Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

delt werden, damit sich nicht unversehens das Bild 
bloß möglichen vor dem, was einstweilen erst 
trklichkeit wird, verschiebt: alle jene Ertragsziffern 
belten für unser Land erst in dem Falle, daß zu 
ur Weide das Wasser auch dort überall hinzutritt, 
u von Natur keins offen vorhanden ist. Wird 
n Wasser geschafft, d. h. betreten wir nach dieser 
6 chtung hin nicht auch den Weg, auf dem unsere 
nallschen Nachbarn mit so glänzendem Erfolge 
zuter ähnlichen Verhältnissen, wie wir sie haben, 
(aangehen, so bleiben alle jene Ertragsbilder eben 
s#o Bilder. Ebensowenig, glaube ich, wird es über- 
M sig sein, zu bemerken, daß kein verständiger 
ebrusch daran denken kann, in wenigen Jahren und 
wine zeltweilige Rückschläge, wie sie auch die Kap- 
Ulonie zu verzeichnen hat, oder ohne eine weit- 
ende Landverkaufspolitik und ohne systematisches 
AKneinarbelten auf Futterreserven natürlicher und 
S6 licher Art, das am letzten Ende uns vor- 
chwebende Produktionsziel zu erreichen. Notwendig 
* ist vor allen Dingen das eine: wir müssen 
bewußt sein, daß wir es erreichen wollen! 
und ene ebengenannten Artikel — Wolle, Mohair 
Straußenfedern — sind vermöge ihres relativ 
soiffben Transportgewichts, ihrer bequemen Ver- 
un ng und ihres fast ausnahmslos glatten Ab- 
der auf dem Welltmarkt, rationelle Produktions- 
Feidüliniss vorausgesetzt, besonders für die über- 
mit t" Ausfuhr geeignet. Etwas anders steht es 
eie en Erzeugnissen der Rindviehzucht. Abgesehen 
Rnd von Fleischextrakt und Häuten wertet das 
o5 als Exportartikel mit seinem eigenen lebenden 
* toten Flelschgewicht. An einen Export von 
- üf, d. h. in diesem Falle gefrorenem 
Kesch für die Zukunft Südwestafrikas zu denken, 
i zwar möglich, denn sowohl die Frage der künst- 
sendu Gefriervorrichtungen, als auch die der Ver- 
eijt 26 und Verschiffung würden an sich, sobald 
in ##e Verhältnisse eine Entwicklung des Betriebes 
üb enligend aroßem Maßstabe gestatten, keine un- 
worwindlichen Schwierigkeiten mochen — aber 
beri man bei uns zunächst denken muß, ist doch, 
st lebendes Schlachtvieh zu exportleren. 
  
Deutsch-Neu-Guinra. 
Die Beslrafung der Bill · Bili · Lente. 
an * Bili-Bili-Leute wegen ihrer Teilnahme 
26. berfall auf Friedrich - Wilhelmshafen am 
zu bet 1904 (vgl. Kolontalblakt von 1904, S. 641) 
O##berrofen, hatte der Polizeimelster Beyer im 
e#m 1904 zwei Streifzüge in die Dörfer 
ölerbo, Menessee, Signor und Kul unternommen. 
dend m wurden 3 Bill-Bili-Leute getötet, 7 gesangen 
der und mehrere Hütten und Kanoes zerstört. 
Huce alzerliche Bezirkamimann, Regierungsrat 
rdt in Frledrich -Wllhelmshafen, der schon 
77 
  
am 19. Juni v. Is. gegen die Bili-Bill-Leuie vor- 
gegangen war (vgl. Kolonialblatt von 1905, S. 588), 
berichtet nunmehr über weitere Maßregeln gegen die 
Bili-Bill-Leute folgendes: 
Nachdem ich bei der Anwesenheit des „Seestern“ 
im Juli 1905 den Schlupfwinkel der Bili-Bili- 
Tamols an der Ray-Küste aufgesucht, jedoch nie- 
manden zu Gesicht bekommen hatte, befahl ich den 
dortigen Eingeborenen, den Bili-Bill -Leuten keine 
Unterkunft zu gewähren. Sie sind diesem Befehle 
nachgekommen, und die Bili-Bill -Leute haben sich 
daraufhin an der Südseite der Gogolmündung 
nledergelassen. Ich knüpfte mit ihnen Unterhand- 
lungen an und forderte die Stellung von 15 Mann 
für dreijährige Arbeit in Herbertshöhe. Sie zogen 
die Verhandlungen hin und bedrängten in der 
Zwischenzeit wiederum die Bewohner der ihrer 
Niederlassung benachbarten Dörfer, so daß vielfache 
Klagen an mich gerichtet wurden. Endlich be- 
quemten sie sich dazu, mir 4 Leute anzubieten und 
diese auch nach Friedrich-Wilhelmshafen zu schicken. 
Ich hobe selbstverständlich dieses Anerbieten ab- 
gelehnt, da seine Annahme, nach hiesigen Eingeborenen= 
Anschauungen, Friedensschluß bedeutet hätte. Die 
4 Leute habe ich zurückgeschickt mit der Erklärung, 
ich würde demnächst die Feindseligkeiten fortsetzen. 
Am 12. September 1905 bot sich hierzu Ge- 
legenheit. Nach meiner Rückkehr aus den Bergen 
ließ ich den Polizelmelster Frommund mit der in- 
zwischen auf 20 Mann verstärkten Polizeitruppe 
zurück, während ich mit meiner Begleitung am 
Strande nach Friedrich-Wilhelmshafen zurückging. 
Frommund erhielt den Auftrag, einen Strafzug 
gegen die Bili-Bill-Niederlassung zu unternehmen. 
Es gelang ihm diese zu überraschen. Bei dem sich 
entspinnenden Gefecht wurden 9 Bill-Bili-Leute er- 
schofsen. Ich habe nun wiederum den Friedensschluß 
bei Stellung von 15 Leuten anbieten lassen, Ant- 
wort ist noch nicht eingetroffen. Die Maraga- 
Tamols sind vor Aufnahme der Bili-Bill-Leute 
gewarnt. Letztere sollen sich jetzt in Banup bei 
Jelso aufhalten. 
  
Bericht des geschäftsführenden vizegouverneurs Berg 
in Ponape üüber die Lage der am 2o. April 7995 durch 
ben Uaifun betroßfenen stkarolinen.“) 
Elne eigentliche Hungersnot unter den Eingebo- 
renen selbst in den schlimmsten Tagen, der Zeit von 
Mitte Juli bis Mitte September 1905, hat nicht 
bestanden. Die Beschaffung von Nahrungsmitteln 
macht täglich weitere Fortschritte; trotzdem bleten sich 
sortwährend Leute zur Arbelt an. Mit Hilfe der 
vermehrten Arbeitskräfte ist es gelungen, das Sekre- 
tärhaus in Ponape fertigzustellen, die beiden steinernen 
Molen auszubessern und zu erhöhen sowie den 
Schuppen auf dem Kopfe der Hauptmole zu voll- 
*) Vgl. Kolonialblatt 1905, S. 407, 457, 645—647.
	        
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