bestanden. In der Mitte liegt ein kleiner, augen-
scheinlich künstlich ausgehobener See mit schwach
bracklgem Wasser. Bananen sind vorhanden, ihre
Früchte werden aber nicht gegessen sondern ver-
graben, weil der Aberglaube herrscht, daß der Genuß
von Bananen den Fischfang unmöglich mache. An
Krankheiten wurden nur Ringwurm und Elephanttasis
bemerkt. Auf Satuwal lebt seit 10 Jahren ein
Hamburger, der für eine Handlung in Jap Kopra
eintauscht. Die beiden in der Mordsache benötigten
Zeugen wurden gefunden und an Bord genommen.
Noch am Nachmittage des Ankunftstages segelte
ich ab, um der unbewohnten Insel Grimes einen
Besuch zu machen. Sie ist den Eingeborenen unter
dem Namen „Gaferut“ bekannt, aber nie besucht
worden.
„die Teufelsinsel“ und fürchten, in ihre Nähe zu
kommen. Site konnten aber keine nähere Erklärung
für ihre Furcht angeben, auch von der Schiffsbesatzung
hatte sie noch keiner gesehen. Die Insel wurde am
5. Dezember nach Einbruch der Dunkelheit erreicht,
es wurde aber kein Ankergrund gefunden. Der Ka-
pitän setzte deshalb einige Leute an Land, die
während der Nacht ein Feuer unterhalten sollten,
damit sich das Schiff in dessen Nähe halten könnte.
Bei Tagesanbruch fuhr ich an Land. Die Ad-
miralitätskarte bezeichnet Grimes als hoch, in Wirk-
lichkeit handelt es sich aber nur um eine flache
Sandbank, die sich nur teilweise bis etwa 2 m er-
hebt. Als einzige Vegetation ist eine Mangrovenart
zu nennen. Augenscheinlich ist vor einigen Monaten
ein starker Sturm über die Insel dahingegangen,
denn die meisten Bäume waren ihrer #ste beraubt,
viele besonders starke Exemplare ganz entwurzelt.
Die Fauna besteht aus zahllosen Seevögeln, die
ihre losen Nester tells auf den Bäumen, teils auf
der flachen Erde bereitet hatten, ans Kokoskrabben
und, nach den Spuren zu schließen, aus großen
Schildkröten, die aber bekanntlich die Insel nur zur
Nachtzeit besuchen. Die Vögel waren so wenig
scheu, daß sie sich mit den Händen grelfen ließen.
Gaferut ist, einschließlich Riff, etwa 1800 m lang,
ohne Riff 600 Schritt lang, 300 Schritt breit; ein
Ankerplatz wurde auch am Tage nicht gefunden.
Am 8. Dezember wurde die Insel Feis erreicht.
Hier konnte ich die erste Volkszählung vor-
nehmen, die 300 Seelen ergab, und zwar 129 Männer,
108 Frauen, 39 Knaben und 24 Mädchen, und
konnte feststellen, doß sich keine besondere Rasse
blondhaariger, blauäugiger Bewohner vorfindet. Was
als blaue Augen bezeichnet worden ist, stellt sich als
der Greisenbogen (Trübung der Hornhaut bei alten
Leuten) dar. Wie schon bei melnem ersten Besuch,
erwiesen sich die Bewohner als äußerst freundliche,
aufmerksame und friedfertige Menschen, und als
nach der Volkszählung die Frauen und Mädchen
mit einem Juchzer auseinanderstoben, hielt es der
Sprecher des Häuptlings für angezeigt, die Be-
merkung zu machen, ich möchte das Benehmen den
284
Sie bezeichnen sie mit dem Zunamen
Weibern nicht übelnehmen, sie seien mit den Sitten
der Weißen nicht bekannt und deshalb unhöflich.
Bei der Rückfahrt nach dem Schiff wurde ich von
einer größeren Anzahl Kanus begleitet.
Die Kokospalmen befanden sich in guter Ver-
fassung, Schildläuse wurden nicht bemerkt und an
Krankheiten nur ein Fall von Ringwurm.
Am 12. Dezember traf das Schiff im Ululsi-
Atoll ein, wo es bei der Insel Essor vor Anker
ging. Die beiden dort stationierten Polizisten waren
in der Zwischenzeit nach dem 111 Seemellen ent-
fermten Jap im Kanu zurückgekehrt, nachdem sie ihre
Aufgabe, Kopra für das Bezirksamt einzuziehen,
erfüllt hatten. Während des eintägigen Aufenthalts
des Schiffes besuchte ich die Inseln Essor und
Falalap und gab dem Häuptling die üblichen An-
welsungen hlnsichtlich des Pflanzenschutzes gegen
Schildläuse und Ratten, Flaschenposten und dol.
Nach seiner Behauptung sind strafbare Hand-
lungen seit zwel Jahren nicht vorgekommen. Am
Abend fand bei Vollmondlicht und Fackelschein einer
jener schönen, figurenreichen Tänze statt, wegen
welcher die Ululsi-Leute in den Karolinen großen
Ruf genießen. "
Am 18. Dezember wurden Segel gesetzt und bei
schwerem stürmischen Wetter Jap am folgenden Tage
erreicht. Die zurückgelegte Strecke beträgt in der
Luftlinie 1700 Seemellen, zu deren Bewältigung
42 Tage nötig waren.
Verwaltungsbericht des Lizegouverneurs in Ponape.
Aus einem Bericht des geschäftsführenden Kaiser-
lichen Vizegouverneurs in Ponape ist folgendes zu
entnehmen:
Nachdem mit dem Schuner der Jaluit-Gesellschaft
am 11. November v. Is. aus Truk die i
über eine bisher unbekannte Krankheit, der in
Wochen etwa 50 Menschen erlegen sein sollen, ein-
getroffen war, berichtete derselbe Schuner bei der
Rückkehr von den Ostinseln am 3. Dezember v. Is.
über Pingelap, daß dort etwa 70 Leute nach auf-
getretenen Schwellungen, insbesondere der Füße,
als Folge verringerter und ungeeigneter Nahrung
in den letzten beiden Monaten gestorben seien.
Die wenigen mitgekommenen Mingelap-Leute
waren dabei überwiegend ganz so wohlgenährt, wie
man es von diesen als besonders starke Esser be-
kannten Eingeborenen von jeher gewohnt ist.
Am 8. Dezember v. Is. traf dann S. M. S.
„Condor“, Kommandant Korvettenkapitän Begas,
welcher die Inseln auf dem Wege von Jaluit an-
gelaufen hatte, mit 70 Pingelap-Leuten hiler ein.
Bereits am nächsten Tage konnte ich an Bord
des Kriegsschlffes nach Pingelap fahren, um noch
mehrere, und zwar nach Truk bestimmte Leute fort-
zuführen und gleichzeitig den Zurückbleibenden für
einige Wochen Lebensmittel zurückzulassen.