Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

durchweg als geschlossene Häuser, meist mit 8 Bimmern 
und 2 Veranden an den langen Selten gebaut. 
Gedeckt sind sie tells mit Gras, tells mit Wellblech 
und die Mauern teils aus Lehm, tells aus Bach- 
steinen aufgeführt. Von Abercorn bis Fise kann 
man ohne Zelt reisen, von dort bis Karonga braucht 
man es nur zweimal. Die Häuser werden von den 
Jumben des nächstliegenden Dorfes in Ordn#ung und 
sauber erhalten. Hierfür erhält der Jumbe eine 
Vergötung, zu der sämtliche Reisenden, die ein Rast- 
haus benutzen, beitragen. Der Jumbe hat ein 
Schreiben, sel es von der British South African 
mpany, sel es von der englischen Regierung 
Zentralafrikas, in welchem steht, doß der Jumbe 
lein Gehalt bezleht, die Instandhaltung der Rast- 
bäuser daher von der Höhe der geldlichen Ent- 
schädigung abhängt, die jeder Reisende gebeten wird, 
nach eigenem Ermessen zu spenden. Ich gab jedes- 
mal pro Nacht zwel Yards Kanikt. Das nachstehende 
Verzeichnis gidt eine Übersicht über die Rasthäuser 
und ihre Beschaffenheit. 
1. Rasthaus in Kasamvu: Lehmhaus mit 2 Ve- 
randen, 3 Zimmern, Küche, Grasdach. 
. Saisifluß: Farm des Mr. Blyth, oder Rasthaus 
2 
aus Backsteinen mit Wellblechdach. 
3. Upanga Rasthaus: Lehmhaus, 3 Zimmer, 
2 Veranden, Grasdach. 
4. sileie Rasthaus: Steinhaus mit Wellblech- 
ach. 
5. Mambwa Rasthaus: Lehmhaus, 3 Zimmer, 
2 Veranden, Grasdach. 
6. Jkomba Rasthaus: Schönes Haus aus Back- 
steinen, Vorgarten, 2 Veranden, 3 Zimmer, 
Messeraum, Wellblechdach. 
. Minikonde: Runde, sehr große Lehmhütte mit 
spitzem Grasdach, ein Raum. 
Fife: Aufnahme bei Gouvernement oder wie 
sub 7 
□ — 
9. Mandala Rasthaus: wie sub 2. 
10. Mpansa Rasthaus: Allte schlecht erhaltene große 
Lehmhütte, besser Übernachtung im Zelt. 
11. Nyola Rasthaus: Haus aus Backsteinen, 
2 Veranden, Küche aus Bocksteinen, Badehaus, 
3 Zimmer. 
12. Fort Hill: Aufgegebene Kollektors-Wohnung 
und alle Nebenräume. 
13. Lufiro Rasthaus: Haus aus Baochstteinen, 
2 Zimmer, rund herum Veranda, Küche extra. 
14. Karonga: African Lakes Agentur oder Gou- 
vernement. " 
Wos nun die Beschaffenhelt der Straße selbst 
anbelangt, so ist sie ursprünglich, wie aus den 
Spuren derzeitigen Rodens ersichtlich, in einer Breite 
von 7 bis 10 m angelegt worden. Heute ist sie an 
den meisten Stellen und auf weite Strecken bis zur 
Breite des bekannten Mshensipfades überwachsen; 
well an der Straße seit Jahren nichts getan wird; 
aber diese Überwucherung des Weges tut ihm gar 
keinen Eintrag, denn sie beschränkt sich auf das 
— 
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Wachstum einer Grasnarbe und einiger kleiner 
Buschansätze. Man empfindet ihre Anwesenheit 
eigentlich nur angenehm; denn der Boden ist ohne 
sie für den Fußgänger sehr hart. Als Beweis hier- 
für mag gelten, daß, trotzdem ich inmitten der großen 
Regenzeit marschierte, nicht einen einzigen regenfreien 
Tag zu verzeichnen hatte, dagegen schwere Gewitter 
und heftige Regengüsse nicht selten meine stunden- 
langen Begleiter waren, der Boden nicht aufgeweicht 
war und von dem reichlich niedergegangenen Regen 
schon zwei Stunden später nichts mehr zu sehen 
war. So bin ich tatsächlich den weitaus größten 
Teil der Straße trockenen Fußes marschiert. Die 
Erklärung dazu ist wohl in der geologischen Be- 
schaffenheit des Bodens zu suchen. So weit ich mir 
über seine Zusammensetzung ein Urteil bilden konnte, 
besteht er tells aus stark verwittertem Raseneisen- 
stein, teils aus weichem Sandstein, mitunter, so in 
der Nähe von Ibawa, trifft man auf stark mit 
Glimmer durchsetzten Boden. Infolge gänzlicher 
Verwitterung an der Oberfläche hat sich allgemein 
eline ganz dünne sandige Schicht von gelber bis 
kupferroter Farbe geblldet, die auf dem Wege fest 
wie Seesand liegt und wo man, z. B. in der Nähe 
von Bach= und Flußläufen, in Talsenkungen usw. 
von einer schwarzen Humusschicht sprechen kann, da 
ist diese ebenso dünn vorhanden. So laufen die 
Regenwässer von dem Wege ab und hinterlassen auf 
demselben kaum eine Spur ihrer sonst so zerstören- 
den Gewalt. In diesem Umstand mag mein günstiges 
Urteil über die Stevenson Road im allgemeinen 
ihren Hauptgrund haben. Wenn man sich während 
eines Jahres in den Regenzeiten nur auf schlüpfrigen, 
morasiigen, aufgeweichten, lehmigen und schier grund- 
losen Pfaden fortgequält hat, so muß eine große 
Verkehrsstraße von der soeben geschilderten Beschaffen- 
heit einen angenehm überraschenden Eindruck hervor- 
rufen. Außerdem treten hierzu noch andere Faktoren. 
Abercorn liegt 5400 Fuß hoch auf einem Plateau, 
welches erst zwei Tagereisen vor Karonga beginnt, 
zum Nyassasee auf 1526 Fuß abzufallen. Diese 
Straße hat daher, auf diesem Plateau entlang. 
laufend, tagelang keine oder nur äußerst mäßige 
Steigungen und Gefälle. So schreitet man auf ihr 
von Abercorn bis zwei Stunden vor Mwinikonde, 
also fast fünf Tagemärsche dahin, so findet man sie 
von Fise bis Chambo weitere vier Tagereisen. Was 
bleibt da von dem ganzen Weg noch übrig? Nur 
das Stück zwei Stunden von Mwinikonde bis zu 
diesem Ort und die letzten beiden Tagereisen vor 
Karonga. Die erstere Strecke der Straße ist immer- 
hin noch einigermaßen passierbar. Der steinige, aber 
etwa 6 m breite Weg führt durch elne hügelige, von 
mehreren Wasserläufen durchbrochene Landschaft mit 
kleineren Waldbeständen bis zu dem auf einer An- 
höhe malerisch gelegenen Dörschen Mwinikonde. Die 
lebten beiden Tagereisen vor Karonga aber bieten 
einen Weg dar, dessen Zustand wohl zu den 
schlimmsten Erinnerungen zählen wird, die ich von
	        
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