellen, ver-
zweigt sich dann in viele Arme und bildet so eine
wohl 100 km breite Sumpfniederung. In dieser
Sumpfniederung verliert er seine Hauptwassermassen,
von einem offenen Strom ist nicht mehr die Rede;