Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

auf 2067 E, gestiegen. Alle bis dahin ausgeführten 
Fasern sind in Uganda gewonnen, wo Raphiapalmen 
und Sansiviera wild wachsen. 
Neuerdings hat in Britisch-Ostafrika eine ameri- 
kanische Gesellschaft ein Areal von insgesamt 200 
englischen Quadratmeilen zur Ausbeutung der wild 
wachsenden Sansiviera gepachtet. Sie hat bei Vol 
(Meile 100 der Ugandabahn) eine Entfaserungs- 
maschine aufgestellt und eine etwa 10 km lange 
Feldbahn mit Dampfbetrieb errichtet. Die Maschine 
soll zwar noch nicht zufriedenstellend arbeiten, sicher 
ist aber für das laufende Jahr eine bedeutende 
Ausfuhr von Fasern aus Britisch-Ostafrika zu er- 
warten. Bei Nairobi werden auch Versuche mit 
Ramie gemacht. 
Mangrovenrinde wurde bisher nur von einer 
deutschen Firma in Lamu ausgeführt. Im Jahre 
1904/05 sind einige neue Konzessionen in der Gegend 
von Schimoni, Kelifi und Malindi ertellt worden, 
daher das Wachsen der Ausfuhr um 900 2 gleich 
5 v. H. Für das nächste Jahr ist eine weitere 
Steigerung zu erwarten, obwohl die Marktpreise 
bedeutend gefallen sind. Der Doppelzentner kostete 
im Voriahre in Lamburg durchschnittlich 12,50 Mk., 
jetzt 8,50 bis 9 M 
Muscheln: ant Lamu werden Kauris gefunden, 
die nach Indien gehen, wo sie in manchen Gegenden 
noch Zahlungsmittel sind. Größere Muscheln gehen 
teils direkt, teils auf dem Umweg über Zanzibar 
noch Deutschland, wo sie in den Seebädern als 
Kuriositäten verkauft werden. 
Baumwolle: Die Regierung unterhält seit 
einem Jahre bei Malindi eine Plantage, auf der sie 
Versuche mit Baumwolle anstellt. Der fruchtbare 
Küßtenstrich wird für besonders geeignet gehalten. 
Am Tana sind verschiedene Pflanzungen angelegt 
worden, die aber nennenswerte Erfolge noch nicht 
aufzuwelssen haben. Auch die Church Missionary 
Society baut auf verschiedenen Küstenstationen Baum- 
wolle Zn. Die aus Uganda und Deutsch-Ostafrika 
kommende Durchfuhrware stammt von Eingeborenen- 
kulturen. 
Die Kopalausfuhr ist gegen das Vorjahr um 
die Hälfte zurückgegangen, aber nicht der Menge, 
sondern dem Werte nach. Infolge Überfüllung des 
Marltes sind die Preise sehr gesunken. 
Kaffee: Im vorigen Jahre hat Uganda für 
534 8 ausgeführt, auch die diesjährige Ziffer kommt, 
wenn dies auch in der Zollstatistik nicht erwähnt ist, 
wohl ausschließlich auf Durchfuhrgut. Der deutschen 
Ware, die aus der Gegend von Bukoba und dem 
Kllimandjarogebiet kam, ist, um die Einschleppung 
von Schädlingen zu vermeiden, die Durchfuhr er- 
schwert worden, so daß der gesamte Kilimandjaro- 
Kaffee jetzt über Land nach Tanga geht. In Britisch- 
Ostofrika ist bisher erst eine Plantage ertragfähig, 
deren Erzeugnisse aber für den Export noch nicht 
in Betracht kommen dürften. 
722 
  
Schildpatt erscheint zum ersten Male als 
selbständiger Artikel in der Statistik, ebenso 
Straußenfedern. Letztere zeigen zwar noch 
eine geringe Ausfuhrziffer, werden aber für den 
Handel der Kolonle an Bedeutung gewinnen. Die 
Regierung hält auf einer der Versuchsfarmen im 
Inneren einige Strauße und glaubt, in einer ami- 
lichen Druckschrift (Afrika Nr. 4. 1905) die Anlage 
von Straußenfarmen empfehlen zu können. 
Ein Arlikel, der demnächst in der Ausfuhr eine 
gewisse Rolle spielen wird, ist Wolle. Es ind im 
Jahre 1904/05: 659 australische und 25 englische 
Schafe eingeführt worden, die ebenso wie die aus 
Kreuzungen mit eingeborenen Schafen gewonnenen 
Mischlinge gute Wolle ansetzen. 
Die Ausfuhr Britisch-Ostafrikas nach den haupt- 
sächlichsten Bestimmungsländern gestaltete sich, wie 
folgt: 
1904 
In Pro- In Pro- 
Bestimmungs- Wert zenten der Wert zenten der 
land Gesamt- Gesamt- 
&aausfuhr naausfuhr 
1. Ver. Staaten 
von Amerika. 78911 33,6 19 788 14. 3 
2. Grobritamien 36 834 15,.7 17274 0 
z. r 13,0 33 986 50 12 
aiiseer Ftan 22 343 9.5 9294 5. 8 
" Frankreich 21.019 9,0 12034 7,5 
in 
Ungarn. 6169 2,6 11 581 7.2 
7. #en und 
6081 2,6 2422 1,5 
8. * ...... 2140 % 24756 15,9 
(Nach einem Berichte des Kais. Vizekonsulats in Mombassa.) 
Perschiedene MWilteilungen. 
Bericht des Professors Dr. Winklen zu Tübingen über 
seine auf Grund der Verleihung des Bnitenzorg= 
Stipendiums für Jpo# unternommene Nelse nach Java. 
Die Ausreise wurde am 30. September 1903 
in Genua angetreten und zunächst in Ceylon für 
14 Tage unterbrochen. Den Aufenthalt daselbst be- 
nutzte ich dazu, durch Reisen in das Innere der 
Insel und den Aufenthalt im botanischen Garten zu 
Teradeniya vorläufige Bekanntschaft mit der tropischen 
Flora zu machen und durch den Besuch mehrerer 
Plantagen einige der in Ceylon besonders betriebenen 
Kulturen, wie die des Tees, der Hevea und anderer 
Nutzpflanzen kennen zu lernen. 
Ohne weitere Unterbrechung erfolgte sodann die 
Weiterreise nach Java. Am 9. November 1903 
kam ich in Buitenzorg an und blieb, von kleineren 
Expeditionen in die Urwälder der Umgebung und 
häusigen Besuchen benachbarter Pflanzungen, vor 
allem des Versuchsgartens Tjikenmeule, abgesehen, 
ununterbrochen im Buitenzorger botanischen Garten 
tätig, um in erster Linie vom wissenschaftlich-bota- 
nischen Standpunkte aus einen Einblick in die Vege-
	        
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