zeitigt. Im Anfang des Jahres stattete der Emir
von Kano einen Besuch in Zunguru ab, um hier-
durch seine Ergebenheit und friedliche Gefinmung zu
bezeugen. Auch erschien eine Gesandtschaft von
Sokoto, dessen Sultan noch vor Jahresfrist be-
waffneten Widerstand geleistet hatte.
Am 8. April wurde ein Vertrag mit Frankrelch
unterzeichnet, der die Nordgrenze Nigerias zu
ankreichs Gunsten abändert.
Im Laufe des Jahres herrschte große Hungers-
not in vielen Teilen der Kolonie. Besonders waren
Hola und Banchi in Mitleidenschaft gezogen. Der
rund war außergewöhnliche Trockenheit und Brand
des Getreides. Brand hat man erst in letzter Zeit
Nigeria kennen gelernt, und gewöhnlich wird er
burch zeitigen heftgen Regen entfernt. In Höhen-
lagen mit starken Niederschlägen ist er unbekannt.
Obgleich der Handel unter der Hungersnot litt, hat
Bornu viel Getreide nach den Gongoladistrikten
ausgeführt. Hierbel haben die Produzenten große
Verdienste gehabt, da sie mit Schafen bezahlt wur-
en, die in dieser Gegend sehr zahlreich sind und
die die Bevälkerung nicht selbst essen mag. Die
ussichten für die Zukunft sind nicht günstig, da
große Teile der Bevölkerung kein Saatkorn besitzen
und zu schwach sind, die Felder zu bestellen.
Der Bericht führt aus, daß, da die Kolonie nicht
an das Meer grenzt, es unmöglich ist, ohne direkie
teuern auszukommen. Bei ihrer Einführung hat
man sich möglichst an die bestehenden Bräuche ge-
halten und nur solche Neuerungen eingeführt, die die
Einziehung einfacher und billiger gestaltete.
Uber die Wirkung dieser Maßnahme, die sich
bewährt hat, heißt es: Eine mäßige Steuer regt
zur Tätigkeit an, und Anregung ist in einer Gegend
nötig, in der eln Druck der Überbevölkerung nicht
besteht, da weite Flächen infolge der früheren Miß-
wirtschaft entvölkert sind, und in der die Fruchtbar-
eit des Bodens und die Frauenarbeit den Männern
reiche Muße gewährt.
.Die Hungersnot, die die Bevölkerung zum Ver-
kauf ihrer Kinder bewog, hat den Sklavenhandel
stark anwachsen lassen. 564 Sklaven sind befreit
worden. Im Heim für freigelassene Farbige in
Zunguru befanden sich am 1. Januar 1904 194
Inwohner. Im Lause des Jahres wurden 217
neu ausgenommen und 228 schieden aus, darunter
92 durch Tod. Diese hohe Sterblichkeitsziffer ist
darauf zurückzuführen, daß die Kinder häufig in
hoffnungslosem Zustande ankamen.
Im Februar 1904 wurde ein zweltes Heim in
Bornu eröffnet. Von den 142 Inwohnern, die bei
Eröffnung vorhanden waren, waren 112 unter
11 Jahren, 19 waren Mäbchen von 12 bis 20
hren und 5 erwachsene Frauen. Im Laufe des
res wurden noch 25 Personen ausgenommen.
Bon diesen 167 starben 42.
Die Einrichtung von Eingeborenengerichten bat
Fortschritte gemacht. Ende 1904 bestanden deren
447 —
80. Das vorzügliche Verhalten der Gerichte in
Sokoto und Kano ermöglichten es, ihnen das Recht
zu geben Todesurteile zu fällen. Zu ihrer Voll-
streckung bedarf es jedoch der Bestätigung des
Residenten.
Die Gesamtbevölkerung der Kolonie wird auf
über 9 Millionen Seelen geschätzt. »
Erwähnt wird das Anwachsen des Handels.
Die Gummiausfuhr hotte im Jahre 1902 einen
Wert von 22 000 &, im Jahre 1904 einen Wert
von 94 000 E. Der Bericht spricht jedoch die Be-
fürchtung aus, daß arger Raubbau getrieben wird.
Die „Britich Cotton Growing Association“
hat im Anfang des Jahres einen Sachverständigen
herausgesandt, der aber gleich nach seiner Ankunft
wieder abberufen wurde. Er hat sich sehr aner-
kennend über die von ihm durchreisten Gegenden
ausgesprochen und die Baumwollkultur in Nord-
nigeria für aussichtsreicher als in jeder anderen
westafrikanischen Kolonie erklärt. Ein anderer Sach-
verständiger ist Anfang 1905 eingetroffen; Proben
von Baumwolle find aus jeder Provinz an die
Assoziation gesandt worden, über die ihr Sachver-
ständiger folgendes Urteil gefällt hat: „Ich kann
sagen, daß die Baumwolle von vorzüglicher Qualität
mit gutem langem Stapel zu sein scheint und gerade
eine Klasse aufwelst, die wir hier nötig haben.
besteht kein Zweifel, daß Nordnigeria einer großen
Zukunft entgegengeht, wenn wir den Handel mit
solcher Baumwolle zur Entwicklung bringen.“
An der deutschen und französischen Grenze sind
ZBollstationen errichtet worden, auch ist jeder Resident
Zollbeamter. Während das Jahr 1902/08 keine
Einkünfte aus Zöllen aufzuweisen hatte, belaufen sie
sich für 1908/04 auf 6463 K.
Während im Jahre 1908 von 309 in der
Kolonie lebenden Europäern 18 starben, sind 1904
von 322 nur 13 gestorben. Die Sterblichkeit unter
den nichtbeamteten Weißen ist sehr viel größer als
unter den beamteten. Dies ist, wie der Bericht
sagt, teils darauf zurückzuführen, daß bei der Aus-
wahl der Beamten mehr Sorgfalt verwendet wird,
teils daß ihre Dienstzeit eine kürzere ist und sie
bessere Wohnungen haben.
Die Versuche mit Eingeborenenimpfungen gegen
Pocken sind, wenn auch mit geringem Erfolg, fort-
gesetzt worden. Die Bevölkerung verhält sich hier-
gegen gleichgültig, da die Mohammedaner in einigen
Gegenden den Eingeborenen erklären, das Impfen
sei gegen den Willen Gottes und ein Zeichen der
Skloverei. « -
Die Church Missionary Society unterhält in
den Provinzen Kabba und Nupu je zwei, in Bassa
8 Stationen mit 3 Europäern und 7 eingeborenen
Helfern. Ferner befindet sich in Ghirku eine Nieder-
lassung mit 2 Doktoren und 3 Geistlichen, die
Haussamission trelben. Die Kanadische Mission hat
ihre Niederlassungen in Patyi in der Provinz