Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

einen Teil der Zwischenmauern im Rohbau voll- 
endet. Gottes Segen hat unser Schaffen und 
Wirken auch im verflossenen Jahre begleitet, und 
mit seiner Hilfe gedenken wir in diesem Jahre dem 
erwünschten Ziele immer näherzukommen. 
Die Zahl der Ende 1905 gegenwärtigen In- 
sassen der Kolonlal-Mssionsschule beläuft sich auf 26. 
Dieselben werden in folgenden Abteilungen ver- 
wendet und ausgebildet: 
Maschinelle Anlage, Elektromontage, Schreinerei, 
Schmiede, Schlosserei, Klempnerei, Schusterei, 
Schneiderei, Küche, Obst= und Gartenbau, Feld- 
und Wiesenbau, Weinbau, Vlehzucht. 
Außer der gewöhnlichen Beschäftigung in den 
Werkstätten und sonstigen Betrieben war trotz des 
schon recht bemerkbaren (Betriebes) Fortschrittes in 
der Aufbesserung und Hebung des Gutes Engelport 
noch reichlich Gelegenheit geboten, sich in mancher 
schwierigen Lage neuen Schaffens selbst zurecht- 
finden zu lernen. Alle unsere Zöglinge haben es 
auch richtig begriffen, von wie großem Nutzen eine 
solche Schule der Arbeit gerade für den angehenden 
Ansiedler in den Kolonien ist, und überall freudig 
und wacker zugegriffen. Das Streben aller war 
darauf gerichtet, sich ein möglichst allgemeines 
Können anzueignen, um, wo es einstens auch immer 
nötig sein würde, allein ihren ganzen Mann stehen 
zu können. 
Mit der Schilderung trauriger Zustände und 
einer teilweise fast vollständigen Zerstörung unserer 
besten Hoffnungen in Deutsch-Südwestafrika mußten 
wir unseren vorjährigen Bericht schließen. Mit der 
Wiederkehr sicherer Zustände wurde jedoch sofort 
wieder Hand angelegt zu neuem Schaffen und 
Wirken 
Neben den schon vorhandenen Stationen wurden 
zwei neue, Döbra und Usakos, gegründet. 
In Groß-Windhuk erhalten 11 Eingeborene 
ihre Ausbildung als Maurer, Schreiner, Schuster 
und Schneider. 
Klein-Windhuk ist dem Gartenbau und der 
Weinkultur gewidmet. Zur Berieselung wurde ein 
Windmotor aufgestellt. Unter den verschiedenen an- 
gepflanzten Reben hat sich der Burgunder-Rießling 
am besten bewährt. — Ueber die bereits dort ge- 
kelterten Weine hat sich das Kolonial-Wirtschaftliche 
Komitee in sehr anerkennender Weise ausgesprochen. 
Auch im Garten wurde gehörig gearbeitet. Nach 
dem Urteil der Herren Osfiziere, die denselben be- 
sichtigt haben, ist er eine wahre Musteranlage. 
Sechs Farbige werden daselbst unterrichtet. 
Epukiro ist ein Kernpunkt für Farmbetrieb und 
Ackerbau unter den dort angesiedelten Hereros und 
Betschuanen. Es sei noch nebenbel erwähnt, daß 
in den schwierigen und harten Zeiten des Auf- 
standes alle der Regierung treu blieben. 
In dem neu gegründeten Döbra, ½ Stunde 
von Brakwater, soll besonders die Viehzucht ge- 
pflegt und gefördert werden. Den Platz hat das 
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Gouvernement selbst ausersehen. Es sind etwa 
150 Farbige dort angesiedelt, die dazu angehalten 
werden, Gartenbau zu treiben, um dann von dem 
Ertrag ihrer Arbeit zu leben. — An Rindern 
wurden eingeführt Simmenthaler und Vogelsberger 
Rasse, die sich bisher in jeder Hinsicht gut be- 
währten. Zur Geflügelzucht wurden Minorka- 
hühner eingeführt, die ebenfalls gut gediehen. 
Auch ein Opfer hat das vergangene Jahr ge- 
fordert durch den Tod des Br. Schäfer, der zu 
Windhuk am Typhus gestorben ist. 
Durch die Entsendung von drei weiteren 
tüchtigen und gutgeschulten Arbeitskräften hat unfsere 
lonie im vergangenen Jahre wieder Zuwachs er- 
halten. 
  
Die Mission der Kapuziner auf den 
Karolinen berichtet über den Stand ihrer Mission 
in „Gott will es“ folgendes: 
Der Missionsdistrikt der Ost-Karolinen, welcher 
im vergangenen Jahre von der Propaganda end- 
gültig der rhelnisch-westfälischen Kapuzinerprovinz 
übertragen wurde, umfaßt etwa 30 Inseln mit zu- 
sammen 28 000 Einwohnern. Die Mission hat 
bisher aber erst auf der Hauptinsel Ponape Fuß 
fassen können. 
Ponape zählt etwa 3300 Einwohner. Da- 
von sind 930 bereits katholisch. 
Untser Missionspersonal besteht aus drei Patres 
und sechs Laienbrüdern; zwei von den letzteren sind 
Spanier, die schon mehrere Jahre vor uns hier 
tätig waren. Dieselben werden nächstens in ihre 
Heimat zurückkehren. 
Stationen haben wir fünf: 
1. Kolonie, Hauptstation mit 365 Katholiken. 
Die Schule zählt etwa 50 Schüler. - 
2.Roimkt217Kathollke-r.DiedorttgeSchule 
hat gegenwärtig 30 Schüler. 
3. Anak mit 190 Katholiken und etwa 25 
Schülern. 
4. Jokas mit 158 Katholiken und 20 Schülern. 
5. Takain. Diese Station haben wir im Ver- 
laufe der zehn Monate, die wir nun hier sind, neu 
gewonnen. Takain ist eine kleine zu Ponape ge- 
hörende Insel mit etwa 60 Einwohnern, die nun in 
ihrer überwiegenden Mehrzahl (50) katholtsch werden 
wollen. Wir haben dort bereits eine Kapelle ge- 
baut und bereiten nun die Leute vor auf den 
Empfang der heiligen Taufe. 
Auf ganz Ponape haben wir innerhalb= der 
zehn Monate getauft 53, nämlich 38 Erwachsene 
und 20 Kinder. An Katechumenen haben wir zur- 
zeit 57. Es sind das verhältnismäßig sehr kleine 
Zahlen, aber in Anbetracht der hiesigen, äußerst 
schwlerigen Verhältnisse schließen sie doch immerhin 
einen Fortschritt in sich.
	        
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