Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

annähernd kultiviert, leicht zu einem Loblied auf 
e schöne Anlage veranlassen können. Tatsöchlich 
st aber van Wyks Vley eine starke Aufforderung 
zu sorgfältiger Kritik ähnlicher Projekte. Der Damm, 
er etwa eine halbe Million Mark gelostet hat, 
steht auf einer undurchlässigen Tonschicht. Das hai 
zur Folge, daß die oberhalb aufgestaute Wassermasse 
wegen fast vollständiger Behinderung der Sicker- 
brkulation sich allmöhlich stark mit Salz anreichert 
und die unterhalb betriebenen Kulturen durch die 
fortschreitende Versalzung des Berieselungswassers 
eiden. Im Jahre 1883 war das Werk vollendet: 
Awas über zwel Kilometer unterhalb wurde eine 
nzahl Gärten angelegt und 8 Kllometer vom 
Lumm wurde den Ansiedlern das Pflügeland in 
solten zu 10 Hektar zugewiesen. Jetzt ist die Ver- 
ulzung des Gartens schon so weit vorgeschritten, daß 
i„ Gartenkultur so gut wie ganz aufgegeben werden 
düßee und die unter dem Pflug befindliche Fläche, 
er allmählichen Aufgabe der durch das Berieselungs- 
wasser verbrakten Felder folgend, sich fortgesetzt ab- 
wärtg verschiebt. Schlimmer als dieser Übelstand 
t aber der andere, daß mit dem Vorwärtsbau der 
Kweigbahn von Hutchinson (Victoria-West) nach 
„arnarvon, dieses, das bisher der Hauptmarkt für 
. ackerbauenden Kleinsiedler von von Wyks Vley 
-— ar, so welt finkt, daß die Dammkolonisten entweder 
n ihrer bisherigen wirtschaftlichen Existenz bedroht 
erden — oder die Regierung die Wasserabgaben 
o weit erniedrigen muß, daß an eine Verzinsung des 
Saukapitals und Bestreitung der Unterhaltungskosten 
rr die ganze Anlage nicht mehr zu denken ist. 
on van Wyks Vley nach Carnarvon beträgt die 
8 tfernung kaum 90 Kllometer — drei Tage mit 
Ossen- oder Eselwagen — und trotzdem droht das 
orrücken der Eisenbahn, die das Weltmarkts- 
* von den Häfen der Südküste heraufbringt, 
be wirtschaftliche Existenzberechtigung der ganzen 
tauwerkskolonle in Frage zu stellen. Und das bei 
. hohen Tarifen der. kapländischen Staatsbahn! 
alese Erfahrung werden wir uns in Südwestafrika 
erdings sehr prüsend vor Augen halten müssen, 
Jan es sich um unsere Stauwerksprojekte handelt. 
p60 will damit noch keine grundsätzliche Gegner- 
taft zu den Rehbockschen und Kuhnschen Plänen 
bein Ausdruck bringen, wohl aber die Notwendig- 
set- in die bei ihnen anzustellenden Rechnungen 
kustepporfichtg bemessene Sicherheitskoeffizienten ein- 
n 
St Ein grundlegender Unterschied zwischen dem 
#u ande der wirtschaftlichen Entwicklung im eng- 
dchn Südafrik und bei uns ist der, daß dort 
ns Biehestand, das lebendige Betriebskapltal, be- 
zur existiert und den Farmern laufende Erträge 
rer Bestreitung von Verbesserungen ihrer Wirtschaft 
e rt — bei uns aber diese ganze Wirtschaft 
Vieh und was sonst noch zu ihr gehört, eine 
2 wesentlichen erst zu gründende Größe ist. 
enn trotzdem die kapländische Regierung für ihre 
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Farmwirtschaft so bedeutende Unterstützungen unter 
Verzicht auf Rückforderung auswendet, wie das die 
Ülbernahme des größeren Teils der Bohrkosten ist 
(selbst einschließlich der Naturallelstungen der Farmer) 
— in der sehr richtigen Voraussicht, daß derartige 
Ausgaben sich auch vom rein staatswirtschaftlichen 
Gesichtspunkt aus am letzten Ende rentieren —, so 
können wir daraus mit Fug und Recht entnehmen, 
wieviel erst bei uns nach dieser Richtung hin ge- 
schehen muß. 
Innerhalb des ganzen Trockengebietes im eng- 
lischen Südafrika existlert kein Weideland für Rind- 
vieh, das sich an Qualität der Futtergewächse und 
zugleich an Ausdehnung mit unserem Hererolande 
und Bastardlande messen könnte. Am ehesten ist 
noch der frühere Oranjefreistaat heranzuzlehen, well 
die Beschoffenheit des dortigen Weidefeldes mit den 
Gräsern im Hererolande noch die meiste Ahnlichkeit 
hat. Auch in den Größenverhältnissen belder Ge- 
biete, namentlich wenn man auf unserer Seite das 
Bastardland hinzurechnet, ist kaum ein Unterschied. 
Der Oranjefreistaat ernährte im Jahre 1890 
etwa 900 000 Stück Großvieh; außerdem noch über 
eine Viertelmillion Pferde und 7½ Millionen Stück 
Kleinvieh. Er hat das vor unserer Kolonie vor- 
aus, daß er im Durchschnitt bedeutend mehr offenes 
Wasser besitzt als wir, und baß seine östlichen und 
namentlich südöstlichen Distrikte bereits in die 
Regionen der stärkeren Niederschläge fallen, wodurch 
aber die Weidequalität an sich, abgesehen von den 
verfügbaren Tränkstellen, nicht weiter entscheidend 
beeinflußt wird. Ein Musterbeispiel für uns da- 
gegen ist derjenige Tell des Freistaates, der westlich 
von der Haupteisenbahnlinie zwischen dem Riet= und 
odderfluß liegt: das sogenannte Middelvbeldt. 
Diese Gegend ist von Natur fast ohne alles offene 
Wasser, und nur die Ausrüstung jeder einzelnen 
arm mit Brunnen und Dämmen macht sie zur 
Viehwirtschaft brauchbar, ja überhaupt erst bewohn- 
bar. Das Middelveldt ist der zuletzt von den 
Freistaatfarmern besiedelte Teil des Laudes. Auch 
südlich vom Rietfluß und nördlich vom Modderfluß 
ist die Zahl der natürlichen Wasserstellen sehr ge- 
ring, und ohne künstliche Wasserbeschaffung wäre in 
den Distrikten von Hoopstad, Boshof, Jakobsdal 
und Fauresmith nicht entfernt an eine vollständige 
Besiedlung zu denken. Trotdem ist dort überall 
schon seit Jahrzehnten kein freies Land mehr vor- 
handen — ebensowenig wie im üÜbrigen Freistaat. 
Ausschlaggebend für die Aufwendung der Mühe 
und Kosten, die hier zur Beschaffung des Wassers 
notwendig waren, erschien die gute Weide. Aber 
die Welde im Hereroland, im Bostardland und in 
großen Teilen des Gibeoner Bezlrks ist für Rind- 
vieh noch besser als in den meisten Distrikten des 
Freistaates, well bei uns die wertvollen, sogenannten 
„süßen“ Futtergräser über die geringeren „saueren" 
stärker überwiegen als dort. Wenn ich also hier 
nochmals an jene Berechnung aus melnem vor-
	        
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