Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

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und niedrig von ovaler Form. Eine kleine, schräg 
nach außen verlaufende Offnung in der Wand dient 
zur Verrichtung der Notdurft. Um Lebensmittel 
vor Ratten und Amelsen geschützt aufbewahren zu 
können, sind in die rückwärtige Wand gemauerte 
Vorratsräume eingelassen, die auf tönernen Füßen 
ruhen. In einer Hütte wohnen bis zu 7 Personen. 
Als Kornkammern dienen die in Afrika sehr verbreiteten, 
länglich runden, in der Mitte ausgebauchten Tonge- 
fäße von etwa 3 m Höhe, die mit einem Grasdach 
bedeckt find. In den näher nach dem Benue zu 
gelegenen Ländern wie in Nama, Atschoka, Galla 
sind die Häuser schon nach Haussaart bequemer ge- 
baut und mit Mattenzäunen umgeben. 
Die Feldarbelt liegt überall den Weibern ob. 
Holzschnitzerei wird in Bekom, Bansso und den 
Bafumlandschaften betrieben. In Kentu, Dumbo, 
den Tukumländern, Ndoro usw. ist sie unbekannt. 
Eisenschmelzhütten gibt es in Babungo, Bekom, 
Oku. Das gewonnene Eisen wird zu Schwertern, 
Speeren, Messern, Erdhacken verarbeitet; in die 
übrigen Länder wird das Elsen durch Haussas 
eingeführt und wle oben verarbeitet. 
In Bekom, Oku, Bansso, Kambo ist Kola ein 
Haupthandelsartikel. Hauptzentrum für den Kola- 
handel aus Bekom, Oku, Bansso ist Bafum und Bum, 
für Kola aus Kambo: Kentu. 
Die Tukumlandschaften tauschen Palmöl gegen 
Kola in Kambo um. Einzelne Stämme, wie Kodja, 
Kentu und einige Bafumorte gewinnen auch Gummi; 
die meisten aber überlassen das Gummigeschäft den 
Haussas. Auch Elefanten werden meist von Haussa- 
jägern erlegt, die gewöhnlich einen Elfenbeinzahn an den 
Häuptling des betreffenden Jagdgeblets abgeben 
müssen. Die Eingeborenen von Mambila und Kambo, 
wahrscheinlich auch Banssos jagen selbst auf Elefanten, 
die meist in Gruben gefungen werden. In politischer 
Beziehung unterscheiden sich die Hochlandsstämme 
sehr wesentlich von den übrigen Stämmen. Eestere, 
wie Bekom, Bansso, Oku bilden politisch geeinte, 
kräftige Staatswesen unter mächtigen Häuptlingen. 
Sie haben die angrenzenden, schwächeren Stämme 
in sich aufgesogen. So hat sich zum Beispiel Bansso 
die Landschaften Nko, Djoti und Bebem unter- 
worfen. Dagegen find die Stämme der Übergangs- 
und Tlefländer sämtlich in zahlreiche, voneinander 
unabhängige, häufig unter sich feindselige Land- 
schaften getellt. Solche Zersplitterung finden wir 
besonders in Bafum und Tukum. Inm letzteren Lande 
liegt fast jedes Dorf mit dem anderen in Kampf. 
Diese Uneinigkeit erklärt auch, daß die Tukums 
iden Einfällen der Fulbes, die seit etwa 20 Jahren 
bis in die neueste Zelt stattfanden, so wenig Wider= 
stand entgegensetzten. Die letzten Einfälle der Fulbes 
aus Gaschaka fanden statt: Oktober 1904 in Adiri: 
November 1904 in Kodja und Tukum, Januar 1905 
in Bogu. Von letzterem Ort zogen die Fulbes wieder 
ab, weil sie von dem Krieg der Station in Bekom 
hörten. Ein neuer Einfall der Fulbes aus Gaschaka 
  
ist nach Mitteilung des Engländers Taylor kurz 
nachdem ich das dortige Gebiet verlassen, Anfang 
November dieses Jahres nach Gallea unternommen. 
Die früher sehr volkreichen Landschaften Dumbo 
und Kentu unterlagen vor 12 Jahren im Kampfe 
gegen die vereinigten Fulbeheere von Bakundt und 
Gaschaka und sind heute nur noch schwache Stämme 
unter einflußlosen Häuptlingen. Die Furcht vor 
den Elnfällen der Fulbes hatte die Eingeborenen ver- 
anlaßt, ihre Orte in die Berge und auf einzelne 
hohe Hügel zu verlegen. Viele von ihnen erklärten 
sich, als ihnen mitgeteilt wurde, daß die Einfälle 
der Fulbes von jetzt an aufhören würden, mit Freuden 
bereit, ihre Dörfer wieder in die fruchtbare Ebene 
zu verlegen. 
Es spricht für die Zählgkeit der Eingeborenen 
und den Reichtum des Landes, daß es trotz dieser 
vieljährigen Räuberelen noch immer eine zahlreiche 
Bevölkerung und wohlhabende Orte gibt. 
Die Bevölkerung des Grenzdrelecks, das im 
Westen und Norden an die Britische Grenze reicht, 
im Süden von Bafut, Babanki uud Babungo, im 
Osten von den Kamkamstämmen und dem Gebiet 
von Gaschaka begrenzt wird, beträgt etwa eine halbe 
Million Menschen. (Toaylor schätzt sie auf eine 
Million.) 
Die Bevölkerungszahl der einzelnen Stämme 
beträgt nach ungefährer Schätzung: 
Bekonn 105000 bis 20000 
6000 
Oku 
Bansso 50000 bis 60000 
Baschungle, Esob 5000 bis 80002 
Kambboo 40000 n. Toylor 
Basum 50000 bis 60000 
Mambila 
Dumbo 2000 
Kentu . 2000 
Afssa 80o00 
Bebe-Kati und Gato 2000? 
uku 60000 
.Metscho 2000 bis 3000 
Ndora (Galea) 3000 bis 5000 
in11 2000 bis 83000 
Bussu 3000) 
An ausfuhrfähigen Produkten ist in erster 
Linie Gummi zu. nennen, und zwar kommt sowohl 
der Gummibaum (nach Taylor Castilloa), als die 
Landolphla-Llane vor. Gumm befindet sich besonders 
im Walde zwischen Abu und Bafut, in den Bafum- 
landschaften NMdum, Munka, Koschin; in den Gebieien 
nördlich des Katsenaflusses (Bafung, Matsche, Dodscht) 
in Kambo, Mambila, in den Tukumländern Ko, 
Kodja, Berabe sowie in den Wäldern zwischen Kentu 
und Tusso, in den Orten am Dongafluß Sama, 
Gallea, Nama, Atschoku. · 
Kola wächst in allen Hochgebirgsländern, be- 
sonders in Bansso, Bekom, Kambu ferner in Bogu. 
Der Kolabaum wird auch in vielen Gegenden von 
den Eingeborenen angepflanzt.
	        
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