und 2000 Fuß Wassermassen hervorquellen lassen,
die, mit artesischem Druck springend, als förmliche
rauschende Bäche davonfließen und nicht nur Weide-
wirtschaft, sondern selbst Körnerbau und Obstzucht
in großem Stil auf Territorien ermöglichen, die vor
kurzem noch Wüste und Stachelbuschsteppe waren.
Von einer derartigen Ausdehnung und Aus-
nutzung des Bohrsystems wird in Südafrika für ab-
sehbare Zeit noch nicht die Rede sein können. Welche
Möglichkeiten eine fernere Zukunft bringt, mag dahin-
gestellt sein; einstweilen denkt kein verständiger
Mensch weder im englischen noch im deutschen
Südafrika daran, den Wasserbohrungen einen anderen
Zweck zu geben als den, die Viehzucht des Landes
auf eine gesichertere Grundlage zu stellen, als sie
ohnedies existieren könnte, und nebenbei dem einzelnen
Farmer in besonders günstigen Fällen die Möglich-
keit zu guten Gartenanlagen und hin und her etwas
Körnerbau für den eigenen Bedarf und den Absatz
in die nächste Umgebung zu geben.
scheidende Bedeutung werden Betriebe dieser letzteren
Art in Südafrika nie gewinnen, wenn auch ihre
lokale Bedeutung darum in keiner Weise zu unter-
schätzen ist. Wohl aber wird die künstliche Wasser-
erschließung größeren Stils wirtschaftlich — welt-
wirtschaftlich — bedeutsam dadurch, daß sie sichere
Tränkstellen und vor allen Dingen die Möglichkeit
der Gewinnung sicherer Futterreserven für Jahre
der Dürre schafft. Auch das muß man sich nicht
allzu leicht vorstellen. Der Anbau von Luzerne ist
in Südafrika auch unter leidlich günstigen Verhält-
nissen keine so einfache Sache, daß es mit Säen
und Schneiden schon getan wäre, aber es ist mög-
lich, und wenn die Anfangsschwierigkelten über-
wunden sind, kann der Farmer, wenn er sicheres
Wasser hat, auf dauernde Durchschnittserträge
rechnen. Man hat auch im Kaplande lange ge-
glaubt, mit den natürlichen Weldevorräten aus-
zukommen, bis die Folgen des verheerenden mehr-
jährigen Krieges und die gleichzeitig eintretende
große Dürreperiode zusammen mit dem Steigen der
Bevölkerung und der notwendig werdenden fort-
gesetzten Teilung und Verkleinerung der Farmen
dazu gezwungen haben, in steigendem Maße zum
Luzernenanbau zu greifen. Auch wir in Südwestafrika
müssen von vornherein mit Energle auf dasselbe Ziel
losarbeiten, wie es jetzt die kapländische Farmwirtschaft
tut. Dazu kommt, daß unser Grundwasservorrat
zwar nicht geringer ist, wohl aber die Zahl der von
Natur offenen Wasserstellen verhältnismäßig kleiner
als im Kaplande. Nur der kleinste Teil unseres
Landes kann ohne künstliche Wasserschaffung in Be-
wirtschaftung genommen werden, und nur wenige
rmen gibt es, die von vornherein die für jede
rationelle Viehwirtschaft notwendige Mehrzahl der
Wasserstellen aufweisen. Gerade das ist es ja, was
die Verdeutlichung unserer besonderen südwestafrika-
mischen Verhältnisse und den überzeugenden Erfolg
auch der ausführlichsten Darlegungen über sie so
74
Elne ent-
schwierig macht: daß der unkundige Blick nur so
wenig von den Möglichkeiten und Aussichten wahr-
nimmt, welche die Natur, sobald nur merschliche
Aufschließungsarbeit ihr zu Hilfe kommt, hier ver-
spricht und darbietet. Und doch muß die Uber-
zeugung dem Entschluß vorangehen, die Mittel zu
gewähren und zu verausgaben, ohne deren Ge-
währung die Besiedlung von Deutsch-Südafrika als
Ganzes ein unerfreulicher Kümmerversuch bleiben
wird und bleiben muß.
Im Kaplande, im früheren Freistaat und in
Transvaal gibt es kaum eine Farm ohne Dämme
— worunter man nach ofrikanischem Sprachgebrauch
nicht nur die Erd= oder Steinschüttung, sondern
auch den aufgestauten Wasserinhalt und das Becken
hinter dem Damm selbst mit versteht. Der Damm
in diesem Sinne ist, wie schon erwähnt, mit zwei
Mängeln behaftet: er ist erstens, sobald es sich um
etwas größere Dimensionen handelt, eine kostspiellge
Anlage, und zweitens versagt er gerade dann mit
Naturnotwendigleit, wenn der Farmer ihn am
nötigsten braucht, nämlich in Zeiten anhaltender
Dürre. Nach beiden Seiten hin ist ein gelungenes
Bohrloch vorzuziehen, denn bei gleichem Anlage-
kapital gewährleistet es eine sichere und gewöhnlich
auch nicht einmal kleinere Wasserergiebigkeit als der
Damm. Trotzdem wird jeder Farmer bei uns so
gut wie im Kaplande und seinen Nachbargebleten
darauf aus sein, auf seiner Farm eine Anzahl
lleinerer und nicht zu kostspieliger Dümme zu haben.
Sind diese billig angelegt, womöglich ganz oder
zum größten Teil mit den eigenen Arbeltskräften
des Farmers, so sind sie in normalen Zeiten ein
sehr wertvolles und nicht zu unterschätzendes Hilfs-
mittel, um eine rationelle Beweldung des ganzen
Farmgebietes durchzuführen und überweidung einzelner
Stücke zu vermeiden. Namentlich kann mit ihrer
Hilfe die Ansammlung ausreichender Futterreserven
für schlechte Zeiten erleichtert und beschleunigt
werden. Nur sollte, von besonders gearteten Aus-
nahmefällen abgesehen, die wasserwirtschaftliche Exi-
stenz einer Farm nach Möglichkelt nicht auf einen
Damm gegründet werden.
Mit besonderer Vorsicht veranlassen die Er-
fahrungen im englischen Südafrika, an die Errichtung
besonders großer Stauwerke und Dammanlagen
heranzutreten. Für den einzelnen Farmer kann sich
ein kostspieliger Damm überhaupt nur unter der
Voraussetzung eines sehr großen Farmareals oder
besonders günstiger Absatzverhältnisse rentieren. Von
staatlichen Anlagen ist ein bekanntes Beispiel der
große Damm von van Wyks Vley im Distrikt
Carnarvon. Als ich von Wyks Vley sah, im Mai
dieses Jahres, bot die aufgestaute, mächtige und
weitverzweigte Wasserfläche einen wahrhaft impo-
santen Anblick dar, und den flüchtigeren Beobachter
hätte wohl auch die Auskunft, hier im Damm sei
Wasser für 1000 Hektar Weizenland, und die
1000 Hektar würden weiter unterhalb auch wirklich