sorischerweise ein Gefängnis errichtet werden. Exer-
zierplatz, Kaserne und Gefängnis werden definitiv an
den östlichen Fuß des die Station tragenden Hügel-
rückens, also auf die der Landungsstelle abgewendeke
Seite, zu liegen kommen. Mit der Planierung des
Geländes ist dort bereits begonnen. Das für die
Wohnhäuser und das Gefängnis gelieferte Bau-
material ist so reichlich bemessen, daß Döllinger mit
demselben noch einen festen Lagerschuppen für Vor-
räte wird anlegen können; als Platz hierfür ist die
Stelle des jetzigen provisorischen Kasernengebäudes
in Aussicht genommen. Der Gesundheitszustand auf der
Station war mit Ausnahme desjenigen des Stations-
chefs ein guter. Döllinger leidet an häufigen Fieber-
anfällen und Magenbeschwerden. Von den 51 Po-
lizeisoldaten waren zwei krank, davon der eine an
Schwindsucht, offenbar schon selt der Zeit vor seinem
Eintreffen in Kieta. Da auf der Station ein Heil-
gehilfe und Raum für Unterbringung von Kranken
nicht vorhanden ist, habe ich die beiden Kranken mit
bierher gebracht.
Die Straße an der Küste entlang ist nördlich
der Statlon in eliner Ausdehnung von etwa 7 km,
südlich davon in etwa 12 km Länge in den schwie-
rigsten Teilen ausgebaut. Diese anerkennungswerte
Leistung in der Zeit, in welcher der Ausbau der
Station selbst noch nicht sehr weit fortgeschritten ist,
konnte nur dadurch erreicht werden, daß sich die
Eingeborenen der näheren und weileren Umgebung
der Station ohne Zwanganwendung zu Frondiensten
beim Wegebau bereitfanden. Zu denselben stellten
sich in letzter Zeit auch Leute aus Dorsschaften,
welche dem Stationschef noch nicht dem Namen nach
bekannt waren, und ohne daß eine besondere Auf-
forderung zur Stellung von Fronarbeitern ergangen
ist. Zur Zeit waren beim Wegebau etwa 40 Ein-
geborene beschäftigt. Soweit die Straße von mir
begangen wurde, ist sie zweckmäßig unter Benutzung
des vorhandenen Materlals und Geländes angelegt.
Zur Befahrung mit Fuhrwerk wird sie sich in der
jetigen Trassierung nicht eignen, weil trotz eingelegter
Serpentinen noch zu steile Steigungen vorkommen.
Zur Anlage kleiner Durchlässe find leere, eiserne
Zementtrommeln vertvendet. Vielleicht könnte von
diesem Materlal noch eine größere Menge zur Ver-
fügung gestellt werden. Einige nicht unerhebliche
Felssprengungen müssen vorgenommen und noch zwei
Brücken erbaut werden, die eine über einen ruhigen
Flußlauf nördlich der Station, die andere über die
schmale Ausmündung der Lagune, welche die Missions-
station Kieta von Norden und Westen unmschließt.
Im Bereich der Station dauert die Bewegung der
Bergbevölkerung gegen die Küste zu und die Grün-
dung neuer Eingeborenenniederlossungen fort.
Der Eingeborene Dwas, zu dessen Verhaftung
wegen Mordversuchs am 14. und 16. März von
der Station aus Expeditionen ins Hinterland von
Toboroi unternommen worden waren, hatte durch
eine am Tage vor Einlaufen des „Seestern“ an die
nächtlichen
550 —
Station gelangle Botschaft selne Unterwerfung an-
geboten. Zu weiteren Unternehmungen gegen ihn
war deshalb vorerst kein Anlaß. ,
Am Nachmittag des 1. Mal erschienen die Patres
Flaus und Seoller von der Maristenmission in Kieta,
ferner Pater Forestier von Poporang, Vorstand der
Maristenmission in den Salomons-Inseln, an Bord.
Dieselben brachten mir zur Kenntnis, daß am
18. März d. Is. in dem Dorfe Kiwili, eine Stunde
von der Missionsstation Buin entsernt, bei einem
Ülberfall drel Männer, ein Weib und
zwel Kinder erschlagen und die sämtlichen Häuser
niedergebrannt worden seien. Ich vernahm Pater
Forestier hierüber und über seine Anschauung bezüg-
lich des weiteren Vorgehens gegen die Kankanwal-
Leute, die Anstlfter zur Ermordung Mac Convilles,
zu Protokoll. Die Protokolle sind den bezüglichen
Strafakten beigefügt. Bezüglich Kankanwai hielt Pater
Forestier welteres Vorgehen für weder erforderlich
noch wünschenswert. Seit der letzten Strafexpedition
im September v. Is. haben sich die Leute ruhig
verhalten. Einer der beiden Mörder sitzt auf Alu
in den britischen Schortlands-Inseln. Von elner
Bestrafung der neuen Mordtaten in Kiwili fürchtete
Pater Forestier keine nachteiligen Rückwirkungen auf
die Sicherheit der Missionsstation in Buin.
Am Morgen des 2. Mai wurden Pater Forestler,
Stationschef Döllinger und 20 Polizeifoldaten an
Bord genommen. Um 2 Uhr nachmittags ankerte
der „Seestern“ vor der Missionsstation Buin.
Die Missionsstation ist noch mit den Vätern
Alotte und Gißwart besetzt. Die zu unterrichtenden
Missionszöglinge scheinen vorerst noch nach Poporang
verbracht zu werden.
ber die Vorgänge in Kiwili konnte ich in
Buin durch Vernehmung der Missionarxe und Ein-
geborenen folgendes feststellen:
Anm 24. September v. Is. war Kiwili bei einem
Strafzuge wegen zweler Mordtaten niedergebrannt
worden. Als einer der Hauptschuldigen wurde da-
mals der Häuptling Kaesi genannt. Kiwili war.
bald wieder ausfgebaut worden. Ein Tell der Be-
wohner von Kiwili stammte aus Lawelei, gehörte
also der Küstenbevölkerung an, der andere Teil
stammte aus Taqueroi, einem Dorf mehrere Stunden
landeinwärts in der dem Kronprinzengebirge südlich
vorgelagerten Ebene. In der Nacht zum 18. März.
d. Is. waren Leute von Taqueroi nach Kiwili ge-
kommen und hatten bei Tagesanbruch im Verein
mit ihren Stammesgenossen in Kiwili die aus
Lawelei stammenden Leute niedergemacht. Die
Leichen und sämtliche Hütten in Kiwili wurden
verbrannt. Die Kiwili-Leute unter Kaesi, der per-
sönlich eines der Opfer getötet hatte, zogen mit den
Taquerol-Leuten ab und ließen sich unter letzteren
nieder, wohl in der Annahme, dort vor Bestrafung
sicher zu sein.
Im Interesse der Sicherung des Landfriedens
schien mir ein Einschreiten erforderlich.