Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

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bericht gelegentlich zu sprecher. Er erwähnt bei 
bozl, das im Nyikalande llegt, eine Wasserleitung, 
ohne die eine Stationsanlage auf der luftigen Höhe 
kaum möglich gewesen wäre. Ihre Anlage hat wegen 
des geringen Falles viel Kopfzerbrechen gemacht, 
auch mußte im Kanal ein Lehmbelag angebracht 
werden, um das Wasser vor dem Versickern im 
durchlässigen Boden zu bewahren. Ein interessantes 
Experlment machte der dortige Missionar Bachmann 
auch mit dem Bau eines Schmelzofens. Die Schmiede- 
lunst ist. in Nylka, das viel Raseneisenstein aufzu- 
weisen hat, früher heimisch gewesen, aber allerlei 
Umstände, z. B. dle für die Reglerung zu leistende 
Arbeit an den Wegen, die Einfuhr europäischer 
Elsenwaren oder der Handel mit solchen aus be- 
nachbarten Distrlkten, die besseres Material aufzu- 
weisen hatten, ließen die eigene Industrie in letzter 
Zelt zurücktreten. Als der Missionar die Schmelz- 
arbeit ins Auge faßte, um seinen Leuten einen Ver- 
dienst zu verschaffen, ahnte er nicht, von wie weit- 
gehender Bedeutung die Aufnahme dieser Arbeit 
war. Er begegnete einer ihm zuerst ganz unver- 
ständlichen Scheu, als er äußerte, er wolle auf der 
Station Eisen schmelzen und schmieden lassen. All- 
mählich erfuhr er, daß die Kunst des Schmelzens 
nicht nur das Geheimnis der Schmiedezunft, sondern 
auch mit elner Menge heldnischen Aberglaubens ver- 
bunden sel. Die am Schmelzofen Arbeitenden müssen 
sich vorher gewissen Zeremonien unterziehen, die 
umsoweniger umgangen werden dürfen, als ein 
Mißraten des Brandes auch einen bedeutenden Verlust 
darstellt. Unter seinen Taufbewerbern und Christen 
fand er Leute, die schließlich mit Verzicht auf alles 
abergläubische Beiwerk zu einem Brande bereit 
waren. Das Werk gelang. Weit und breit hatte 
man mit Spannung und Furcht dem Ausgang ent- 
gegengesehen, wie später zutage trat. Damit, daß 
das Eisen sich ohne Zauber schmelzen ließ, hat er 
bielen zum Bewußtseln gebracht, daß die alte Zeit 
unrettbar dahin ist. Auch ein zweiter Brand fiel 
dach Wunsch aus, aber die Aufnahme dieser In- 
ustrie ist bei dem geringen Eisengehalt des Steines 
zud der Unvollkommenheit des Ofens nicht möglich, 
" selbst bei den niedrigen landesüblichen Löhnen 
e Auslagen nicht gedeckt werden. 
Rus fremden Rolonien und 
Produktionsgebieten. 
Elnfuhrzol auf weln, Bler und andere gegorene 
Getränke in Britisch-Ostafrika. 
S Die in Nummer 1 des Kolonlalblatts für 1906 
Wei 9 mitgetellte Erhöhung des Einfuhrzolls auf 
ein, Bier und andere gegorene Getränke auf 
de v. H. des Werts ist nicht neueren Datums, son- 
rn beruht auf dem am 1. April 1904 in Kraft 
getretenen Zolltarlf für die britischen Schutzgebiete 
  
in Ostafrika und Uganda, der für alle nicht beson- 
ders aufgeführten Gegenstände, sowelt sie nicht zoll- 
frei oder wie die destillierten Getränke mit einem 
Sonderzoll belegt sind, einen Einfuhrzoll von 
10 v. H. des Werts festsetzt. 
Sritisch-Sentralasolka im Jahre 7904/% . 
Infolge des Eisenbahnbaues ist die Zahl der 
Europäer im Proteklorat von 481 auf 606 gestiegen. 
Die Zahl der Eingeborenen wird auf 928 500 
beschätz. · 
DieeigenenEmnahmenbetragen675378 
d.h.88585wenigeralsckmBorjahtcEine 
Mehreinnahme brachte hauptsächlich die Hüttensteuer 
mit 29 024 8 gegen 26 276 8 im Vorjahre. Die 
Ausgaben beliefen sich auf 123 000 K d. h. 20 500 
mehr als im Vorjahre. Hiervon entfallen 73 210 8 
auf die Zlvil= und 49 790 & auf die Militärver- 
waltung (zwei Bataillone kämpften im Somalilande). 
Zur Deckung des Defizits erhält Britisch-Zentral- 
afrika jährlich einen Zuschuß vom Mutterlande. 
Der gesamte Handelsumsatz ist von 235 095 2 
auf 269 160 2 gefliegen, und zwar die Einfuhr von 
207 686 8 auf 220 697 K, die Ausfuhr von 
27 409 8 auf 48 453 S. Das Nähere über Ein- 
und Ausfuhr der hauptsächlichsten Waren ergeben 
nachstehende Tabellen: 
Elnfuhr: . 
1903/04 1904/05 
4 4 
Munition und Waffen 4149 2220 
Alkohol (Branntwein) 2 493 1 852 
Lebensmittel (einschl. Bier . 
undWeitI).-...26664 21802 
Eisenwaren . 19248 21245 
Baumwollenwaren 100 883 65 497 
Regierungsgüter 41 824 91 855 
Sonstige Waren 11 425 8826 
Geld. 1 000 8200 
Ausfuhr: 
1908%04 1904%% 
1+# 4+# 
Kaffee 17 868 27 160 
Elfenbeeeen 564 1211 
Gumiii 426 2208 
Blenenwachs 2604 2595 
Strophantus 794 2545 
Pfefferschoten 1 106 1324 
Tabak .. 481 947 
Baumwolle.. 1778 5941 
Erdnüsse und Mais — 1464 
Das mit Kaffee bebaute Land ist von 8667 Acres. 
auf 4880 zurückgegangen, da man sich mehr der 
Baumwollkultur zuwandte. Die Ernte war jedoch 
sehr viel besser als im Vorjahr und auch für 1905
	        
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