heiten Hand in Hand, die „British South African
Company“ verwaltet und deckt einen Tell ihrer
Ausgaben durch Einnahme aus Post und Telegraphen=
einrichtungen und Steuern; die „African Lakes
Corporation“ transportiert, was hier zu Lande über-
haupt transportiert werden muß. Die erstere Ge-
sellschaft genießt bei der letzteren in allen geschäft-
lichen Angelegenheiten, Transport ihrer Güter, Reisen
ihrer Beamten, Vorzugspreise, dafür begibt sie sich
jeglicher Konkurrenz im Transportwesen. Beide
Gesellschaften zahlen den Trägern dieselben Löhne,
dieselben Poschosätze und in derselben Weise, nie bar,
stets nur in Kaniki oder in Amerlcano. Die Boys,
Köche, Diener beider Gesellschaften erhalten dieselben
nledrigen Lohnsätze; beide Gesellschaften haben ver-
elnbart, so wenig wie nur irgend angängig Kupfer-
münzen ins Land zu bringen. Daher kennt der
Eingeborene nur Silbergeld und er weiß, daß er
eine große Quantität Arbeit leisten muß, ehe er auch
nur die kleinste Silbermünze verdient hat. Da an-
dere Gesellschaften, kaufmännische Unternehmungen
und eine Regierung sonst nicht vorhanden sind,
so kennt der Neger Lohndifferenzen bei verschiedenen
Herren gar nicht. Will er bei der einen Gesellschaft
nicht arbeiten, die andere gibt ihm keinen Heller
mehr und nimmt ihn gar nicht. Hunger tut aber
weh, und da das Land an Bodenproduktion nicht
sehr gesegnet ist und Hungersnot fast immer droht,
o ist der Neger froh, wenn er bei einer der
beiden Gesellschaften unterkommt. Daher die niedrigen
Löhne im Gegensatz zu den in unserem Schutzgebiet
gezahlten. Denn wenn hier ein Neger glaubt, nicht
genug Lohn an einer Stelle zu erhalten, dann geht
er an eine andere. Er bringt zu letzterer das mit,
was er bel ersterer gelernt hat, und wird besser be-
zahlt. Da in unserem Schutzgebiet zu verschiedene
Elemente an zu verschiedenen Strängen ziehen, so
überbietet einer den andern. Ein Beweis dafür war
der von mir vor einigen Jahren gemochte Versuch,
die Löhne der Bah#rias im Gouvernement um nur
2 Rupien monatlich herunterzudrücken. Ich glaubte,
alle — insbesondere die Kaufleute — würden
diesem Beispiel freudig folgen; es war ein schmerz-
licher Irrtum. Die Kaufleute gerade verdarben die
Sache. Die Baharias entliesen dem Gouvernement,
die Kaufleute engaglerten sie sofort für um mehrere
Rupien höhere Löhne.
Was nach diesen Ausführungen die Eingeborenen
den Europäern gegenüber so vertrauensselig macht,
das ist in der Hauptsache das einheitliche System,
nach dem die beiden einzigen Besitzer des Landes
und Handels und Verkehrs wirtschaften. Die Eng-
länder in Rhodesia und Zentralafrika sagen auch
stolz: „The African Lakes has the confidence
#Of the natives. .
Dieses Zutrauen der Neger macht das Relsen
angenehm. Die Stevenson Road ist nicht einsam
und das Land rings,entvölkert, weil die Eingeborenen
ihre Dörfer welter ins Innere verlegt hätten. Die
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Dörfer liegen vielmehr sehr häufig direkt an der
Straße. Die vorüberziehende oder dort logernde
Karawane findet immer am Wege die Eingeborenen
dieser Dörfer mit Nahrungsmitteln, Hühnern, Eiern,
Milch usw. handelnd. Der Träger kauft so im
Vorbelgehen täglich seinen Bedarf an Lebensmitteln.
Die Eingeborenen lassen sich ohne Scheu mit dem
fremden weißen Manne in ein Gespräch ein, lassen
sich und ihre Kleidungsstücke in Augenschein nehmen,
lachen und sind fröhlich und gefällig. Selbst die
kleinen Kinder laufen nicht fort oder schrelen, und
niemals habe ich nötig gehabt, ihnen zuzurufen, was
man bei uns häufig muß: susikimbie.
Wie bereits gesagt, sind die Eingeborenen jener
englischen Besitzungen zwischen dem Tanganjlka und
Nyassa ebensowenig Berufsträger als es die Be-
völkerung der Waheiasultanate oder der Provinzen
Urindi und Ruanda ist. Ackerbau und Viehzucht
ist ihre eigentliche Beschäfttgung. Um sie dem
Trägerdienst aber willig zu machen, haben „British
Souih African Company“ und „African Lakes
Corporation“ gemeinsam eine äußerste Gewichts-
grenze flir eine Trägerlast einschließlich der chakula
des Trägers, 56 Pfund englisch festgesetzt. Damit
waren die Eingeboren zufrieden. Charakteristisch für
die Stellung beider Parteien — Arbeitgeber und
Träger — zuelnander ist die Art, mit welcher die
Anwerbung der Träger vor sich geht. Die Altesten
verschiedener Dörfer werden durch Polizisten auf-
gefordert, so und so vlele Träger zu stellen. Sie
erscheinen mit ihnen vor dem Native Com-
missioner. Dieser trägt Dorfschaft und Namen jedes
Trägers in ein Buch ein, und dann erhält jeder
Träger das Poscho für die Hinreise. In meinem
Falle betrug dieses 2 Yard Kaniki. Das ist ge-
wissermaßen das Handgeld, und mit seiner Annahme
erklärt der Träger, daß er willens sei, die von ihm
verlangte Trägerarbeit zu verrichten. Erscheint er
dann nicht zur festgesetzten Zeit des Abmarsches oder
entläuft er, so droht dem Dorfältesten seines Dorfes
strenge Bestrafung, falls es letzterem nicht gelingt,
den Entlaufenen zurückzubringen. Dieser erhält
melstens 20 Hiebe und zweimonatliche Kettenarbett.
Mit dem empfangenen Poscho kauft der Neger seine
Nahrung ein; man ist zu weiteren Zugeständnissen
hinsichtlich der Verpflegung der Träger nicht ver-
pflichtet; doch wird es nicht ungern gesehen, wenn
man durch Ankauf von Hammeln hin und wieder
seine Großmut betätigt, oder durch Extrarationen
den Hunger der Träger stillen hilft. Ich stand
während meiner Reise unter dem Eindruck, als sei
das Poscho von 2 Yards Kaniki pro Träger von
Abercorn bis Karonga zu gering. Jedenfalls habe
ich besonders in den letzten Marschtagen vor Karonga
mehrmals durch Extroeinkäufe von Lebensmitteln die
Leute direkt vor Hunger schützen müssen. Es ist
aber möglich, daß es zu andern Jahreszeiten besser
ist. Die Umstände waren meiner Reise ja nicht
gerade günstig; denn erstens marschierte ich in der