Auf diesem Hintergrund betrachtet, kann die im
übrigen etwas magere Ausbeute der Ausstellung mehr
gewürdigt werden, besonders wenn man die elegante
Form und die geschmackvolle Weise, in welcher dieses
Wenige geboten wurde, mitelnschäzt.
Zunächst ersetzte der Katalog das, was ihm an
Inhalt fehlt, durch künstlerische Ausstattung. Reich
an Abbildungen und Beschreibungen, verfehlte er nicht,
nebenbei für das offizielle Kolonialblatt 1 Agriculture
pratique des Pays chauds kräftige Reklame zu
machen und gab einen (nicht allzutlef gefaßten)
Einblick in die landwirtschaftliche Tätigkeit in den
Kolonien.
Das ausgestellte Material war nach folgenden
Klassen geordnet:
I. Klasse: Bodenprodukte, 1. natürliche oder von
Pflanzungen: Kautschuk, Gummi, Harz. Guttapercha,
Kork, Spartgras.
2. Kulturen: Kaffee, Kakao, Tee, Tabak u. ff. —
Getreide, Würzstoffe, Spezerelen und eigentliche Ol-
pflanzen, Textilprodukte.
3. Pharmazeutische Produkte, Medizinpflonzen,
Heilmittel der Eingeborenen.
Diese Klasse war von 67 Ausstellern beschickt,
von welchen 42 in den Kolonten wohnen und 25 in
Frankreich (meist in Paris) ansässig sind. Das Aus-
gestellte war nach Mannigfaltigkeit und Menge
wechselnd, von schönen großen Kollektionen bis zu
kleinsten Quantitäten; am besten war beschickt die
Kaffee= und die Kautschuk-Ausstellung.
II. Klasse A: Tiere und tierische Produkte:
1. Lebende Tiere: Pferde, Esel, Maulesel, Zebras.
Proben der Kolonialrassen: Rinder, Zebus, Büffel,
Schafe, Ziegen, Dromedare, Schweine, Elefanten,
Kleinvieh.
2. Tierische Produkte: Häute und Leder, Felle
und Wollen, Horn, Elfenbein, Schildpatt, Rauch-
waren, Federn und Vogelbälge, Fleischpulver, Extrakte,
Konserven.
In dieser Klasse waren 11 Aussteller vertreten,
von welchen nur 2 in den Kolonien ansässig sind:
Das ostafrikanische Gouvernement mit kleinen Trupps
von Rindern, Schafen und Geflügel, und die Ver-
suchsstation von Nanisana mit einem Paar Gänsen
(Oies royales) und einer Hühnerfamilie aus Mada-
gaskar, serner zwei Halbaffen (L#muriens) sowie
Schädeln, Häuten und Hörnern von Rundern und
Schafen. Von in Frankreich wohnenden Ausstellern
war namentlich aus den Kolonien stammendes Ge-
flügel herbeigebracht, außerdem aber noch ein kleiner
Trupp Somalischafe sowie Ziegen verschiedener Her-
kunft. Diese Haustiere sollen zu Kreuzungen mit
französischen Schlägen verwendet werden, von deren
Produkten man eine leichtere Anpassung an das
kolontale Klima erhofft, als sie bisher mit den reinen
französischen Rassen erreicht wurde. Die fremden
Tiere scheinen das französische Klima gut zu ver-
tragen, und es sollen sich einige hiesige Züchter zu
Kreuzungsversuchen bereit erklärt haben.
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II. Klasse B: Wirbellose Tiere: Seidenraupen,
Bienen u. f.
In dieser Abteilung trat besonders die Selden-
raupenzucht Madagaskars mit einer sehr bemerkens-
werten Ausstellung der Versuchsstation und der
Seidenzuchtschule in Nanisana hervor, der sich fran-
zösische Flrmen mit ihren in Frankreich hergestellten
Apparaten anschlossen. Ferner waren vertreten
Versuchs-Bienenhäuser (im Inlande hergestellt) und
an tierischen Kolonialprodukten besonders Cochenille
und Perlmutter.
III. Klasse: Erzeugnisse des Waldes: 1. Hölzer
für Tischlerei, Wagenbau, Schiffahrts= und Bau-
zwecke, 2. Wohlriechende Hölzer, 3. Korkeichen,
Kautschukpflanzen, 4. Hölzer für Pflasterung, Bahn-
schwellen, Brennhölzer u. ff.
Die Klasse war vertreten durch 10 Aussteller
(wovon 5 kolontale), namentlich mit Möbelholzvroben.
Die tunesische Forstverwaltung mit. Bahnschwellen
und Kork, die Pariser Wegebauinspektion mit Holz-
pflaster. -
IV. Klasse: Landeskultur.
Programm: 1. Geräte und Maschinen für
Bodenbearbeitung, Saat und Ernte,
2. desgleichen für die Verarbeltung der Ernte,
3. Göpel, verschiedene Motoren und Windmühlen,
4. Hydraulische Apparate, ,
ö-Transportgetätefürkleine,mittlereundgroße
Entfernungen, auf dem Rücken von Menschen und
Tieren.
6. Koloniales Bauwesen: Materialien für Bauten
und Erdarbeiten, transportable Bauten, Zelte, Appa-
rate für Licht= und Wärmeerzeugung, Einfriedigungen,
Material für Lagerräume, Emballage und Spedition.
7. Andere Materiallen und Gerätschaften (sowelt
im vorigen nicht inbegriffen).
Diese Klasse, deren Grenzen etwas weit gehalten
waren, beschickten 65 Aussteller, fast ausschließlich in
Frankreich selbst ansässig. Aus den Kolonien selbst
hatten nur die landwirtschaftliche Verwaltung von
Madagaskar (Versuchsstatlonen von Ivolvina und
von Marovoag) Eingeborenenhütten mit ihren Ein-
richtungen und Reisspeichern und neuerfundene Pump-
werke zur Ausstellung gebracht. Von einer deutschen
Firma (Böcken -Rhenau) war eine Entsaserungs-
maschine vorgeführt, welche viel Beachtung fand.
Von den französischen Ausstellungsobjekten waren
einige für die Kolonien berechnete Pavillons,
Speicher mit Asbestwänden, Zelte mit ihren Aus-
rüstungen, ferner Trieurs für Reis und Kafsee,
Schälmaschinen und Trockenapparate das Sehens-
werteste.
V. Klasse: Erzeugnisse der kolonialen Industrie.
Beschickt von 69 Ausstellern, worunter 37 kolo-
niale. Von letzteren waren besonders Algier
(Medea und Loverdo) vertreten, welches fast aus-
schließlich Wein (1904er Ernte) ausstellte. Eine
hübsche Kollektlon von Eingeborenen-Industrie (Stroh-
flechterei und Spitzenweberei) hatte die landwirt-