Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

Kontrolle über solche wilden Schwarzen, sondern nur 
über solche, die sich frelwillig unter ihren Einfluß 
und ihre Leitung stellen. Aber dies ist nicht die 
einzige Ungerechtigkeit, unter welcher die Missionare 
zu lelden haben, und es ist ein wahrer Heroismus 
von ihnen, daß sie sich selbst von den Annehmlich= 
keiten der Zivilisation ausschließen und in solcher 
Abgesondertheit leben, mit dem Bewußtsein, daß sie 
nicht die Sympathie ihrer Nachbarn, die sie zu er- 
warten ein Recht haben, genießen. Die Ursache 
dieses Mangels an Sympathie ist nicht schwer zu 
entdecken; das Vorhandensein einer solchen Stätte, 
wo Gottes Wort getrieben wird, ist eine stete An- 
klage gegen solche Leute wegen ihrer Begehungs- 
und Unterlassungssünden. Auch der Schule stattete 
ich einen Besuch ab, wo über 40 Kinder Unterricht 
empfangen. Besonders fiel mir der Gesang der 
Kinder auf; mit großer Kraft und genau Zeit 
haltend, sangen sie die Lieder in ihrer eigenen 
Sprache. Manche dieser Stimmen wären wert, 
kultiviert zu werden. Die Kinder lernen Englisch 
lesen und schrelben und singen auch englische Gesänge. 
Ihr Lesen war meist sehr gut und ihr Schreiben 
würde weißen Kindern keine Schande gemacht haben; 
ebenso bewies auch ihre Fählgkeit zum Rechnen, daß 
hier mehr als eine Möglichkett ist, den Schwarzen 
etwas beizubringen, wenn nur bei Zeiten angefangen 
werden kan 
Am meisten ist die Zahl der Papua im Staate 
Viktoria zusammengeschmolzen; vor drel Jahren 
waren auf sechs Stationen nur noch 388 Eilngeborene 
gesommelt; inzwischen dürfte ihre Zahl kaum noch 
300 Überschreiten. Nachdem im Laufe des Jahres 
1908 bereits die Missionsstation Ebenezer — sie 
zählte damals nur noch 19 Papua — kurz nach 
dem Tode des Missionars Bogisch aufgehoben 
worden ist, beabsichtigt der Landminister von Viktoria, 
auch die andere Station der Brüdergemeinde, 
Ramahyuk zu schließen und die 32 Stationsschwarzen 
nach der Station Tyers-See überzuführen. Bisher 
ist es aber den Vorstellungen des in der Papua- 
mission ergrauten Missionsveteranen Hagenauer 
immer noch gelungen, die drohende Aufhebung der 
Station hintanzuhalten. Doch dürfte es sich bei 
dem raschen Dahinsterben jener Papua nur noch 
um eine Gnadenfrist von wenigen Jahren handeln. 
Wie uns das Eingeborenen-Departement des 
Staates Neusüdwales mitteilt, hat die letzte Zählung 
von 1904 ergeben, daß in jenem Gebiete noch 
6910 Papua leben, und zwar Vollblutschwarze 2780 
(Abnahme im Zählungsjahre 56) und Halbblut- 
schwarze 4180 (Zunahme im gleichen Zeitraume 32), 
welche zumeist im Berelche der sechs Stationen 
Brewarrina, Brungle, Cumeroogunga, Grafton, 
Runnymede, Wallaga-See und Warangesda ge- 
sammelt sind, wo sie zugleich unter der geistlichen 
Pflege der „N. S. W. Aborigines Missionary 
Association“ stehen. 
In Queensland mit seiner noch verhältnismäßig 
576 
  
starken Papuabevölkerung — man schätzt sie auf 
22 000 Seelen — hat besonders die anglikanische 
Mission in den letzten Jahren auf ihrer Küsten- 
station Yarrabah recht erfreuliche Erfolge zu ver- 
zeichnen gehabt; von den etwa 500 Eingeborenen, 
die sich zur Station halten; ist die Hälfte getauft. 
Bescheidene Erfolge hat die Neuendettelsauer Mission 
auf ihrer Station Hope Valley erzielt, wo von den 
71 Stationsschwarzen 31 getauft waren. Die Ebbe, 
welche zur Zeit in der Queensländer Regierungs- 
kasse herrscht, übt auch ihre Rückwirkung auf den 
Unterhalt der Station; glücklicherweise scheint neuer- 
dings das Stationsland bessere Aussichten für die 
Ernährung der schwarzen Bevölkerung zu bieten. 
Zu den zwel Statlonen Mapoon und Weipa, 
welche die Brüdergemeinde zusammen mit der austra- 
lischen Presbyterianerkirche unter den Papua im 
Norden Queenslands unterhält, ist seit 1904 die 
Station Aurukun am Archer-Flusse gekommen, wo 
die vorhandene Sprachzersplitterung unter den Ein- 
geborenen ganz besondere Schwierlgkeiten bereitet. 
Auf den beiden älteren Stationen sind 40 Christen 
gesammelt; besonders ermutigend ist die Arbeit an 
den 139 Schulkindern, die auf den beiden Stationen 
in besonderen Häusern unter beständiger Aufssicht der 
Missionare erzogen werden. Leider kann auch hier 
die sorgsame ärztliche Tätigkeit, welche sich die 
Missionsarbeiter angelegen sein lassen, ein langsames 
Aussterben der Papuabevölkerung nicht hindern. 
Die Regierung hat der Mission in dankenswerter 
Weise im Bereiche der drei Stationen am Meer- 
busen von Carpentaria eine größere Landstrecke als 
Reserve überwiesen, um die erzieherische Beeinflussung 
der dortigen Papuastämme zu erleichtern. So kann 
die Mission jetzt z. B. die fremden Perlfischer, 
welche auf die Papua einen unheilvollen Einfluß 
ausübten, von ihrem Geblete fernhalten. Statt sich 
von jenen zweifelhaften Elementen anwerben zu 
lassen, betrelben nunmehr die Stationsschwarzen auf 
einem, der Mission gehörenden Boote Fischfang. 
Die chlnesische Bevölkerung Australiens ist infolge 
der feindseligen Gesinnung, welche die zur Zeit all- 
mächtige Arbeiterpartei im australischen Bundes- 
staate diesem fremden Elemente gegenüber durch aller- 
hand lästige Gesetzesbestimmungen betätigt, in den 
letzten Jahren immer mehr zurückgegangen. Doch 
hat das keinen Einfluß auf die Missionstätigkelt der 
verschiedenen australischen Klrchen unter den Chinesen 
ausgeübt. Die Erfolge sind freilich nur bescheidene; 
die Zahl der chinefischen Christen, die sich zu kleinen 
evangelischen Gemeinden in den verschiedenen Staaten 
Australiens zusammengeschlossen haben, dürfte mit 
800 eher zu hoch als zu niedrig bemessen sein. Die 
meisten Fortschritte in diesem Zweige der Missions- 
arbeit haben bisher die Anglikaner in Queensland, 
Neusüdwales und Viltoria, sowie die Presbyterlaner 
und Methodisten in Queensland und Viktorla ge- 
macht. 
Die Kanakamission unter den etwa 10 000 Südsee-
	        
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