Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

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Aufgabe gestellt lst, die Vorbereltung einer Baumwoll- 
volkskultur in Gemeinschaft mit den dortigen Häupt- 
lngen vorzubereiten. - 
Von Interesse ist eln kürzlich eingetroffener Be- 
richt des Kaiserlichen Residenten von Adamaua, der 
sich über die Aussichten des Baumwollbaues wie, 
folgt, äußert: 
„ Erfreuliches kann ich über den Fortschritt der 
Baumwollverbreitung im hiesigen Gebiet berichten, 
indem die Bezirke Binder und Mendiff — trotz der 
durch die ungewöhnliche Dürre des Vorjahres hervor- 
gerufenen Mißernte — zum erstenmal einige Zentner 
— nach meiner Ansicht recht schöner — Baumwolle 
geliefert haben. Die schönsten Farmen aber habe 
ich an den Hängen des Mandara-Massivs bei den 
Falli-Heiden gefunden; dagegen kamen die schönsten 
Farmen meiner früheren Station Ebolova nicht 
entfernt auf, ebensowenig hatte Oberleutnant Schipper 
in den ausgedehnten Pflanzungen im Tschadseegebiet 
so gesunde und reich tragende Pflanzen und so lang- 
faserige Wolle beobachtet. Ich werde Mai d. Js. 
selbtt eine Partie Baumwolle mit nach Europa 
bringen; bewertet sich diese, dann habe ich, nach dem, 
was ich bei diesen fleißigen und geschickten Gebirgs- 
bewohnern gesehen habe, für die Baumwollkultur 
im hiesigen Bezirk die allergrößten Hoffnungen. 
Zunächst habe ich die im nördlichen Mandara-Massiv 
ansässigen Marghi-Heiden für ausgedehntere An- 
pflanzungen gewonnen und lasse nun auch an die 
Heiden des Shari-Massivs durch meinen Posten in 
Sagdsche einige Lasten Saat, die ich von den Falli- 
Heiden mitgenommen habe, verteilen. Für je 20 kg 
habe ich, um die Verbreitung zu fördern, eine Be- 
lohnung von je 2 Mk. zugesagt.“ . 
Der Transport der Adamaua-Baumwolle würde 
auf dem Wasserwege Benue—MNiger erfolgen müssen. 
Neu-Guinea. 
Die von der Firma Kaumann & von Blumen- 
thal in Kuragakaul mit Unterstützung des Komitees 
suche haben insofern 
ein ungünstiges Resultat geliesert, als der größte 
Tell der Baumwolle infolge Krankheiten (Rost) 
und Insekten zugrunde ging. Trotz dieses Miß- 
erfolges hat sich die Firma zu einem neuen Kultur- 
versuche entschlossen, dieses Mal mit Kidney-Baum- 
wolle; das Komitee unterstützt diese Versuche durch 
Lieferung von Saatgut und durch Übernahme der 
Beförderungskosten der Baumwolle nach Bremen. 
Deutsch-Südwestafrika. 
Außer dem Ovamboland kommt das Interessen- 
gebiet der Otavibahn für den Baumwollbau in 
Betracht, da dort die wichtige Transportfrage jetzt 
gelöst wird. Die Aussicht auf den Bau dieser 
Elsenbahn hatte bereits im Jahre 1903 elne Anzahl 
Farmer veranlaßt, ein geschlossenes Gebiet bei Otavi 
für den Baumwollbau in Aussicht zu nehmen. Die 
mit dem Komitee geführten Verhandlungen sind in- 
essen infolge des Hereroaufstandes ins Stocken geraten. 
  
Neuerdings hat die Otavi-Minen= und Eisenbahn= 
gesellschaft den Plan wieder ausgenommen. Im 
Gebiete von Otavifontein sollen die ersten kleineren 
Kulturversuche zu verschiedenen Pflanzzeiten unter- 
nommen werden. Seitens des Komitees sind 1000kg 
Togosaat, Kulturanleltungen usw. zur Verfügung 
gestellt; die Saat kommt demnächst nach Swakopmund 
zur Verladung. 
Arbeitsplan für die Jahre 1907, 1908 
und 1909. 
Auf Grund der bisherigen Ergebnisse der 
Baumwollkulturversuche hat das Komitee für die 
Jahre 1907, 1908 und 1909 das folgende Arbeits-= 
programm aufgestellt: 
1. Ausbreitung und Förderung der Baumwoll- 
volkskultur in Togo und Deutsch-Ostafrika durch 
Ausbau der bestehenden Organlksatlonen und 
Baumwollschulen. Vertellung von Saatgut, 
Einrichtung von Entkernungsanstalten und 
Aufkaufsmärkten, Gewährung von Gaxantie- 
preisen, Prämien und Vorschüssen. 
Einführung der Pflugkultur in Togo und 
Deutsch-Ostafrika an Stelle der weniger ertrag- 
reichen Hackkultur der Eingeborenen und des 
Dampfpfluges für den Plantagenbau durch 
Pflugkulturstationen und Verteilung von Pflügen 
an die Eingeborenen. Verwertung der Baum- 
wollennebenprodukte durch Einführung der 
Fabrikation von Baumwollsaatöl und Olkuchen. 
Ansiedlung von Baumwollbauern aus älteren 
Produktionsgebieten als Lehrmeister für die 
eingeborene Bevölkerung. 
Veredelung der Baumwollspielarten durch 
Kreuzung und Zuchtwahl, Schaffung einheitlicher, 
hochwertiger Marken, Bekämpfung von Baum- 
wollschädlingen, Vervollkommnung der maschi- 
nellen Erntebereitung zur Verbilligung von 
Land= und Seelransport. Veranstaltung von 
Baumwoll-Ausstellungen und Konferenzen der 
Baumwoll-Interessenten in den Kolonien und 
öffentliche Anerkennung hervorragend qualitativer 
und quantitativer Leistungen im Baumwollbau. 
Herausgabe von Kulturanweisungen. 
u Entsendung einer Baumwoll-Expedition nach 
den Interessengebieten der Duala—Manenguba- 
Elsenbahn (Kamerun) mit der besonderen Auf- 
gabe der Vorbereitung einer Baumwollvolks= 
kultur in Gemeinschaft mit den Häuptlingen 
in Bamum. 
Entsendung einer Baumwoll-Expedition nach 
dem nördlichen Südwestafrika mit den besonderen 
Aufgaben: die Möglichkeit eines rationellen 
Baumwollbaues in den Interessengebleten der 
Otavi-Eisenbahn festzustellen und die Aussichten 
einer Baumwollkultur im Ovambolande mit 
Berücksichtigung einer Bewässerung durch den 
Kunene zu prüfen. 
Unterstützungen von Baumwollkulturversuchen 
.l in den Südsee-Kolonien. 
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