Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

Zahl 1500 überschritten haben dürste. Rings um 
die Station befinden sich in einem Umkreis von 6 
Stunden sieben Außenschulen mit etwa 150 Schülern. 
Dieselben werden, wie auch die Stationsschule, von 
schwarzen Lehrern geleltet, während der elne der 
beiden der auf der Station tätigen Patres fast be- 
ständig damit beschäftigt ist, pver Rad — um Zeit 
zu sparen — von Schule zu Schule zu ellen, um die 
schwarzen Lehrer, die übrigens nach dem Zeugnisse 
des hochw. Herrn Bischofs in ihrem Amte bei den 
Kleinen und auch teilweise bei den Erwachsenen un- 
ermüdlich täilg sind, zu kontrollieren. 
Leider wurde in den letzten Jahren Lukuledl 
von einer großen Hungersnot heimgesucht. Auch in 
diesem Jahre scheint nach einem Berichte des dortigen 
Superioss eine solche in Aussicht zu stehen, da in- 
folge der Trockenheit alles verdorrt ist; freilich fiel 
in den letzten Tagen relchlich Regen, allein wahr- 
scheinlich ist es schon zu spät. 
Auch auf der Station Peramiho nimmt das 
Missionswerk einen gedeihlichen Fortgang, sowohl in 
religiöser als auch in kultureller Hinsicht. Die Bau- 
tärigkeit betreffend, wurde das neue Heim der St. Bene- 
diktus-Missionsschwestern, die sich seit 1902 in Pe- 
ramiho befinden, fertig gestellt und konnte von den- 
selben Ende Januar 1905 bezogen werden. Christen 
zählte die Station am 1. Januar 1905 etwa 450. 
In den Stationsschulen und den 6 Außenschulen 
wurden etwa 450 Schüler unterrichtet. 
Die Okonomie blüht dort ebenfalls. Der Ertrag 
der Weizenernte war ein zehnsacher, jener der Kar- 
toffelernte ein achtfacher, keme schlechten Resultate 
für den Anfang. Von hundert Kaffeebäumchen, die 
gepflanzt wurden, trägt berelts die Hälfte. 
Zwei Tagereisen westlich von Peramtho liegt an 
einem Gebirgsbach die seit fünf Jahren bestehende 
Station Kigonsera, nach Aussage des hochw. Herrn 
Bischofs eine der schönsten und gesündesten Statlonen 
des ganzen Vikariates. An Bauten wurde im ver- 
flossenen Jahre das Brüderbaus fertiggestellt, und 
5war ganyz aus selbstgebrannten Ziegelsteinen, es hat 
eine Länge von 30 m. Der zweite im verflossenen 
Jahre ausgeführte bezw. vollendete Bau ist eine 
stilgerechte gorische Kirche mit einem 22 m hohen 
Turm; auch sie ist ganz aus Ziegelsteinen gebaut 
und nach dem Berichte des hochw. Herrn Bischofs 
mit schön geschnittenen Balken und mustergüliigen 
Dachziegeln eingedeckr, die den Wossermassen der 
Regenzeit zu widerstehen vermögen. Außerdem wurde 
ein Schulgebäude mit drei Schulzimmern aufgeführt, 
während das Wohnhaus für die beständig auf der 
Station befindlichen Knaben im Bau begriffen ist. 
Auch in geistiger Hinsicht scheint die Station 
sich gut zu entwickeln. Anfangs brachte die in den 
nahen Matengobergen wohnende Bevölkerung den 
Missionaren großes Mißtrauen entgegen, das aber 
mehr und mehr zu schwinden scheint. Die Zahl der 
atechumenen betrug nach dem lehzten Berichte bereits 
400 und dürfte sich inzwischen noch vermehrt haben. 
  
147 
  
Dlie Knabenschule zählte zu Anfang d. Is. 70 
Schüler; außerdem kommen an drei Wochentagen 
auch 40 Mädchen und Frauen zum Unterricht. 
Auch die jüngste unserer eigentlichen Missions- 
stationen Kwiro macht gute Fortschritte. Leiter 
derselben sind 2 Beuroner Patres. Die umwohnen- 
den Wapogoo bringen der christlichen Lehre großes 
Interesse entgegen und entsenden ihre Kinder fleißig 
in die Schule. Letztere zählte berelts zu Beginn 
d. Is. 350 Knaben. 
Leider brannte Anfang 1905 das Missions- 
kirchlein mit seinem gesamten Inventar nieder. 
Allein, dank der Bereitwilligkeit, mi der die Leute 
der Umgegend unentgeltlich zum Wiederausbauen 
mithalfen, konnte sofort eine neue Notkirche errichtet 
werden. ". . 
In Iringa (Tosamaganga) verhalten sich die 
stolzen Wahehe im großen und ganzen noch immer 
ablehnend gegen das Christentum und wollen selbst 
in schwerer Krankheit, wo doch die Gemüter im all- 
gememen den Wahrheiten unserer Religion zugäng- 
licher sind, meist nichis von demselben wissen. Doch 
ist die Arbelt der beiden Missionare (ein Pater und 
ein Bruder) nicht ganz ohne Erfolg, indem doch 
jedes Jahr 40 bis 50 Heiden die heilige Taufe 
empfangen. Die vler Schulen zählen gegenwürtig 
80 Schüler. 
Ende September hat sich dle Pest, der im vorigen 
Jahre zwei Schwestern und mehrere schwarze Christen 
zum Opfer fielen, wleder gezeigt und sich aus einem 
Hause allein fünf Opfer geholt. Hoffentlich wird 
es das letzte Mal gewesen sein, da im verflossenen 
Jahre in Tosamaganga allein 420 000 Ratten, welche 
nach den neuesten Forschungen die eigentlichen Pest- 
träger sein sollen, verbrannt wurden. Se. Majestät, 
der Deutsche Kaiser, hat hochw. Herrn P. Severin 
wegen seinen Heldenmutes beim Ausbruch der Pest 
den Kronenorden 4. Klasse verliehen. " 
Die zweite Statlon im Uhehelande, Madibira, 
hat im verflossenen Jahre einen recht erfreulichen 
Aufschwung genommen. Es wurden über 200 Heiden 
getaust. Ferner wurden eine Stationsschule und 
acht Außenschulen errichtet. Der dortige Superior 
bofft, doß Madibira trotz der nicht sehr starken Be- 
völkerung bald eine der einflußreichsten Missions- 
stationen werde, zumol wenn die Station mit 
mehreren Patres besetzt werden konn. Vorläufig 
ist die Missionlerung des Landes wegen der sehr 
zerstreut wohnenden Bevölkerung und der geringen 
Kräfte sehr beschwerlich; sind doch die beiden äußersten 
Schulen nicht weniger als 25 Stunden voneinander 
entsfernt. Die Kirche ist im Rohbau so ziemlich 
fertig, doch konnte nur die Hälfte unter Dach ge- 
bracht werden, da es am nöligen Werkzeug fehlt.
	        
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