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Aufgabe gestellt lst, die Vorbereltung einer Baumwoll-
volkskultur in Gemeinschaft mit den dortigen Häupt-
lngen vorzubereiten. -
Von Interesse ist eln kürzlich eingetroffener Be-
richt des Kaiserlichen Residenten von Adamaua, der
sich über die Aussichten des Baumwollbaues wie,
folgt, äußert:
„ Erfreuliches kann ich über den Fortschritt der
Baumwollverbreitung im hiesigen Gebiet berichten,
indem die Bezirke Binder und Mendiff — trotz der
durch die ungewöhnliche Dürre des Vorjahres hervor-
gerufenen Mißernte — zum erstenmal einige Zentner
— nach meiner Ansicht recht schöner — Baumwolle
geliefert haben. Die schönsten Farmen aber habe
ich an den Hängen des Mandara-Massivs bei den
Falli-Heiden gefunden; dagegen kamen die schönsten
Farmen meiner früheren Station Ebolova nicht
entfernt auf, ebensowenig hatte Oberleutnant Schipper
in den ausgedehnten Pflanzungen im Tschadseegebiet
so gesunde und reich tragende Pflanzen und so lang-
faserige Wolle beobachtet. Ich werde Mai d. Js.
selbtt eine Partie Baumwolle mit nach Europa
bringen; bewertet sich diese, dann habe ich, nach dem,
was ich bei diesen fleißigen und geschickten Gebirgs-
bewohnern gesehen habe, für die Baumwollkultur
im hiesigen Bezirk die allergrößten Hoffnungen.
Zunächst habe ich die im nördlichen Mandara-Massiv
ansässigen Marghi-Heiden für ausgedehntere An-
pflanzungen gewonnen und lasse nun auch an die
Heiden des Shari-Massivs durch meinen Posten in
Sagdsche einige Lasten Saat, die ich von den Falli-
Heiden mitgenommen habe, verteilen. Für je 20 kg
habe ich, um die Verbreitung zu fördern, eine Be-
lohnung von je 2 Mk. zugesagt.“ .
Der Transport der Adamaua-Baumwolle würde
auf dem Wasserwege Benue—MNiger erfolgen müssen.
Neu-Guinea.
Die von der Firma Kaumann & von Blumen-
thal in Kuragakaul mit Unterstützung des Komitees
suche haben insofern
ein ungünstiges Resultat geliesert, als der größte
Tell der Baumwolle infolge Krankheiten (Rost)
und Insekten zugrunde ging. Trotz dieses Miß-
erfolges hat sich die Firma zu einem neuen Kultur-
versuche entschlossen, dieses Mal mit Kidney-Baum-
wolle; das Komitee unterstützt diese Versuche durch
Lieferung von Saatgut und durch Übernahme der
Beförderungskosten der Baumwolle nach Bremen.
Deutsch-Südwestafrika.
Außer dem Ovamboland kommt das Interessen-
gebiet der Otavibahn für den Baumwollbau in
Betracht, da dort die wichtige Transportfrage jetzt
gelöst wird. Die Aussicht auf den Bau dieser
Elsenbahn hatte bereits im Jahre 1903 elne Anzahl
Farmer veranlaßt, ein geschlossenes Gebiet bei Otavi
für den Baumwollbau in Aussicht zu nehmen. Die
mit dem Komitee geführten Verhandlungen sind in-
essen infolge des Hereroaufstandes ins Stocken geraten.
Neuerdings hat die Otavi-Minen= und Eisenbahn=
gesellschaft den Plan wieder ausgenommen. Im
Gebiete von Otavifontein sollen die ersten kleineren
Kulturversuche zu verschiedenen Pflanzzeiten unter-
nommen werden. Seitens des Komitees sind 1000kg
Togosaat, Kulturanleltungen usw. zur Verfügung
gestellt; die Saat kommt demnächst nach Swakopmund
zur Verladung.
Arbeitsplan für die Jahre 1907, 1908
und 1909.
Auf Grund der bisherigen Ergebnisse der
Baumwollkulturversuche hat das Komitee für die
Jahre 1907, 1908 und 1909 das folgende Arbeits-=
programm aufgestellt:
1. Ausbreitung und Förderung der Baumwoll-
volkskultur in Togo und Deutsch-Ostafrika durch
Ausbau der bestehenden Organlksatlonen und
Baumwollschulen. Vertellung von Saatgut,
Einrichtung von Entkernungsanstalten und
Aufkaufsmärkten, Gewährung von Gaxantie-
preisen, Prämien und Vorschüssen.
Einführung der Pflugkultur in Togo und
Deutsch-Ostafrika an Stelle der weniger ertrag-
reichen Hackkultur der Eingeborenen und des
Dampfpfluges für den Plantagenbau durch
Pflugkulturstationen und Verteilung von Pflügen
an die Eingeborenen. Verwertung der Baum-
wollennebenprodukte durch Einführung der
Fabrikation von Baumwollsaatöl und Olkuchen.
Ansiedlung von Baumwollbauern aus älteren
Produktionsgebieten als Lehrmeister für die
eingeborene Bevölkerung.
Veredelung der Baumwollspielarten durch
Kreuzung und Zuchtwahl, Schaffung einheitlicher,
hochwertiger Marken, Bekämpfung von Baum-
wollschädlingen, Vervollkommnung der maschi-
nellen Erntebereitung zur Verbilligung von
Land= und Seelransport. Veranstaltung von
Baumwoll-Ausstellungen und Konferenzen der
Baumwoll-Interessenten in den Kolonien und
öffentliche Anerkennung hervorragend qualitativer
und quantitativer Leistungen im Baumwollbau.
Herausgabe von Kulturanweisungen.
u Entsendung einer Baumwoll-Expedition nach
den Interessengebieten der Duala—Manenguba-
Elsenbahn (Kamerun) mit der besonderen Auf-
gabe der Vorbereitung einer Baumwollvolks=
kultur in Gemeinschaft mit den Häuptlingen
in Bamum.
Entsendung einer Baumwoll-Expedition nach
dem nördlichen Südwestafrika mit den besonderen
Aufgaben: die Möglichkeit eines rationellen
Baumwollbaues in den Interessengebleten der
Otavi-Eisenbahn festzustellen und die Aussichten
einer Baumwollkultur im Ovambolande mit
Berücksichtigung einer Bewässerung durch den
Kunene zu prüfen.
Unterstützungen von Baumwollkulturversuchen
.l in den Südsee-Kolonien.
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