Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

tation der Tropen und ihr biologisch-ökologisches 
Verhalten zu gewinnen. Die Resultate der dabei 
angestellten wissenschaftlichen Untersuchungen sollen in 
einer Serie von Abhandlungen unter dem Gesamt- 
titel: „Botanische Untersuchungen aus Buitenzorg“ 
in den Annales du jardin botanique de Buiten- 
2zorg veröffentlicht werden. Die erste dieser Ab- 
handlungen ist bereits im Drucke fertiggestellt. Von 
der zweiten der erwähnten Arbeiten habe ich in den 
Berichten der deutschen botanischen Gesellschaft eine 
vorläufige Mittellung gegeben unter dem Titel: 
„Über Parthenogenesis bei Wikstroemia indica 
(L.)) C. A. Mey. 
Am 9. März 1904 verließ ich Buitenzorg zu 
einer bis zum 5. Mai dauernden Reise durch ganz 
Java, die sich von Westen durch Mitteljava bis zum 
äußersten Osten erstreckte. Wenn auf dieser auch 
natürlich dem Studium der Vegetation und von 
Land und Leuten gründliche Aufmerksamkeit geschenkt 
wurde, so war ihr eigentlicher Zweck doch durchaus 
das mir von der Kolonial-Abtellung übertragene 
Studium der Koka= und der Chinakultur durch den 
Besuch zahlrelcher Plantagen in allen Teilen des 
Landes, vor allem auch der großen Regierungs- 
pflanzungen um Tiintjiroean. Durch möglichst 
kritische Vergleichung zwischen den benutzten Kultur- 
methoden und den erzielten Resultaten suchte ich mir 
eine Ansicht zu bilden über die beste Methode, die 
beiden erwähnten Nutzpflanzen zu behandeln, und 
habe ich meine Erfahrungen in den beiden Berichten 
„Über die Kultur des Kokastrauches, besonders in 
Java“ und „lÜber die Cinchonakultur in Java“ 
niedergelegt. 
Ich erwähne noch, daß ich während meines 
Aufenthaltes auf Java auf Veranlassung der Ber- 
liner botanischen Zentralstelle für die Kolonien zahl- 
reiche Sendungen von Saatgut und lebenden Pflanzen 
aller Art nach Berlin, Bap und den Marshallinseln 
ausführte, sowie daß ich bei meiner Abreise von- 
Java mehrere Wardsche Kästen mit lebenden Frucht- 
und Nutzpflanzen persönlich nach Tumleo, Kaiser- 
Wilhelmsland, für die dortige Mission überführte. 
Schließlich möchte ich noch bemerken, daß ich mich 
bemüht habe, in Java und all den anderen Ländern, 
die ich vorher und nachher besuchte, botanisch wert- 
volle und seltene Objekte zu sammeln. So kam eine 
10 große Kisten umfassende Sammlung zustande, die 
ich dem botanischen Institute der Universität Tübingen 
geschenkt habe. 
Am 24. Mat 1906 reiste ich von Batavia über 
Makassar, Bauda und Deutsch-Neu-Guinea weiter 
nach New South Wales, unterwegs den etwa acht- 
tägigen Aufenthalt in verschiedenen Häfen des Kaiser- 
Wilhelmslandes und des Bismarck-Archipels zu einem 
wenlgstens flüchtigen Einblicke in die Verhältnisse der 
Kolonie benutzend, und von Sydney nach kurzem 
Aufenthalte nach Neu-Seeland. Dem Studium der 
Vegetation und Natur dieses eigenartigen Landes 
wurden drei Wochen gewidmet, und dann von Auck- 
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land die Weiterreise nach Samoa angetreten, woselbst 
ich sechs Wochen verweilte und durch größere Touren 
und den Besuch vieler Pflanzungen mich über den 
Zustand des Landes zu orientieren suchte. 
Von Samoga aus reiste ich dann mit nur kurzen 
Unterbrechungen in Honolulu, San Francisco und 
New VYork direkt nach Hamburg zurück, wo ich am 
6. Oktober 1904 eintraf. 
  
über die landwirtschaftliche Rolontal-Ausstellung, 
welche in der Zeit vom 20. Juni bis 20. Juli 1905 
in Nogent fur Marne stattfand, berichtet der land- 
wirtschaftliche Sachverständige bel der Kaiserlichen 
Botschaft in Paris folgendes: 
Wer von dieser Ausstellung erwartete, daß sie 
dem Kenner kolonlaler Landwirtschaft Neues oder 
besonders Interessantes bringe, mußte sich von ihr 
enttäuscht fühlen; betrachtete man sie aber von dem 
Gesichtspunkte einer Veranstaltung, welche den kolo- 
nialen Gedanken in das Publikum zu tragen be- 
zweckt, so konnte man sie als gut eingerichtet und 
bestens gelungen ansehen. Dieser letztgenannte Zweck 
scheint auch der leitende Gedanke bei der Inangriff- 
nahme des Werkes gewesen zu sein, wie denn über- 
haupt das französische Kolonialministerlum in dieser 
Hinsicht eine sehr emsige Tätigkeit entfaltet. Im 
Laufe des Winters war regelmäßig zu öffentlichen 
Sonntagnachmittagsversammlungen geloden worden, 
welche im Hauptsaale der Sorbonne unter der hier 
üblichen Zuzlehung eines Musikkorps stattfanden, 
melst sehr zahlreich besucht waren und in der Haupt- 
sache populäre Vorträge über Leben und Schicksale 
wenig gekannter, dem Volke entstammender Helden 
der französischen Kolonialgeschichte brachten und Dis- 
kussionen zuließen. Daneben fanden mehrmals in 
der Woche abendliche kolonialwissenschaftliche Vor- 
lesungen im Hauptauditorium der Kolonialschule in 
Nogent fur Marne statt, welche allgemein zugänglich, 
der Auffassungskraft auch einfacherer Hörer angepaßt 
waren. 
Die Ausstellung selber war in dem anmutig im 
Bois de Vincennes gelegenen Kolonialgarten unter- 
gebracht und also von Paris aus als hübscher Nach- 
mittagsausflug leicht zu erreichen. Sie schien darauf 
berechnet, auch dem kleinen Mann Belehrung über 
das in den Kolonien produzierte Rohmateriol zu 
bieten, die Maschinenindustrie durch manche Speziol- 
apparate zur Konkurrenz anzuregen, und mußte, 
selbst wenn sie im übrigen nicht besonderen Erfolg 
gehabt hätte, für den rührigen Veranstalter Herrn 
Dybowsky (inspecteur général de Tagriculture 
coloniale) den Nutzen haben, daß die besten Aus- 
stellungsobjekte zur Bereicherung des Kolontalgartens 
und des darin untergebrachten ständigen Kolonital- 
museums zurückbehalten wurden, wie auch die meisten 
der einfachen Ausstellungsgebäulichkeiten darin stehen 
blieben.
	        
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