Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

Die Niederlassung der Commercial Pacific Cable 
Company ist eine solide und geschmackvolle und 
äußerst praktische Anlage, die, obschon von fast gleicher 
Größe wie die der deutsch-holländischen Gesellschaft 
in Jap, von einem amerikanischen in gleichen Bauten 
erfahrenen Unternehmer in wenig mehr als sechs 
Monaten fertiggestellt worden sein soll, allerdings 
mit 80 geschulten weißen und einer großen Anzahl 
farbigen Kräften; alles in allem sollen sich die Kosten 
auf etwa 200 000 amerikanische Dollar belaufen. 
Von der Reglerung wird jetzt an dem Bau einer 
Station für drahtlose Telegraphie gearbeitet, der 
Gouverneur fragte, ob sich die deutsche Reglerung 
auf eine gleiche Anlage in Saipan einlassen würde, 
so daß die Inseln miteinander kommuntzieren 
könnten, was er für Saipan als besonders wünschens- 
wert bezeichnete, zumal es ohne Arzt sei, während 
in Guam vier Mediziner tätig wären. Ich mußte 
mich auf die Bemerkung beschränken, diese Anregung 
zur Kenntnis meiner Regierung bringen zu wollen. 
  
Kus dem Prreiche der Misstonen und 
der Ankishlavrrei-Bewegung. 
Aus dem ostafrikanischen Aufstandsgebiet. 
Ueber die Vorgönge im oberen Uhehe bringt 
die Februar-Nummer der Berliner „Missionsberichte"“ 
eingehende Mitteilungen. Danach hatten die am 
Oberlauf des Ruhudje-Flusses liegenden belden 
Missionsstationen Jakobi und Lupembe einen starken 
Anprall der Aufständischen auszuhalten. Um die 
letztgenannte Station, die vom Superintendenten 
Schumann und den Missionaren Heese und Hahn 
besetzt war, bildete sich sofort eine seste Gruppe von 
Leuten, die nichts mit der von den Schürern 
des Aufstands angebotenen Medizin zu tun haben 
wollten und eher mit den Missionaren zu sterben 
bereit waren. „Ich bin weit davon entfernt“, schreibt 
der Superintendent, „diese Treue der Schwarzen 
uns gegenüber zu überschätzen. Sie kannten ihr 
Schicksal; sie wären mit uns ermordet worden, weil 
sie immer zu uns hielten. Aber es soll nicht ge- 
leugnet werden, daß viele uns wirklich aus innerer 
Ülberzeugung treu waren. Wir taten auch alles, 
dem Aberglauben zu steuern, und sandten an alle 
Häuptlinge Warnungen. Vor allem ließ ich ihnen 
sagen, doch das naheliegende Mittel zu probieren, 
einem Hunde oder Schafe die Medizin erst beizu- 
bringen und dann zu versuchen, ob nun das Tier 
unverwundbar sei, wie man ihnen eingeredet hatte. 
Besonders wichtig und durchschlagend war das Ver- 
halten Kivangas, der jedem Medizinmann einfach 
den Hals abschnitt. Das schreckte viele ab, die 
Arznei zu nehmen. Vortellhaft war auch, daß die 
Hehe keine Medizin nahmen. Die Ursache erfuhr 
ich durch die Schwarzen selbst: „Die Hehe haben ja 
keinen Häuptling, der ihnen die Medizin geben 
  
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könnte, der Häuptling der Hehe ist der Stations- 
chef von Iringa“. Außer zu Kivanga sandte ich 
Warnungen an Mwanamuhavi, Mugopelini, Mu- 
goneka und Mwanamuhomt. Zu Mugoneka, Unter- 
häuptling Mbejelas, ist die Sendung vergeblich; es 
ist dort nicht mehr sicher für uns“. 
Das war am 6. September. In den folgenden 
Tagen sah es weniger bedrohlich aus. Unsichere 
Häuptlinge kamen, um auf der Missionsstation ihre 
Ergebenheit zu bekunden und sich zur Verfügung zu 
stellen. Gleichwohl schwirrten allerlei wilde Ge- 
rüchte durch das Land. Der Superintendent ward 
von einem Tell der Missionare bestürmt, die ex- 
ponierten beiden Stationen — das noch weiter süd- 
lich gelegene Milow war schon zerstört — aufzu- 
geben und in das befestigte Kidugala zu flüchten. 
Auch der Stabsarzt Dr. Zupitza in Iringa gab 
ähnlichen Rat; er empfahl sogar den Rückzug nach 
Langenburg. Schumann erklärte aber das Verlassen 
seiner Station für beunruhigend. Wenn die Missionare 
auf ihren Posten aushielten, wurden dadurch auch 
die noch regierungstreuen Leute gestützt. Er ließ 
sich in diesem Vorsotz auch durch eine nochmalige 
Warnung aus Iringa, die am 17. September kam, 
nicht erschüttern. Mit den Freunden in Jakobi, 
denen Missionar Hahn schon 10 Tage früher zu 
Hilfe geeilt war, wurde ein häufiger Botenverkehr 
unterhalten. Als die von dort kommenden Nach- 
richten die Bestürmung der Missionsstation als un- 
mittelbar bevorstehend meldeten, machte sich der 
Superintendent am 19. September mit seinen Ge- 
treuen zu einem Hilfszug auf. Nach einer bei 
Mbuna gehaltenen Musterung über seine Schar, die 
300 Männer zählte, schlug er den durch feindliches 
Geblet führenden direkten Weg nach Jakobi ein. 
Die Gelüste seiner Leute, Hütten anzuzünden, dämpfte 
er, sie durften nicht einmal Hühner nehmen; es 
wurde ihnen nur erlaubt, Bataten zu graben, um 
ihren Hunger zu stillen. Einige mit Speer und 
Schild bewaffnete feindliche Männer liefen denselben 
Weg. Schumann ließ sie rufen, um ihnen mitzu- 
teilen, daß die Missionsleute nichts Böses im Schilde 
führten. Diese aber antworteten höhnend: „Bei 
Gröschel, wohln ihr geht, werdet ihr nichts als 
Trümmerhaufen finden“. 
Wie sich inzwischen die Dinge in Jakobl (früher 
Mpangile genannt) entwickelt hatten, schildert das 
in den „Missionsberichten“ gleichfalls im Wortlaut 
mitgetellte Tagebuch dieser Station aus der Zeit 
vom 3. bis 17. September. Der hier stationierte 
Missionar Gröschel erhielt Anfang September von 
verschiedenen Seiten beunruhigende Meldungen. Der 
Diakon Ambwene teilte ihm mit, daß bei Nacht 
viele Leute aus den Dörfern der Umgegend geflohen 
wären; Mbejela habe sich mit den Wapoma ver- 
bunden und drohe der Missionsstation mit Krieg. 
Um sich Sicherheit zu verschaffen, was an diesem 
Gerücht sei, schickte der Missionar Boten zum Häupt- 
ling und ließ ihn auf seine Station bitten. Glelch-
	        
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