Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

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und der Flaggenstock, der früher die deutsche Fahne 
trug, ist abgeknickt vom Sturm und hat mir zur 
Feuerung gedient, . 
-VotJahren,alsdieEinqebornenindequssawas 
bucht noch ihre regelmößigen Reisen nach dem Westen 
(Nakanal) zur Gewinnung des Muschelgeldes machten 
und die Sklavenexpeditionen noch in Blüte waren, 
wurden die Taleleinseln häufig aufgesucht. Sie 
pflegten dort von ihren Strapazen auszuruhen oder 
auf den Riffen dem Fischfang obzuliegen. Jetzt, 
wo der Einfluß der Mission und Regierung in diesen 
Revieren fühlbar geworden ist, erinnern nur noch 
alte, zerfallene Hütten und wenige Kokosbäume an 
die alten Zelten. Die kleineren Inselchen der Talele- 
gruppe, meist nur mit spärlichem Baumwuchs bedeckt, 
sind des Abends das Stelldicheln von zahllosen See- 
vögeln. Sobald die Sonne zur Rüste geht, sammeln 
sich hier von allen Himmelsgegenden die großflüge- 
ligen Fregattenvögel. Bevor sie ihr Standaquartler, 
die „lolo na daula“ (d. i. Fregattenvogelinsel), einen 
länglichen, mit niedrigen Bäumen bestandenen Ko- 
rallenfelsen, beziehen, kreisen sie hoch in den Lüften 
und „tanzen“, wie die Eingebornen sich ausdrücken 
„dia malangene“. Mojeslätisch schweben sie droben, 
umkreisen einander, senken sich herab und heben sich 
wieder. Nur in langen Zwischenpausen erfolgt ein 
Flügelschlag und dazu ihr klagendes Krächzen, das 
ganz harmonisch in das Stlmmungsbild der ein- 
schlummernden See ringsum paßt. Man wird nicht 
müde, dem Spiel der heimkehrenden Luftsegler zuzu- 
schauen. Jeden Augenblick glaubt man, sie würden 
in ihrem tollen Hin= und Herkreisen aufeinander- 
stoßen. Aber nein, sie welchen sich hundertmal 
ebenso geschickt aus. Wenn dann endlich die Sonne 
erst langsam und feierlich, dann rascher und rascher 
wie eln feuriger Ball in die Fluten taucht, zum 
lehtenmal die Meereinöde überstrahlt und den west- 
lichen Himmel vergoldet, dann lassen sie sich alle 
auf dem Felsenelland nieder. Es entsteht dabel ein 
Drängen und Schreien, das noch bis spät in die 
Nacht hinein nicht aufhören will. Wenn das Meer 
ruhig ist, begeben sich zuwellen die Massawaleute 
dahin, um die Vögel mit der Hand zu erhaschen 
oder mit Stöcken zu erschlagen. Das Fleisch der- 
selben verspelsen sie und hängen die Flügel als 
Trophäen an die Bäume. Möwen und Seeschwalben 
übernachten ebenfalls auf den klelnen Felseninseln, 
Tauben und fliegende Hunde dagegen nur auf den 
drei größeren Inseln. Schon vor Tagesanbruch er- 
wachen die Vögel und zerstreuen sich lärmend auf 
der offenen See, Tauben und fliegende Hunde eilen 
dem Festland zu. 
Die Möwen (Sterna anaestheta) nisten auf 
den zahlreichen Sandbänken in der Nähe am Kap 
Tongilus. Die Seeschwalben (Anous stolidus, 
sterna bergü, sterna longipennis) bauen ihre 
Nester auf den fast kahlen Felseneilanden der Talele- 
gruppe. Möwen und Seeschwalben leben häufig 
zusammen. Das Treiben der silberwelßen Möwen 
  
und Seeschwalben belebt die einsame See. Trotzdem 
dle Fregattenvögel käglich zu Tausenden auf Talele 
übernachten, habe ich dort kein Nest von ihnen ent- 
decken können; auch den Eingebornen sind ihre Brut- 
plätze unbekannt. 
Die Ostküste Bainings, die etwa am Rügenhafen 
beginnt und im Hintergrunde der weiten Bucht 
endigt, ist mehr flach, weniger sumpfig und nur mit 
einem schmalen Gürtel von Korallen besäumt. Die 
Berge treten hier, außer am Kop Bogengang, nicht 
dicht ans Meer heran, wodurch das Landschaftsbild 
an Reiz verliert. Da diese ganze Küstenstrecke un- 
bewohnt ist, so ist bis jetzt die Erforschung derselben, 
obwohl in nächster Nähe des Zentralverkehrpunktes 
im ganzen Bismarck-Archipel, noch nicht in Angriff 
genommen. Elne der relzvollsten Szenerien der Ost- 
küste ist unstreitig der Rügenhafen. Man muß schon 
ganz nahe der Küste entlang fahren, um den schmalen 
Einschnitt ins Land zu bemerken. Niemand würde 
bei der Einfahrt anfangs ahnen, daß am Ende des 
unscheinbaren Kanals ein geräumiges, von der Natur 
gebildetes Wasserbecken versteckt ist. Doch rücken wir 
langsam vorwärts in der kaum 50 m breiten Wasser- 
aße. Die sleilen felsigen Ufer sind mit üppigem, 
dunkelglänzendem Pflanzenwuchs überhangen, der sich 
im ruhlgen Wasser klar widerspiegelt, und schwert- 
blättrige Pandanus ragen aus demselben empor. 
Plötzlich erweltert sich der Wasserarm nach allen 
Seiten. Rechts taucht ein niedliches Eiland hervor; 
links heben sich die Kronen einiger Kokospalmen 
vom Waldesgrün deutlich ab. Frühere Besucher 
haben sie wohl dort angepflanzt. Prächtiger Wald 
erfreut das Auge ringsum. Lelder verunzlert ein 
Streifen Mangrovenwald mit seinem morastigen, 
übel dünstenden Untergrunde das einzige Bild und 
drängt uns schnell wieder aus der idyllischen Ein- 
samkeit in die hochgehende See. 
Kus dem Pereiche der Mistonen und 
der Antisklaverei-Bewrgung. 
Visitationsbericht aus Deutsch-Ostafrika. 
Ende April ist Bischof Hennig, einer der 
Missionsdirektoren der Brüdergemeinde, von seiner 
ostafrikanischen Visitationsreise nach Berthelsdorf bei 
Herrnhut zurückgekehrt. Er hat nach einem flüch- 
tigen Besuch in Uganda die westlichen Gebiele 
Deutsch-Ostafrikas vom Viktorla= bis zum Nhassasee 
durchzogen und dabei längeren Ausenthalt in der 
von der Brüdergemeine ins Werk gesetzten Unyam- 
wesi= und Nyassamission genommen. Aus seinem im 
Missionsblatt der Brüdergemeine veröffentlichten 
Reisebericht entnehmen wir die folgenden interessanten 
Momentbilder. 
Muansa, 19. Mai 1905. Wir sind in der 
Bucht von Muanso, einem weit ins Land sich er- 
streckenden Arm des Sces mit felsigen aber frisch-
	        
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