Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

Das Ergebnis dieses in jeder Beziehung inter- 
essantesten Teiles unserer Reife, da er in größten- 
teils wissenschaftlich unbekonntes Gebiet, welches nur 
unter militärischem Schutze betreten werden kann, 
führte, war in jeder Beziehung ungemein befriedigend. 
Die Präparation der auf jeder hier so ereignis- 
reichen Exkursion gesammelten Pflanzenmassen er- 
forderte eine große Anspannung unserer Kräfte, doch 
hgelang es uns zum Glück, das wertvolle, eine Reihe 
von für die Wissenschaft neuen Arten enthaltende 
Material trotz der intensiven Feuchtigkeit der Lust, 
verbunden mit hoher Temperatur, freilich in sehr ge- 
drängter Zelt, wohl zu konservieren. 
Die in den wenigen auf den Salomons-Inseln 
verbrachten Wochen erzielte Ausbeute beträgt: 
1500 Exemplare von Blütenpflanzen; 500 Exem- 
plare kleinerer Kryptogamen; 2 Kisten mit sonst 
schwierig zu präparierenden Pflanzen und Pflanzen- 
teilen in Formalin; 1 Kiste mit lebenden Orchideen 
aus Bougalnville, etwa 40 Arten enthaltend; 300 
Insekten, vorwiegend Schmetterlinge und Käfer; 
100 photographische Aufnahmen. 
Nach der Rückkehr nach Herbertshöhe benutzten 
wir einen kurzen Aufenthalt zu verschiedenen Aus- 
flügen, von denen besonders einer auf den Berg 
Bunakokor (Varzin) sehr schöne Ergebnisse lieferte. 
Auf der Weiterfahrt hatten wir in Friedrich- 
Wilhelmshafen (Neuguinea) Gelegenheit, die dort 
besonders schön und üppig entwickelte tropische 
Strandvegetation kennen zu lernen. 
  
Kus dem Brreiche der Misstonen und 
der Ankisklaverei-Bewegung. 
Der Deutsche Verband vom Jugendbund für 
Entschiedenes Christentum hat mit dem am 1. August 
d. Is. Genua verlassenden Reichspostdampfer „Prinz 
Heinrich“ den Missionar Ernst Wiese nach den 
Karolinen entsandt und ihm den in der Landwirt- 
schaft bewährten Bruder Wilhelm Seibold aus 
Fellbach (Württemberg) mitgegeben. 
Die „Allgemeine Missionszeitschrift“ schreibt in 
der Augustnummer über das Missionswerk auf dem 
Festland Australien: 
Trotz der größeren Fürsorge, die im letzten 
Jahrzehnt sowohl die Staatsbehörden, als auch die 
Missionskreise der australischen Papuabevölkerung 
haben angedeihen lassen, ist dieselbe doch andauernd 
im Dahinscheiden begriffen; nur die Halbblutschwarzen 
machen in dieser Beziehung eine Ausnahme, indem 
bei ihnen die Geburtszisser die Sterbefälle über- 
wiegt. In solch ausgedehnten, nur schwach be- 
siedelten Staaten, wie Westaustralien, das noch un- 
gefähr 28 000 Papua zählen dürfte, ist es für die 
Eingeborenenbehörde auch beim besten Willen un- 
möglich, überall rechtzeltig den verderblichen Ein- 
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flüssen entgegenzuarbeiten, welche die Berührung der 
Papua mit der bunt zusammengewürfelten Bevölke- 
rung der Goldfelder, der Hafenstädte und der Perl- 
fischereietablissements im Gefolge hat. Wir wissen 
nicht, ob die „Bill zum besseren Schutze der Ein- 
geborenen Westaustrallens“, welche lürzlich dem 
Parlament in Perth vorgelegt wurde, Annahme ge- 
sunden hat. Der anglikanische Bischof von Perth 
hatte einen Ausschuß von Gliedern verschiedener 
evangelischer Kirchen ins Leben gerufen, der dem 
Parlament und der Regierung allerlei Vorschläge 
im Interesse der Papuabevölkerung unterbreitete. 
Es handelte sich dabei besonders um den Kampf 
gegen Trunksucht und Unzucht, sowie um bessere 
Fürsorge für die Papuakinder und für die Halb- 
blutbevölkerung. 
In Südaustralien führt die lutherische Imma- 
nuelsynode in Verbindung mit Neuendettelsauer 
Missionaren ihre Arbeit unter den Papua auf den 
Statlonen Bethesda und Hermannsburg weiter. Im 
Stationsgebiete Bethesdas find etwa 100 chriftliche 
Papua gesammelt, auch unter ihnen ist die Sterblich- 
keit keine geringe. Das so abgelegene Hermanns- 
burg hat eine Christengemeinde von 52 Papua; 
außerdem halten sich ungefähr 150 noch heidnische 
Eingeborene vom Arandastamme zur Station. Für 
die noch ziemlich starke Papuabevölkerung im soge- 
nannten Nordterritorium ist leider noch keine Missions- 
nlederlassung begründet worden. 
Wie die südaustralische Regierung zu der Arbeit 
der deutschen Missionare in Hermannsburg steht, 
geht aus dem neuesten Jahresberichte des Sub- 
protektors der Eingeborenen, des Herrn Bradschaw, 
hervor. Es heißt da in jenem offiziellen Schrift- 
stüc: „Im vergangenen September besuchte und 
inspizierte ich die Missionsstation Hermannsburg und 
empfing einen tiefen Eindruck von der hingebenden 
Arbeit der Missionare (Strehlow und Wettengel). 
Es befanden sich auf der Station zu jener Zeit etwa 
130 Schwarze und 20 bis 30, die außerhalb der 
Stotion im Kamp leben. Zweifellos ist es eine 
große Wohltat für die Schwarzen, eine solche Heim- 
stätte zu haben. Diejenigen, die der Stations- 
ordnung unterstehen, waren reinlich, von gutem Be- 
nehmen und ibre Wohnungen, wenn auch keine 
Musterhäuser, sind doch bedeutend besser, als die 
gewöhnlichen Hütten der Schwarzen, die auch noch 
außerhalb der Station zu sehen sind, in denen die 
Schwarzen, die vom Westen her kommen, sich auf- 
halten. Was dem Besucher besonders auffällt, ist 
der frohe und zufriedene Gesichtsausdruck der 
Missionsschwarzen. Unter diesen verstehe ich solche, 
die regulär auf der Station leben. Dies muß ich 
zur Erklärung sagen, weil man hier im Norden in 
sehr ungenauer Weise alle, die von Westen kommen 
und mit Vorliebe die, welche sich elnes Vergehens 
schuldig gemacht haben, als „Missionsschwarze“ be- 
zeichnet. Damit tut man aber den Missionaren 
schweres Unrecht, denn diese haben absolut keine 
 
	        
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