Behrens, der auf dem Marsche immer die
Nachhut unbd die Verantwortung für die Träger
hatte, führte auch größere Patrouillen in der Um-
gegend von Deka.
Zufällig erfuhr ich aber hier, daß ein Vertreter
des Häuptlings Maji vor Jahren mal einen Euro-
päer am Sanaga beraubt haben und ihm eine Kiste
Patronen und ein Gewehr abgenommen haben solle.
Dieser hatte aber schon rechtzeltig das Weite ge-
sucht und sich Masso angeschlossen.
Ich verpflichtete Maji, mir bei der Ergreifung
dieses Mannes, Mandeni, behilflich zu sein. Der
geraubte Blechkoffer, gezeichnet T. II, wurde mir auch
ausgeliefert. In dem Koffer war ein gelodener
Armeerevolver und ein Korkenzieher sowie ein altes
Tagebuchbruchstück. Nach Auslage einiger Leute
sollte dieser Revolver „das Gewehr“ und der Blech-
koffer die „Kiste Patronen“ sein.
Aeuester Nachricht zufolge sollte Masso nach
Ndogoboea geflohen sein.
Ich hatte durch Boten alle benachbarten Volks-
stämme aufgefordert, alle in ihr Land kommenden
Ndogotindi zu fangen und auszuliefern, besonders
aber Masso und Mandenij.
Als ich am 30. September 1905 nach Ndogoboea
abrückte, kam Maji, um sich zu verabschieden, und
versicherte, daß die Ndogotindi nie wieder so dumm
sein würden, sich widersetzlich zu zeigen. Nachdem
der bisher sehr gefürchtete Masso, der schon viele
getötet habe, sogar geflohen sei, würde es niemand
mehr wagen, sich zu widersetzen.
war gezwungen, die Versolgung Massos
selbst zu führen, well ich vermelden wollte, daß ge-
schossen würde.
In Ndogoboea war Masso auch nicht zu finden,
wohl aber fing ich einige seiner Untertanen. Der
Oberhäuptling von Ndogoboea hatte Masso einige
Tage in seinem Lande gehabt, ihn aber nicht aus-
geliefert und war nun aus Furcht vor Strafe auch
entflohen. Ein Unterhöäuptling Bok, der den Mandenj
versteckt haben sollte, wurde auch gefangen, doch
machte Bok einen sehr ruhigen und guten Eindruck
auf mich, so daß ich ihn entließ und ihn beauftragte,
nach Mandenj zu suchen und ebenso nach Masso
und auch den Ndogoboea-Leuten mitzuteilen,
daß sie nichts zu fürchten hätten, wenn sie die
Ndogotindi auslieferten. Es war dies ein glück-
licher Griff, denn Bok hat sich als verständiger und
relativ zuverlässiger Unterhändler bewährt und mich
tagelang freiwillig begleitet. Durch Bok erfuhr ich
auch, daß Masso nach dem östlich gelegenen Badjob
geflüchtet sei. Der zu dem dortigen Oberhäuptling
ongbo gesandte Bote, der die Auslieferung des
Masso verlangen sollte, kam zurück mit der Botschaft-
Nongbo lleße mir sagen, er sei selbst Gobina, habe
noch nie einen Weißen gesehen und wolle auch keinen
sehen. Er denke gar nicht daran, Masso auszullesern,
wenn der Weiße wirklich ein so mächtiger Mann
sei, sollte er kommen und sich Masso holen. Er
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sel selbst aber auch sehr stark und werde nicht zu-
lassen, daß ich zu ihm käme.
Diese Botschaft hatte der Bote von einem
der Söhne Nongbos angeblich im Auftrage Nongbos
erhalten.
Er berichtete serner, daß viele bewaffnete Leute
in Ka, dem Dorfe Nongbos, versammelt seien.
Ich nahm nun an, daß Nongbo, aufgerelzt und
verstärkt durch Masso, tatsächlich stehen würde, ließ
daher etwa eine halbe Stunde vor Ka die Lasten und Ge-
fangenen unter Bedeckung zurück und rückte am
1. Oktober 1905 mit 22 Soldaten auf Ka vor.
Doch auch hier waren einige Minuten vor
meinem Anrücken alle geflohen. Ka liegt am Fuße
eines Berges, etwa 200 m ab vom Berg. Auf dem
Berghange sah ich Leute und hörte auch einige Leute
schreien. Ich schickte Bok zu diesen und ließ sie
auffordern, Masso und Mandenj auszuliefern und
sich zu unterwersen, andernfalls sie Krieg haben
würden. Bok kam zurück und sagte, daß die Leute
ihrem Häuptling dies melden und Botschaft schicken
würden. Nachdem ich versteckt Posten zur Beob-
achtung aufgestellt hatte, ließ ich mitten im Dorf
die Gewehre zusammenstellen und die Soldaten sich
hinsetzen.
Plötzlich erscholl vom Lager her ein mächtiges
Geschrei, und es wimmelte von Menschen. Ganz
deutlich waren sichtbar 600 bis 700 Menschen. In
einem dicken Knäuel wurde besonders heftig gestlku-
liert und geschrieen.
Meine Leute wurden aufgeregt, behaupteten
schon, zu sehen, wie einige schießen wollten, und ich
mußte sie wieder zur Ruhe bringen. Mit dem
Glase konnte ich die ganze Situation vorzüglich
übersehen.
Ich blieb ruhig sitzen und schickte nun nochmals
einen Boten, um sofortige Auslieferung zu verlangen,
oder ich würde schießen. Wenn sie dle beiden aus-
liefern würden, würde ich ihnen diesmal noch ver-
zeihen, nur der Höäuptling müßte 2 Zähne Elfenbein
als Strafe zahlen.
Wie ich sah, daß der Bote angelangt war,
ging ich selbst langsam und ohne Waffe bis zu den
versteckten Beobachtungsposten vor. Es wurde plötzlich
still auf dem Berge, ein einzelner Mann wurde aus
dem Haufen herausgebracht und kam auf mich zu.
Es war der verfolgte Masso. Ihm nach kamen
2 andere Leute, die die Botschaft brachten, die Badjob
bäten um Frieden. Mandenj sei geflohen, würde
aber heute noch ausgeliefert werden, und Nongbo
würde 2 Elefantenzähne zahlen. Er fürchte sich
aber zu sehr, selbst zu kommen.
Einige (10) Badjob-Leute, die ich vorher ge-
fangen hatte, ließ ich jetzt laufen, erklärte ihnen aber,
daß ich wieder Leute von ihnen fangen würde, wenn
nicht Mandenj ausgeliefert und die Strafe bezahlt
würde.
Ich ließ jetzt das Gepäck holen und die Zelte
ausschlagen.