Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

Behrens, der auf dem Marsche immer die 
Nachhut unbd die Verantwortung für die Träger 
hatte, führte auch größere Patrouillen in der Um- 
gegend von Deka. 
Zufällig erfuhr ich aber hier, daß ein Vertreter 
des Häuptlings Maji vor Jahren mal einen Euro- 
päer am Sanaga beraubt haben und ihm eine Kiste 
Patronen und ein Gewehr abgenommen haben solle. 
Dieser hatte aber schon rechtzeltig das Weite ge- 
sucht und sich Masso angeschlossen. 
Ich verpflichtete Maji, mir bei der Ergreifung 
dieses Mannes, Mandeni, behilflich zu sein. Der 
geraubte Blechkoffer, gezeichnet T. II, wurde mir auch 
ausgeliefert. In dem Koffer war ein gelodener 
Armeerevolver und ein Korkenzieher sowie ein altes 
Tagebuchbruchstück. Nach Auslage einiger Leute 
sollte dieser Revolver „das Gewehr“ und der Blech- 
koffer die „Kiste Patronen“ sein. 
Aeuester Nachricht zufolge sollte Masso nach 
Ndogoboea geflohen sein. 
Ich hatte durch Boten alle benachbarten Volks- 
stämme aufgefordert, alle in ihr Land kommenden 
Ndogotindi zu fangen und auszuliefern, besonders 
aber Masso und Mandenij. 
Als ich am 30. September 1905 nach Ndogoboea 
abrückte, kam Maji, um sich zu verabschieden, und 
versicherte, daß die Ndogotindi nie wieder so dumm 
sein würden, sich widersetzlich zu zeigen. Nachdem 
der bisher sehr gefürchtete Masso, der schon viele 
getötet habe, sogar geflohen sei, würde es niemand 
mehr wagen, sich zu widersetzen. 
war gezwungen, die Versolgung Massos 
selbst zu führen, well ich vermelden wollte, daß ge- 
schossen würde. 
In Ndogoboea war Masso auch nicht zu finden, 
wohl aber fing ich einige seiner Untertanen. Der 
Oberhäuptling von Ndogoboea hatte Masso einige 
Tage in seinem Lande gehabt, ihn aber nicht aus- 
geliefert und war nun aus Furcht vor Strafe auch 
entflohen. Ein Unterhöäuptling Bok, der den Mandenj 
versteckt haben sollte, wurde auch gefangen, doch 
machte Bok einen sehr ruhigen und guten Eindruck 
auf mich, so daß ich ihn entließ und ihn beauftragte, 
nach Mandenj zu suchen und ebenso nach Masso 
und auch den Ndogoboea-Leuten mitzuteilen, 
daß sie nichts zu fürchten hätten, wenn sie die 
Ndogotindi auslieferten. Es war dies ein glück- 
licher Griff, denn Bok hat sich als verständiger und 
relativ zuverlässiger Unterhändler bewährt und mich 
tagelang freiwillig begleitet. Durch Bok erfuhr ich 
auch, daß Masso nach dem östlich gelegenen Badjob 
geflüchtet sei. Der zu dem dortigen Oberhäuptling 
ongbo gesandte Bote, der die Auslieferung des 
Masso verlangen sollte, kam zurück mit der Botschaft- 
Nongbo lleße mir sagen, er sei selbst Gobina, habe 
noch nie einen Weißen gesehen und wolle auch keinen 
sehen. Er denke gar nicht daran, Masso auszullesern, 
wenn der Weiße wirklich ein so mächtiger Mann 
sei, sollte er kommen und sich Masso holen. Er 
  
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sel selbst aber auch sehr stark und werde nicht zu- 
lassen, daß ich zu ihm käme. 
Diese Botschaft hatte der Bote von einem 
der Söhne Nongbos angeblich im Auftrage Nongbos 
erhalten. 
Er berichtete serner, daß viele bewaffnete Leute 
in Ka, dem Dorfe Nongbos, versammelt seien. 
Ich nahm nun an, daß Nongbo, aufgerelzt und 
verstärkt durch Masso, tatsächlich stehen würde, ließ 
daher etwa eine halbe Stunde vor Ka die Lasten und Ge- 
fangenen unter Bedeckung zurück und rückte am 
1. Oktober 1905 mit 22 Soldaten auf Ka vor. 
Doch auch hier waren einige Minuten vor 
meinem Anrücken alle geflohen. Ka liegt am Fuße 
eines Berges, etwa 200 m ab vom Berg. Auf dem 
Berghange sah ich Leute und hörte auch einige Leute 
schreien. Ich schickte Bok zu diesen und ließ sie 
auffordern, Masso und Mandenj auszuliefern und 
sich zu unterwersen, andernfalls sie Krieg haben 
würden. Bok kam zurück und sagte, daß die Leute 
ihrem Häuptling dies melden und Botschaft schicken 
würden. Nachdem ich versteckt Posten zur Beob- 
achtung aufgestellt hatte, ließ ich mitten im Dorf 
die Gewehre zusammenstellen und die Soldaten sich 
hinsetzen. 
Plötzlich erscholl vom Lager her ein mächtiges 
Geschrei, und es wimmelte von Menschen. Ganz 
deutlich waren sichtbar 600 bis 700 Menschen. In 
einem dicken Knäuel wurde besonders heftig gestlku- 
liert und geschrieen. 
Meine Leute wurden aufgeregt, behaupteten 
schon, zu sehen, wie einige schießen wollten, und ich 
mußte sie wieder zur Ruhe bringen. Mit dem 
Glase konnte ich die ganze Situation vorzüglich 
übersehen. 
Ich blieb ruhig sitzen und schickte nun nochmals 
einen Boten, um sofortige Auslieferung zu verlangen, 
oder ich würde schießen. Wenn sie dle beiden aus- 
liefern würden, würde ich ihnen diesmal noch ver- 
zeihen, nur der Höäuptling müßte 2 Zähne Elfenbein 
als Strafe zahlen. 
Wie ich sah, daß der Bote angelangt war, 
ging ich selbst langsam und ohne Waffe bis zu den 
versteckten Beobachtungsposten vor. Es wurde plötzlich 
still auf dem Berge, ein einzelner Mann wurde aus 
dem Haufen herausgebracht und kam auf mich zu. 
Es war der verfolgte Masso. Ihm nach kamen 
2 andere Leute, die die Botschaft brachten, die Badjob 
bäten um Frieden. Mandenj sei geflohen, würde 
aber heute noch ausgeliefert werden, und Nongbo 
würde 2 Elefantenzähne zahlen. Er fürchte sich 
aber zu sehr, selbst zu kommen. 
Einige (10) Badjob-Leute, die ich vorher ge- 
fangen hatte, ließ ich jetzt laufen, erklärte ihnen aber, 
daß ich wieder Leute von ihnen fangen würde, wenn 
nicht Mandenj ausgeliefert und die Strafe bezahlt 
würde. 
Ich ließ jetzt das Gepäck holen und die Zelte 
ausschlagen.
	        
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