Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

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mehr ins Dunkle, beinahe Vlolette übergehend, je 
nachdem das Holz älter oder jünger war, oder 
näher den Wurzeln, oder näher der Krone ent- 
nommen wurde. Für Bauten ist es vorzüglich und 
in der ganzen Kolonie geschätzt und auch für alle 
Arten Möbel sehr gut zu gebrauchen. Es ähnelt 
teilweise dem Mahagoni. Leider ist das Herz der 
meisten älteren Eukalyptus hohl oder doch so weich 
und spröde, daß es fast gar keine Verwendung finden 
ann. Bei jungen Bäumen, sowohl grün als auch 
trocken geschnitten, spaltet das Holz leicht ein, zieht 
und wirft sich. Ein weiterer Ubelstand der Eu- 
kalyptus ist das häufige Vorkommen der Astfäule. 
fide Stamm scheint äußerlich auf den ersten Blick 
tadellos und gesund zu sein, säumt man aber den 
aum oder schneidet ihn zu Brettern, so kommen 
große, faule Aststellen zum Vorschein, die bis aufs 
Herz des Baumes gehen und eine ganze Lage Bretter 
fast wertlos machen können. 
Diese Fehler abgerechnet, ist das Eukalyptusholz 
ein vorzügliches, leicht zu bearbeitendes Holz für alle 
möglichen Zwecke. Selbst zu Wasserbauten dürfte 
sich von allen hiesigen Holzarten wohl am besten 
eignen. Wir haben wenigstens selne Güte und Halt- 
barkeit im Süßwasser schon selt Jahren erproben 
können. Würde sich der Export von Holz nach 
außen jemals lohnen, so käme zwelfellos der Eu- 
kalyptus an erster Stelle in Betracht, da er in 
großer Anzahl und riesigen Exemplaren vorhanden ist. 
Der Leser wird wohl fragen, ob die Eingebornen 
keine Verwertung für die hiesigen Nutzhölzer gehabt 
haben. Diese Frage müssen wir mit „nein“ beant- 
worten. Die unermeßlichen Reichtümer des Waldes 
waren leider bisher alle dem Tode und Vermodern 
anheim gegeben; denn was die Eingebornen an Holz 
zum Baue ihrer Hütten und zur Herstellung ihrer 
Wassen und Tanzgegenstände gebrauchen, ist kaum 
der Rede wert. Stürme und Überschwemmungen 
Ricken und entwurzeln die Baumriesen. Holzwürmer 
und weiße Ameisen sind die Totengräber des Ur- 
waldes. Sobald ein Baum fällt, begiunen die 
meisen ihr Zerstörungswerk. Sie greifen zuerst 
as Weichholz an und verzehren vom Hartholz 
anl nur das Herz und die schadhaften Stellen, 
4 er nach und nach muß der ganze Baum bis auf 
en letzten Rest dem winzigen, mit scharfen Werk- 
seugen ausgerüsteten Insekt unterliegen. Selbst an 
mienden Bäumen bauen die weißen Ameisen ihre 
B t setter Erde und Sand überdeckten Gänge hinauf 
uach einem morschen Aste oder einer kronken Stelle, 
nar auch hier das bereits abgestorbene Holz zu zer- 
fezen, Nur bei Nacht arbeitet dieses kleine, weiße, 
06 schige Insekt, das man nicht mit der in Afrika 
6besürchteten Termite verwechseln wolle, an seinen 
agen. Über Tag höhlen sie das Innere der 
atume aus, in denen ihr Vernichtungswerk begonnen 
a und laufen unermüdlich in ihren dunklen Gängen 
a und ab. Oft bemerkt man von außen an einem 
f der Erde liegenden Baum kaum eine Spur von 
  
der Gegenwart der Amelsen. Rollt man ihn aber 
um, oder berührt ihn mit dem Fuße, so stürzt er 
schon in sich selbst zusammen. Die in ihrer Zer- 
störungsarbeit überraschten und dem Sonnenlichte 
ausgesetzten Tierchen flüchten ellends in die Spalten 
und Risse des Holzes oder bohren sich in den 
Boden. Bei solchen Störungen werden sie dann 
zahlreich von elner viel kleineren schwarzen Ameisen- 
art getötet und fortgeschleppt. Ihre Nester bauen 
die weißen Amelsen aus Erde, Sand und Speichel 
in großen Klumpen an Baumstämmen, und zwar so 
fest, daß es oft mehrerer wuchtiger Beilhiebe bedarf, 
um sie vom Baume abzulösen. 
Die weißen Ameisen bilden eine stete Gefahr für 
die Wohnungen der Weißen; trotzdem dieselben auf 
Steinunterlagen oder Kalk= oder Zementpfellern 
stehen, so kommt es doch noch vor, daß die Insekten 
den Weg über den Mörtel oder gar durch lockere 
Stellen des Mörtels in das Holz finden und in 
kurzer Zeit großen Schaden verursachen, wenn sie 
nicht schnell bemerkt und Mittel angewandt werden, 
sie zu vertreiben. Sie ganz abzuhalten, gelingt 
selten, zumal auf Plätzen, auf denen früher Kokos 
gestanden haben. Diejenigen, die man heute ver- 
nichtet, werden die nächste Nacht wieder durch einen 
Zuzug aus der Erde ersetzt. Das Bestreichen des 
Holzes mit Petroleum oder Karbollneum schützt 
erfahrungsgemäß einige Zeit vor ihnen, doch muß 
das Mittel oft angewandt werden, da der scharfe 
Geruch rasch verfliegt. 
Der Eingeborene ist sich natürlich der großen 
Reichtümer seiner Wälder nicht bewußt. Eln Schonen 
oder gar eine Pflege derselben ist ihm völlig un- 
bekannt. Gleichgültig durchstreift er die bewaldelen 
Gründe, ihn entzückt weder Baum noch Strauch, 
wie ihn ja auch die großartigen Panoramen, die 
schönste Aussicht und die wildromantischen Täler und 
Kaskaden seiner herrlichen Heimat anscheinend ge- 
fühllos lassen. Er hat nur ein Lächeln für die 
Mühen und Strapazen, denen sich der Europäer 
aussetzt, um sein unerforschtes Gebiet zu ergründen. 
Er pflanzt keinen Waldbaum, und wozu sollte er es 
auch tund Sie wachsen ja von selbst, und Holz- 
mangel kennt er nicht. Aus lauter Mulwillen hackt 
er in die prächtigsten Bäume oder schlägt sie um, 
manchmal nur, um dle Schärfe seiner Axt zu prüfen. 
An den Flußusern oder im Walde, wo die Leute 
auszuruhen oder zu Übernachten pflegen, findet man 
gewöhnlich alle umstehenden Bäume angehackt. 
Der einzige Waldbaum, den er schätzt, ist der 
Kabulucha, aus dessen Rinde er seine Tappa-Gegen- 
stände verfertigt. Die Beschädigung eines solchen 
Baumes würde sogar seinen Unwillen erregen. Die 
Fruchtbäume dagegen, wie Kokos, Brotsruchtbaum, 
Mandelbaum, Areka und andere schätzt er zwar, kann 
aber nicht umhin, sie oft recht barbarisch zu be- 
handeln. Sie werden fast noch mehr als die ersteren 
mißhandelt, da sie in Pflanzungen, in Gehöften, oder 
an Wegen stehend, ihm am leichtesten zur Hand sind.
	        
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