Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

bestanden. In der Mitte liegt ein kleiner, augen- 
scheinlich künstlich ausgehobener See mit schwach 
bracklgem Wasser. Bananen sind vorhanden, ihre 
Früchte werden aber nicht gegessen sondern ver- 
graben, weil der Aberglaube herrscht, daß der Genuß 
von Bananen den Fischfang unmöglich mache. An 
Krankheiten wurden nur Ringwurm und Elephanttasis 
bemerkt. Auf Satuwal lebt seit 10 Jahren ein 
Hamburger, der für eine Handlung in Jap Kopra 
eintauscht. Die beiden in der Mordsache benötigten 
Zeugen wurden gefunden und an Bord genommen. 
Noch am Nachmittage des Ankunftstages segelte 
ich ab, um der unbewohnten Insel Grimes einen 
Besuch zu machen. Sie ist den Eingeborenen unter 
dem Namen „Gaferut“ bekannt, aber nie besucht 
worden. 
„die Teufelsinsel“ und fürchten, in ihre Nähe zu 
kommen. Site konnten aber keine nähere Erklärung 
für ihre Furcht angeben, auch von der Schiffsbesatzung 
hatte sie noch keiner gesehen. Die Insel wurde am 
5. Dezember nach Einbruch der Dunkelheit erreicht, 
es wurde aber kein Ankergrund gefunden. Der Ka- 
pitän setzte deshalb einige Leute an Land, die 
während der Nacht ein Feuer unterhalten sollten, 
damit sich das Schiff in dessen Nähe halten könnte. 
Bei Tagesanbruch fuhr ich an Land. Die Ad- 
miralitätskarte bezeichnet Grimes als hoch, in Wirk- 
lichkeit handelt es sich aber nur um eine flache 
Sandbank, die sich nur teilweise bis etwa 2 m er- 
hebt. Als einzige Vegetation ist eine Mangrovenart 
zu nennen. Augenscheinlich ist vor einigen Monaten 
ein starker Sturm über die Insel dahingegangen, 
denn die meisten Bäume waren ihrer #ste beraubt, 
viele besonders starke Exemplare ganz entwurzelt. 
Die Fauna besteht aus zahllosen Seevögeln, die 
ihre losen Nester tells auf den Bäumen, teils auf 
der flachen Erde bereitet hatten, ans Kokoskrabben 
und, nach den Spuren zu schließen, aus großen 
Schildkröten, die aber bekanntlich die Insel nur zur 
Nachtzeit besuchen. Die Vögel waren so wenig 
scheu, daß sie sich mit den Händen grelfen ließen. 
Gaferut ist, einschließlich Riff, etwa 1800 m lang, 
ohne Riff 600 Schritt lang, 300 Schritt breit; ein 
Ankerplatz wurde auch am Tage nicht gefunden. 
Am 8. Dezember wurde die Insel Feis erreicht. 
Hier konnte ich die erste Volkszählung vor- 
nehmen, die 300 Seelen ergab, und zwar 129 Männer, 
108 Frauen, 39 Knaben und 24 Mädchen, und 
konnte feststellen, doß sich keine besondere Rasse 
blondhaariger, blauäugiger Bewohner vorfindet. Was 
als blaue Augen bezeichnet worden ist, stellt sich als 
der Greisenbogen (Trübung der Hornhaut bei alten 
Leuten) dar. Wie schon bei melnem ersten Besuch, 
erwiesen sich die Bewohner als äußerst freundliche, 
aufmerksame und friedfertige Menschen, und als 
nach der Volkszählung die Frauen und Mädchen 
mit einem Juchzer auseinanderstoben, hielt es der 
Sprecher des Häuptlings für angezeigt, die Be- 
merkung zu machen, ich möchte das Benehmen den 
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Sie bezeichnen sie mit dem Zunamen 
  
Weibern nicht übelnehmen, sie seien mit den Sitten 
der Weißen nicht bekannt und deshalb unhöflich. 
Bei der Rückfahrt nach dem Schiff wurde ich von 
einer größeren Anzahl Kanus begleitet. 
Die Kokospalmen befanden sich in guter Ver- 
fassung, Schildläuse wurden nicht bemerkt und an 
Krankheiten nur ein Fall von Ringwurm. 
Am 12. Dezember traf das Schiff im Ululsi- 
Atoll ein, wo es bei der Insel Essor vor Anker 
ging. Die beiden dort stationierten Polizisten waren 
in der Zwischenzeit nach dem 111 Seemellen ent- 
fermten Jap im Kanu zurückgekehrt, nachdem sie ihre 
Aufgabe, Kopra für das Bezirksamt einzuziehen, 
erfüllt hatten. Während des eintägigen Aufenthalts 
des Schiffes besuchte ich die Inseln Essor und 
Falalap und gab dem Häuptling die üblichen An- 
welsungen hlnsichtlich des Pflanzenschutzes gegen 
Schildläuse und Ratten, Flaschenposten und dol. 
Nach seiner Behauptung sind strafbare Hand- 
lungen seit zwel Jahren nicht vorgekommen. Am 
Abend fand bei Vollmondlicht und Fackelschein einer 
jener schönen, figurenreichen Tänze statt, wegen 
welcher die Ululsi-Leute in den Karolinen großen 
Ruf genießen. " 
Am 18. Dezember wurden Segel gesetzt und bei 
schwerem stürmischen Wetter Jap am folgenden Tage 
erreicht. Die zurückgelegte Strecke beträgt in der 
Luftlinie 1700 Seemellen, zu deren Bewältigung 
42 Tage nötig waren. 
  
Verwaltungsbericht des Lizegouverneurs in Ponape. 
Aus einem Bericht des geschäftsführenden Kaiser- 
lichen Vizegouverneurs in Ponape ist folgendes zu 
entnehmen: 
Nachdem mit dem Schuner der Jaluit-Gesellschaft 
am 11. November v. Is. aus Truk die i 
über eine bisher unbekannte Krankheit, der in 
Wochen etwa 50 Menschen erlegen sein sollen, ein- 
getroffen war, berichtete derselbe Schuner bei der 
Rückkehr von den Ostinseln am 3. Dezember v. Is. 
über Pingelap, daß dort etwa 70 Leute nach auf- 
getretenen Schwellungen, insbesondere der Füße, 
als Folge verringerter und ungeeigneter Nahrung 
in den letzten beiden Monaten gestorben seien. 
Die wenigen mitgekommenen Mingelap-Leute 
waren dabei überwiegend ganz so wohlgenährt, wie 
man es von diesen als besonders starke Esser be- 
kannten Eingeborenen von jeher gewohnt ist. 
Am 8. Dezember v. Is. traf dann S. M. S. 
„Condor“, Kommandant Korvettenkapitän Begas, 
welcher die Inseln auf dem Wege von Jaluit an- 
gelaufen hatte, mit 70 Pingelap-Leuten hiler ein. 
Bereits am nächsten Tage konnte ich an Bord 
des Kriegsschlffes nach Pingelap fahren, um noch 
mehrere, und zwar nach Truk bestimmte Leute fort- 
zuführen und gleichzeitig den Zurückbleibenden für 
einige Wochen Lebensmittel zurückzulassen.
	        
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