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mehr ins Dunkle, beinahe Vlolette übergehend, je
nachdem das Holz älter oder jünger war, oder
näher den Wurzeln, oder näher der Krone ent-
nommen wurde. Für Bauten ist es vorzüglich und
in der ganzen Kolonie geschätzt und auch für alle
Arten Möbel sehr gut zu gebrauchen. Es ähnelt
teilweise dem Mahagoni. Leider ist das Herz der
meisten älteren Eukalyptus hohl oder doch so weich
und spröde, daß es fast gar keine Verwendung finden
ann. Bei jungen Bäumen, sowohl grün als auch
trocken geschnitten, spaltet das Holz leicht ein, zieht
und wirft sich. Ein weiterer Ubelstand der Eu-
kalyptus ist das häufige Vorkommen der Astfäule.
fide Stamm scheint äußerlich auf den ersten Blick
tadellos und gesund zu sein, säumt man aber den
aum oder schneidet ihn zu Brettern, so kommen
große, faule Aststellen zum Vorschein, die bis aufs
Herz des Baumes gehen und eine ganze Lage Bretter
fast wertlos machen können.
Diese Fehler abgerechnet, ist das Eukalyptusholz
ein vorzügliches, leicht zu bearbeitendes Holz für alle
möglichen Zwecke. Selbst zu Wasserbauten dürfte
sich von allen hiesigen Holzarten wohl am besten
eignen. Wir haben wenigstens selne Güte und Halt-
barkeit im Süßwasser schon selt Jahren erproben
können. Würde sich der Export von Holz nach
außen jemals lohnen, so käme zwelfellos der Eu-
kalyptus an erster Stelle in Betracht, da er in
großer Anzahl und riesigen Exemplaren vorhanden ist.
Der Leser wird wohl fragen, ob die Eingebornen
keine Verwertung für die hiesigen Nutzhölzer gehabt
haben. Diese Frage müssen wir mit „nein“ beant-
worten. Die unermeßlichen Reichtümer des Waldes
waren leider bisher alle dem Tode und Vermodern
anheim gegeben; denn was die Eingebornen an Holz
zum Baue ihrer Hütten und zur Herstellung ihrer
Wassen und Tanzgegenstände gebrauchen, ist kaum
der Rede wert. Stürme und Überschwemmungen
Ricken und entwurzeln die Baumriesen. Holzwürmer
und weiße Ameisen sind die Totengräber des Ur-
waldes. Sobald ein Baum fällt, begiunen die
meisen ihr Zerstörungswerk. Sie greifen zuerst
as Weichholz an und verzehren vom Hartholz
anl nur das Herz und die schadhaften Stellen,
4 er nach und nach muß der ganze Baum bis auf
en letzten Rest dem winzigen, mit scharfen Werk-
seugen ausgerüsteten Insekt unterliegen. Selbst an
mienden Bäumen bauen die weißen Ameisen ihre
B t setter Erde und Sand überdeckten Gänge hinauf
uach einem morschen Aste oder einer kronken Stelle,
nar auch hier das bereits abgestorbene Holz zu zer-
fezen, Nur bei Nacht arbeitet dieses kleine, weiße,
06 schige Insekt, das man nicht mit der in Afrika
6besürchteten Termite verwechseln wolle, an seinen
agen. Über Tag höhlen sie das Innere der
atume aus, in denen ihr Vernichtungswerk begonnen
a und laufen unermüdlich in ihren dunklen Gängen
a und ab. Oft bemerkt man von außen an einem
f der Erde liegenden Baum kaum eine Spur von
der Gegenwart der Amelsen. Rollt man ihn aber
um, oder berührt ihn mit dem Fuße, so stürzt er
schon in sich selbst zusammen. Die in ihrer Zer-
störungsarbeit überraschten und dem Sonnenlichte
ausgesetzten Tierchen flüchten ellends in die Spalten
und Risse des Holzes oder bohren sich in den
Boden. Bei solchen Störungen werden sie dann
zahlreich von elner viel kleineren schwarzen Ameisen-
art getötet und fortgeschleppt. Ihre Nester bauen
die weißen Amelsen aus Erde, Sand und Speichel
in großen Klumpen an Baumstämmen, und zwar so
fest, daß es oft mehrerer wuchtiger Beilhiebe bedarf,
um sie vom Baume abzulösen.
Die weißen Ameisen bilden eine stete Gefahr für
die Wohnungen der Weißen; trotzdem dieselben auf
Steinunterlagen oder Kalk= oder Zementpfellern
stehen, so kommt es doch noch vor, daß die Insekten
den Weg über den Mörtel oder gar durch lockere
Stellen des Mörtels in das Holz finden und in
kurzer Zeit großen Schaden verursachen, wenn sie
nicht schnell bemerkt und Mittel angewandt werden,
sie zu vertreiben. Sie ganz abzuhalten, gelingt
selten, zumal auf Plätzen, auf denen früher Kokos
gestanden haben. Diejenigen, die man heute ver-
nichtet, werden die nächste Nacht wieder durch einen
Zuzug aus der Erde ersetzt. Das Bestreichen des
Holzes mit Petroleum oder Karbollneum schützt
erfahrungsgemäß einige Zeit vor ihnen, doch muß
das Mittel oft angewandt werden, da der scharfe
Geruch rasch verfliegt.
Der Eingeborene ist sich natürlich der großen
Reichtümer seiner Wälder nicht bewußt. Eln Schonen
oder gar eine Pflege derselben ist ihm völlig un-
bekannt. Gleichgültig durchstreift er die bewaldelen
Gründe, ihn entzückt weder Baum noch Strauch,
wie ihn ja auch die großartigen Panoramen, die
schönste Aussicht und die wildromantischen Täler und
Kaskaden seiner herrlichen Heimat anscheinend ge-
fühllos lassen. Er hat nur ein Lächeln für die
Mühen und Strapazen, denen sich der Europäer
aussetzt, um sein unerforschtes Gebiet zu ergründen.
Er pflanzt keinen Waldbaum, und wozu sollte er es
auch tund Sie wachsen ja von selbst, und Holz-
mangel kennt er nicht. Aus lauter Mulwillen hackt
er in die prächtigsten Bäume oder schlägt sie um,
manchmal nur, um dle Schärfe seiner Axt zu prüfen.
An den Flußusern oder im Walde, wo die Leute
auszuruhen oder zu Übernachten pflegen, findet man
gewöhnlich alle umstehenden Bäume angehackt.
Der einzige Waldbaum, den er schätzt, ist der
Kabulucha, aus dessen Rinde er seine Tappa-Gegen-
stände verfertigt. Die Beschädigung eines solchen
Baumes würde sogar seinen Unwillen erregen. Die
Fruchtbäume dagegen, wie Kokos, Brotsruchtbaum,
Mandelbaum, Areka und andere schätzt er zwar, kann
aber nicht umhin, sie oft recht barbarisch zu be-
handeln. Sie werden fast noch mehr als die ersteren
mißhandelt, da sie in Pflanzungen, in Gehöften, oder
an Wegen stehend, ihm am leichtesten zur Hand sind.