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Ist ober die erste Überraschung vorbei, und der Be-
sucher setzt sich zum Betelkauen nieder, so gewinnt
der Ton an Wärme. Die Augen erglänzen, der
Mund räuspert sich jeden Augenblick; die gewonnene
Betelsauce wird anscheinend nur immer ausgespuckt,
um wieder neuen Quantitäten Pfefferblättern, in
denen ein mit Kalkstaub bedecktes Stück Areka ent-
halten ist, Platz zu machen. Die Nachricht von der
Ankunft eines Besuchers dringt bald in die Pflanzung
und in die nächsten Gehöste. Männer und Kinder,
zuwellen auch Frauen, erscheinen aus Neugierde.
Die Ankommenden grüßen nicht, sondern kauern sich
sofort auf den Boden in der Nähe des Besuchers
und halten sich eng aneinander. Der Hausherr be-
schenkt auch sie mit Areka und Pfefferblättern. Der
Besucher führt das Gespräch mit dem Hausherrn
allein. Erst später, wenn durch Zeichen und nach
langem, geheimnisvollem Hin= und Herflüstern und
nicht zum geringsten, wenn der Betel seine Wirkung
getan hat, richtet der eine oder andere das Wort
an den Besucher, der natürlich beim Anblick der
vielen Anwesenden nicht wenig stolz ist. Die Kinder
öffnen den Mund nicht, sie hocken auf den Fersen
und sind nur Auge und Ohr, damit ihnen kein Wort
entgehe. Bald kommen auf Befehl des Hausherrn
die Weiber aus den Hütten mit Netzen und Trag-
bändern. Sie gehen, gefolgt von den Kindern, in
die Pflanzung, um Taros, Gemüse und Holz zu
holen. Mittlerweile schleppen einige junge Burschen
Bananentrauben in den Hofraum, zu deren Zube-
reitung jeder mithilft. Ist das Festmahl, das meistens
beim Dunkelwerden eingenommen wird, vorüber, so
setzen sich nicht selten die Leute zusammen, um zu
singen und zu tanzen bis tief in die Nacht hinein.
Am nächsten Morgen kann man dann häufig die
Leute in wirrem Knäuel am Boden um das Feuer
ausgestreckt sehen.
Begegnen sich zwel Baininger oder tritt jemand
in ein fremdes Gehöft oder Haus, so beginnt gleich,
ohne vorherige Begrüßung, ein kleines Gespräch, in
welchem sie sich gegenseitig nach ihrem Woher und
Wohin ausforschen. Stummes Vorbeigehen oder
unerwidertes Anrufen würden als Unhöflichkeit oder
Feindschaft aufgefaßt. Beim Abschied dagegen ist
es Gebrauch, daß der Fortgehende ohne irgend welche
Verneigung oder Handdruck sagt: 2Sa#goa tit“ (ich
gehe), worauf ihm die Zurückbleibenden antworten:
„Sai gie tit!“ (du gehstl)
Belleidung.
Man wäre versucht zu glauben, daß der Bai-
ninger auf seinen Bergen, wo es nachts und an
regnerischen Tagen recht empfindlich kühl werden
kann, eine Art Bekleidung ausfindig gemacht hätte,
um sich gegen Kälte und Unwetter zu schützen. Und
dies läge um so mehr in seiner Macht, da er ja in
der Tapaanfertigung zu seinen grotesken Tanzgegen-
ständen eine große Fertigkelt an den Tag legt. Doch
ist ihm dieses, wenigstens dem Eingeborenen im nord-
östlichen Teile Bainings, sonderbarerweise noch nicht
in den Sinn gekommen. Die West-Baininger dagegen
tragen schmale Lendengurte aus einer Art Rindenstoff,
die sie mit hübschen Zeichnungen versehen, und deren
beide Enden rückwärts herabhängen. Hierin gleichen
sie der Küstenbevölkerung im Osten und Süden
Neu-Pommerns und der von andern Inseln der
Südsee. Freilich gegen Kälte schützt auch diese Be-
kleidung nicht. Das welbliche Geschlecht trägt in
West-Baining dieselbe Bekleidung, wie im Osten und
Norden der Gazelle, nur besteht hier die eigentüm-
liche Gewohnhelt, daß die Frauen vorn über der
Brust ein netzartiges Körbchen tragen, das bis auf
die Oberschenkel herabfällt. Wie man mir sagte,
und wie ich selbst ersehen konnte, dient ihnen das-
selbe auch zugleich zum Aufbewahren von Eßwaren
und Kaumaterial. 6
Die männlichen Baininger, welche vom Weber-
hafen bis unterhalb Kap Lambert (Tongilus) auf
den Bergen wohnen, sind völlig unbekleidet. Erst
in neuerer Zeit fangen die Leute an, ein Lendentuch
aus europälschen Stoffen zu tragen, die sie von
Eingeborenen am Ufer oder von Weißen für Taros
erhandeln. Doch treibt sie dazu weder das Bedürfnis,
sich gegen Kälte zu schützen, noch das Schamgefühl.
Es ist eben so Mode und lenkt die Blicke anderer,
die nicht so glücklich find, mit einem bunten Fetzen
zu prunken, auf sich. Bei Festlichkelten oder
sonstigem Zulauf von Eingeborenen ist es gar keine
Seltenheit zu sehen, wie besonders die älteren Leute
eln neues Lendentuch wie Kellner ihre Serviette auf
dem Arme oder der Schulter tragen oder wie einen
Turban um den Kopf gewickelt haben. Selbstredend
tragen auch die kleinen Kinder nicht mehr Kleldung
als die Alten.
Die Frauen sind stets, wenn auch nur notdürftig
bekleldet, doch besteht die ganze Bekleldung nur aus
einer Unzahl geflochtener kleiner Schnüre, die als
Gürtel die Hüften umschlingen, und woran vorn ein
Büschel Farren, hinten ein Bündel zersplissener
Drozänenblätter herabhbängen. Im Süden von
Mandres und auf den Bergen im Patongogebiet
sowie in Gawit trägt das weibliche Geschlecht anstatt
der Farren und Drazänenblätter ein Kissen aus ver-
schiedenen Gräsern, das sie jedesmal, bevor sie sich
setzen, immer erst zurechtlegen. Anstatt der gefloch-
tenen Schnüre gebrauchen sie rot und weiß gefärbten
gesplissenen Rotang. Die Baininger Frauen halten
starr an ihrem primitiven Grasschurz und vertauschen
ihn nur ungern mit einem Lendentuch.
An Regentagen und auch während des Kochens
trifft man häufig die Weiber bei der Anferiigung
ihrer Grasröcke an. Die Herstellung der Schnüre
verlangt die meiste Zeit. Sie benutzen dazu den
Bast des uvuga, eines sehr rasch wachsenden weichen
Baumes, der in den Taropflanzungen massenweise
emporschießt. Man nimmt bloß den Bast von ganz
jungen Bäumchen, die eine Höhe von 1 bis 2m
erreicht haben. Zuerst wird die rauhe Rindenmasse