Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

Erzeugnissen, wie Gunjah (Haschisch), Banz (Guaza) 
und Charas, die wegen ihrer narkotischen Wirkung 
bei den Kulis der Zuckerplontagen in Fidscht sehr 
beliebt sind, verboten. Ausnahmen sind nur mit 
schriftlicher Genehmigung des zuständigen Medizinal- 
beamten statthaft. Zuwiderhandlungen werden mit 
Geldstrafe bis zu 100 2 oder mit Gefängnis bis 
zu sechs Monaten und mit Einzlehung der betreffen- 
den Ware bestraft. 
Aus Brltisch-Ken-Guinea. 
Der Sekretär des australischen Bundesministe- 
riums der answärtigen Angelegenhelten, Mr. Atlee 
Hunt, hat in dienstlichem Auftrage Brltisch-Neu- 
Guinea und die benachbarten Inseln in der Zeit 
vom 13. Juli bis zum 26. August v. Is. bereist. 
Von Port Moresby aus hat er die einzelnen 
Teile der Kolonie besucht. Im Nordbezirk war er 
wegen Zeitmangels nicht, hat sich aber über die 
dortigen Verhältnisse durch den Bezirksleiter, den 
er in Port Moresby traf, unterrichten lassen. 
Der Zweck der Reise war nach der Mr. Hunt 
erteilten Weisung: „Vorschläge üÜber die Förderung 
der Ansiedlung und die Wahrung der Rechte der 
Eingeborenen zu machen.“ 
Dem als Parlamentsvorlage gedruckten Reise- 
bericht ist folgendes zu entnehmen: 
Bestimmte Grundsätze für die Verwaltung Neu- 
Guineas sind niemals aufgestellt worden. Bisher 
wurden mehrere Administratoren zur Ausübung der 
Verwaltung bestellt. Diese Beamten, die mehr oder 
weniger unter Aussicht der Staaten Queensland, 
Neusüdwales und Viktoria standen, haben zwar den 
Einfluß der Regierung sehr welt ausgedehnt, sich 
aber sonst lediglich darauf beschränkt, für den Frieden 
unter den Eingeborenen und ihr Wohlergehen im 
allgemeinen zu sorgen. 
Es dürfte nunmehr an der Zeit sein, bestimmte 
Verwaltungsgrundsätze für die Regierungsbeamten 
aufzustellen. 
Von den Vertretern der in Frage kommenden 
Kolonten und von seiten des Mutterlandes find 
zu verschiedenen Zeiten verschiedene Vorschläge ge- 
macht worden, die im wesentlichen dahin gehen: 
a) Sich mit der durch die Besitzergreifung ge- 
schaffenen Tatsache, daß fremde Staaten die Kolonie 
nicht mehr als Operationsbasis gegen Australien 
benutzen können, vorläufig zu begnügen; 
b) das Land einer Privatgesellschaft zu über- 
weisen; 
c) die Tätigkeit der Regierung auf die Auf- 
rechterhaltung des Friedens unter den Eingeborenen 
zu beschränken; 4 
d) die Eingeborenen möglichst sich selbst zu 
überlassen und nur, wenn es zum Schutz weißer 
Ansiedler erforderlich ist, einzuschreiten; 
e) die Ansiedlung europäischer Familien zu 
fördern; - 
  
108 — 
k) die Entwicklung des Landes durch Einführung 
europälschen Kapitals zu unterstützen und den Ein- 
fluß der Regierung allmählich auszudehnen. 
Die unter a) bis e) wiedergegebenen Anregungen 
werden als ungeeignet oder unzureichend bezeichnet, 
während der unter t) angeführte Vorschlag als die 
erstrebenswerte Politik erachtet wird. 
Bevor der Berichterstatter die Mittel erörtert, 
mit denen dieses Ziel erreicht werden kann, gibt er 
einige Daten über die gesamten wirtschaftlichen und 
rechtlichen Verhältnisse Neu-Guineas, aus denen zu- 
nächst über die eingeborene Bevölkerung folgendes 
zu entnehmen ist: 
Die Zahl der Papuas läßt sich zur Zeit nicht 
genau angeben, die SchätVzungen schwanken zwischen 
300 000 und 1 Million Seelen. Die Eingeborenen 
zerfallen hauptsächlich in zwel Rassen, von denen 
die eine von dunklerer Hautfarbe, größer und wilder, 
die andere von hellerer Farbe, kleiner und friedlicher 
ist. Die Angehörigen der einen Rasse wohnen am 
Fliegenflusse und am Golf von Papua, die der 
anderen auf den an landschaftlicher Schönheit reichen 
Inseln der östlichen Gewässer Neu-Guineatz. Eine 
herrschende Sprache gibt es nicht, die Zahl der 
verschiedenen Sprachen ist unbekannt. Letztere find 
nicht als einzelne Dialekte, sondern als völlig von- 
elnander verschiedene Sprachen anzusehen. Die am 
meisten verbreitete und erforschte Sprache ist das 
„Motnu“, das in Port Moresby und Umgegend 
gesprochen wird, und dessen Erlernung den Beamten 
anempfohlen wird. Ebenso wie sprachlich, sind die 
Eingeborenen auch politisch zersplittert und unter- 
elnander uneinig. Sie wohnen in Dörfern, die oft 
nur einige Hütten umfassen, zuweilen aber über 
1000 Einwohner zählen. Diese Zersplitterung hat 
die Arbeit der Regierung erschwert, anderseits aber 
Feindseligkeiten gegen die Regierung vorgebeugt. 
Die Bevölkerung Neu-Guineas darf nicht als auf 
der niedrigsten Stufe von Wilden stehend angesehen 
werden. Über ihre Religion ist wenig bekannt. 
Vorherrschend ist der Glaube an böse Geisster. 
Als Nahrung dienen Kokosnüsse, Sago, Ba- 
nanen, Taro, Yams, süße Kartoffeln und Pfeilwurz, 
an tlerischer Nahrung gibt es außer kleinerem Getier 
Schweine, Hühner, Fische, Vögel, Enten, Tauben usw. 
Der Ackerbau der Eingeborenen ist hauptsächlich 
Raubbau, an einigen Stellen findet sich künstliche 
Bewässerung des Bodens. 
Die Papuas sind keine Nomaden. Bis vor 
lurzem hatten sie nur hölzerne Werkzeuge. Die 
Wohnstätten sind ungesund. Die Reglerung hat sich 
pe Besserung der Wohnverhältnisse angelegen sein 
assen. 
Die Kriminalität ist verhältnismäßig gering. 
Um Beziehungen zu den Eingeborenen anzu- 
knüpfen, verfährt die Regierung gewöhnlich folgender 
moßen: Wenn eine Expedition einen neuen Stamm 
trifft, sucht man zunächst zu einer friedlichen Unter 
redung zu gelangen. Von der Schußwasse wird
	        
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