Kontrolle über solche wilden Schwarzen, sondern nur
über solche, die sich frelwillig unter ihren Einfluß
und ihre Leitung stellen. Aber dies ist nicht die
einzige Ungerechtigkeit, unter welcher die Missionare
zu lelden haben, und es ist ein wahrer Heroismus
von ihnen, daß sie sich selbst von den Annehmlich=
keiten der Zivilisation ausschließen und in solcher
Abgesondertheit leben, mit dem Bewußtsein, daß sie
nicht die Sympathie ihrer Nachbarn, die sie zu er-
warten ein Recht haben, genießen. Die Ursache
dieses Mangels an Sympathie ist nicht schwer zu
entdecken; das Vorhandensein einer solchen Stätte,
wo Gottes Wort getrieben wird, ist eine stete An-
klage gegen solche Leute wegen ihrer Begehungs-
und Unterlassungssünden. Auch der Schule stattete
ich einen Besuch ab, wo über 40 Kinder Unterricht
empfangen. Besonders fiel mir der Gesang der
Kinder auf; mit großer Kraft und genau Zeit
haltend, sangen sie die Lieder in ihrer eigenen
Sprache. Manche dieser Stimmen wären wert,
kultiviert zu werden. Die Kinder lernen Englisch
lesen und schrelben und singen auch englische Gesänge.
Ihr Lesen war meist sehr gut und ihr Schreiben
würde weißen Kindern keine Schande gemacht haben;
ebenso bewies auch ihre Fählgkeit zum Rechnen, daß
hier mehr als eine Möglichkett ist, den Schwarzen
etwas beizubringen, wenn nur bei Zeiten angefangen
werden kan
Am meisten ist die Zahl der Papua im Staate
Viktoria zusammengeschmolzen; vor drel Jahren
waren auf sechs Stationen nur noch 388 Eilngeborene
gesommelt; inzwischen dürfte ihre Zahl kaum noch
300 Überschreiten. Nachdem im Laufe des Jahres
1908 bereits die Missionsstation Ebenezer — sie
zählte damals nur noch 19 Papua — kurz nach
dem Tode des Missionars Bogisch aufgehoben
worden ist, beabsichtigt der Landminister von Viktoria,
auch die andere Station der Brüdergemeinde,
Ramahyuk zu schließen und die 32 Stationsschwarzen
nach der Station Tyers-See überzuführen. Bisher
ist es aber den Vorstellungen des in der Papua-
mission ergrauten Missionsveteranen Hagenauer
immer noch gelungen, die drohende Aufhebung der
Station hintanzuhalten. Doch dürfte es sich bei
dem raschen Dahinsterben jener Papua nur noch
um eine Gnadenfrist von wenigen Jahren handeln.
Wie uns das Eingeborenen-Departement des
Staates Neusüdwales mitteilt, hat die letzte Zählung
von 1904 ergeben, daß in jenem Gebiete noch
6910 Papua leben, und zwar Vollblutschwarze 2780
(Abnahme im Zählungsjahre 56) und Halbblut-
schwarze 4180 (Zunahme im gleichen Zeitraume 32),
welche zumeist im Berelche der sechs Stationen
Brewarrina, Brungle, Cumeroogunga, Grafton,
Runnymede, Wallaga-See und Warangesda ge-
sammelt sind, wo sie zugleich unter der geistlichen
Pflege der „N. S. W. Aborigines Missionary
Association“ stehen.
In Queensland mit seiner noch verhältnismäßig
576
starken Papuabevölkerung — man schätzt sie auf
22 000 Seelen — hat besonders die anglikanische
Mission in den letzten Jahren auf ihrer Küsten-
station Yarrabah recht erfreuliche Erfolge zu ver-
zeichnen gehabt; von den etwa 500 Eingeborenen,
die sich zur Station halten; ist die Hälfte getauft.
Bescheidene Erfolge hat die Neuendettelsauer Mission
auf ihrer Station Hope Valley erzielt, wo von den
71 Stationsschwarzen 31 getauft waren. Die Ebbe,
welche zur Zeit in der Queensländer Regierungs-
kasse herrscht, übt auch ihre Rückwirkung auf den
Unterhalt der Station; glücklicherweise scheint neuer-
dings das Stationsland bessere Aussichten für die
Ernährung der schwarzen Bevölkerung zu bieten.
Zu den zwel Statlonen Mapoon und Weipa,
welche die Brüdergemeinde zusammen mit der austra-
lischen Presbyterianerkirche unter den Papua im
Norden Queenslands unterhält, ist seit 1904 die
Station Aurukun am Archer-Flusse gekommen, wo
die vorhandene Sprachzersplitterung unter den Ein-
geborenen ganz besondere Schwierlgkeiten bereitet.
Auf den beiden älteren Stationen sind 40 Christen
gesammelt; besonders ermutigend ist die Arbeit an
den 139 Schulkindern, die auf den beiden Stationen
in besonderen Häusern unter beständiger Aufssicht der
Missionare erzogen werden. Leider kann auch hier
die sorgsame ärztliche Tätigkeit, welche sich die
Missionsarbeiter angelegen sein lassen, ein langsames
Aussterben der Papuabevölkerung nicht hindern.
Die Regierung hat der Mission in dankenswerter
Weise im Bereiche der drei Stationen am Meer-
busen von Carpentaria eine größere Landstrecke als
Reserve überwiesen, um die erzieherische Beeinflussung
der dortigen Papuastämme zu erleichtern. So kann
die Mission jetzt z. B. die fremden Perlfischer,
welche auf die Papua einen unheilvollen Einfluß
ausübten, von ihrem Geblete fernhalten. Statt sich
von jenen zweifelhaften Elementen anwerben zu
lassen, betrelben nunmehr die Stationsschwarzen auf
einem, der Mission gehörenden Boote Fischfang.
Die chlnesische Bevölkerung Australiens ist infolge
der feindseligen Gesinnung, welche die zur Zeit all-
mächtige Arbeiterpartei im australischen Bundes-
staate diesem fremden Elemente gegenüber durch aller-
hand lästige Gesetzesbestimmungen betätigt, in den
letzten Jahren immer mehr zurückgegangen. Doch
hat das keinen Einfluß auf die Missionstätigkelt der
verschiedenen australischen Klrchen unter den Chinesen
ausgeübt. Die Erfolge sind freilich nur bescheidene;
die Zahl der chinefischen Christen, die sich zu kleinen
evangelischen Gemeinden in den verschiedenen Staaten
Australiens zusammengeschlossen haben, dürfte mit
800 eher zu hoch als zu niedrig bemessen sein. Die
meisten Fortschritte in diesem Zweige der Missions-
arbeit haben bisher die Anglikaner in Queensland,
Neusüdwales und Viltoria, sowie die Presbyterlaner
und Methodisten in Queensland und Viktorla ge-
macht.
Die Kanakamission unter den etwa 10 000 Südsee-