schaute. Ich getraute mich nicht, den Übergang auf
dem Baume zu versuchen, und ging deshalb etwas
weiter flußaufwärks in der Hoffnung, eine ruhigere
Stelle zu finden. Dort schickte ich zuerst einen starken
Mann voraus ins Wasser. Allein er rückte nicht
weit voran, strauchelte und wurde fortgerissen.
Glücklicherweise konnte er schwimmen und so erreichte
er nach einigen unliebsamen Berührungen mit den
Steinen im Wasser wieder glücklich das sichere Ufer.
Währenddessen hatten meine übrigen Begleiter eine
armdicke Liane den Baum entlang über den Fluß
gespannt und so konnte der Ubergang ohne Gefahr
unternommen werden.
Nach mir kam. als letzte, eine junge, schwer be-
ladene Frau mit ihrem kleinem Kinde. Sie sollte
auf Befehl der Männer allein und nur mit ihrem
Einer meiner Leute aus
St. Paul begab sich dann nochmals aus jenseitige
Ufer, packte das schreiende Kind beim Arm und
setzte es sich auf die Schulter. Dann nahm er in
jede Hand einen schweren Rucksack und schritt so
sicher und rasch hinüber, als ob er auf festem Boden
wandelte. Die gefährlichste Stelle war da, wo der
im Wasser aufhörende Baum durch ein Stück Holz
mit dem Ufer verbunden war. Er mußte wegen
des emporstehenden Astes frei, ohne sich anhalten zu
kännen, die Kehrtwendung machen und stieg dann
rücklings glücklich ans User. Mein Begleiter, ein
mit den Verhältnissen des Landes noch unbekannter
junger Missionar, hielt bei diesem schwindelerregenden
Schauspiel den Atem an und erwartete jede Sekunde
den Sturz des Helden in das gurgelnde Element.
Die schlechtesten Pfade sind gerade diejenigen,
welche am öftesten begangen werden, d. h. die Ver-
bindungswege zwischen den Gehöften und Pflanzungen.
Sie sind, da sie meistens durch alte Pflanzungen
führen, mit langem Gras, wildem Mais und ver-
schiedenartigem Gestrüpp besäumt, das in den Weg
hängt, ihn dem Auge verbirgt und das Gehen be-
deutend erschwert. Zudem liegen Trümmer von
alten Zäunen, Grenzzeichen der Pflanzungen, stehen
gebliebene Stöcke, über, in oder neben dem Pfade
und erheischen ein beftändig waches Auge des Fuß-
gängers. An Abhängen und Stellen, wo der Lehm-
boden offen liegt, ist das Gehen, besonders bel
Regenwetter, mit großen Schwierigkeiten verbunden.
Die Pfade werden natürlich auch häufig aufgegeben,
1. B. wenn eine neue Pflanzung angelegt wird oder
er —W— seinen Wohnplatz ändert.
Pfode d bequemsten sind verhältnismäßig noch die
A#ge zuurchden hohen Wald. Sie gestatten, das
1. 6 r da vom Wege ab auf die Umgebung
gleiten zu lafsen. Freilich ist das Gehen auf den-
selben auch kein Lustwandeln; denn die quer liegenden
Bäume, die zahllosen Schlingpflanzen und Baum-
* bringen einen bei Unachtsamkeit auch leicht
Der Leser fieht aus dem Gesagten, mit welchen
Schwierigkeiten eine von usan gemachte #
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pedition durch den Urwald in unbekannten Gebirgs-
gegenden verbunden ist. GElücklich kann er sich noch
schätzen, wenn ihm ein wegekundiger Eingeborener
zu Diensten ist oder wenn er Spuren eines Pfades
solgen kann. Muß aber jeder Schritt im Dickicht
erst mit dem Buschmesser erobert werden, so ist
leicht begrelflich, daß die Karawane nur sehr lang-
sam vorankommt und die Träger mit ihren
Lasten sich nur mühsam durch alle Hindemiisse
hindurchwinden können. Man vergesse ferner nicht,
daß ein Marsch mit Kompaß als Führer und Axt
als Bahnbrecher in ganz unbekannter Gegend auf
die abergläubischen und unbeständigen Schwarzen
leicht niederdrücckend und entmutigend wirkt. Ihr
trauriger Blick, ihr düsteres Schweigen find die besten
Beweise davon. Eine Kleinigkeit, ein Geräusch,
irgend ein Zeichen am Pfade, das plötzliche Er-
scheinen von Eingeborenen, kurz alles ihnen Unbekannte,
ihn Überraschende genügt, um die kaffeebraune Schar
in Verwirrung zu bringen. Doch, wenn nur der
Europäer den Mut nicht verliert und im kritischen
Augenblick ruhig und sicher vorangeht, seine Leute
gut behandelt und vor allem, wenn er ihre Sprache
gut versteht, so haben sie wieder Zutrauen und
teilen willig Strapazen und Entbehrungen mit ihm.
VII.
Die Fauna Bainings.
Der jüngste Kontinent der Erde, Australien, mit
seiner Inselwelt Ozeanien ist bekanntlich arm an
höher organisierten Tierformen, besonders an pla-
zentalen Säugetieren. Es ist das um so merk-
würdiger, als der angrenzende indisch-malayische
Archipel ein reiches Tierleben aufweist. Wir treffen
hier bloß Hunde, Kängurus, Ratten, Mäuse und
Fledermäuse, fliegende Hunde und Baumbären.
Nicht einmal das Schwein soll nach der Behauptung
einiger Geographen überall einheimisch gewesen,
sondern erst im Laufe der Zeit von Seefahrern ein-
geführt und verbreitet worden sein. Daß dies z. B.
auf Neuseeland und anderwärts wirklich der Fall
war, erfahren wir aus Cooks Reiseberichten.
Das in Baining vorkommende Schwein ist von
derselben Art wie das, welches auch sonst auf den
Inseln der Südsee verbreltet ist. Es lebt sowohl
gezähmt als Haustier als auch wild. Sein Körper
ist verhältnismäßig kurz, der Rüssel lang, der Rücken
schmal. Jede Balninger Familie hält eine gewisse
Anzahl dieser Borstentröger, die sie frei umherlaufen
läßt. Tagsüber durchstreifen sie die Umgebung der
Gehöfte oder liegen unter dem Vorsprung der Däher.
Die kleinen haben auch Zutritt zu den Hütten, wo#
sie frledlich neben Hunden und Kindern in der
warmen Asche schlafen. Junge Wildschweine, die
man gefangen hat, werden mit Schnüren aus Baum-
bast an der Hütte oder in der Nähe derselben fest-
gebunden, damit sie sich allmählich an den Menschen
gewöhnen und zahm werden. Das Baininger
Schwein wächst trotz der reichen Nahrung nur lang-