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Die Gewinnung von Manganeren in Britisch-Indien.
Die Gewinnung von Manganerzen in Indien
erstreckt sich auf ungefähr 13 oder 14 Jahre zurück,
obwohl bereits seit mehr als 25 Jahren auf deren
Vorhandensein und die verhältnismäßige Leichtigkeit
ihrer Gewinnung von fachkundiger Seilte hinge-
wiesen worden war.
Es wurden gewonnen:
1898 60 449 Tons,
1899 87 126
1900 m 127 814
1901 120 8991
1902 157779
1908 171806 -
1904 150 2907
Der Rückgang, den die zuletzt gegebene Ziffer
aufzeigt, wird erklärt durch ein Sinken der Prelse.
Seitdem sind aber für die inländische Produktion
wieder günstigere Zeiten gekommen, und der Auf-
schwung der Industrie setzt sich nach jener zeitweisen
Unterbrechung fort. Hierzu haben insbesondere
drei Gründe mitgewirkt. Erstens ist die Nachfrage
nach Maganerzen infolge deren vermehrter Ver-
wendung für die Herstellung bestimmter Stahlsorten
gestiegen, ferner scheint Spanien dem Weltmarkte
nicht mehr die gleichen Mengen wie früher zur
Verfügung zu slellen, und endlich ist die ruffische
Produktion infolge der Unruhen im Lande gelähmt
worden. Seine Stellung als zweitbedeutendster
Produzent von Manganerzen dürfte Indien zunächst
leicht behaupten.
Den größeren Tell der Ausbeute liesern heut-
zutage die Zeutralprovinzen und innerhalb dieser
insbesondere der Distrikt Nagpur, daneben auch die
Distrikte Balaghat, Bhandara Chindwara und einige
andere. Diesem Produktionsgebiet am nöchsten steht
der Distrikt Bizagapatam in der Präsidentschaft
Madras. Mangganerze kommen ferner vor im Staate
Gwalior, außerdem bel Mahableshwar, im südlichen
Teil des Distrikts Belgaum sowie bei Bijapur und
Dharwar. Von besonderer Bedeutung sind die
letgenannten Lager aber bis jetzt nicht gewesen.
Die Berichte über die Zukunft der Erzlager lauten
überaus günstig. "
Die Gewinnung der Erze findet zur Zeit noch
zum großen Teile auf nicht-bergmännischem Wege
statt, denn es wird bis jetzt hauptsächlich noch an
der Oberfläche gearbeitet. Eine gewisse Schwierig=
keit für die Entwicklung des Erwerbszweiges liegt
in dem Umstand, daß infolge der hohen Fracht-
kosten nur die Förderung hochgradiger Erze lohnt.
Die weniger guten Qualitäten gehen verloren, da
sie bei dem Mangel einer eigentlichen Stahlindustrie
in Indien nicht, wie das zum Beispiel in Rußland
geschieht, in der Industrie des Landes selbst Ver-
wertung finden können. Insofern wird Indien
immer in Rußland, das sich für den europäischen
und amerikanischen Markt der Vorteile billiger
Frachten erfreut, einen gefährlichen Wettbewerber
haben. Aus diesem Grunde läßt man in Indien
auch nicht die Entwicklung der brasillanischen Pro-
duktion an Manganerzen aus dem Auge, da man Bra-
filiens Konkurrenz namentlich auf dem amerikanischen
Markte fürchtet; man hört sogar das Bedenken
aussprechen, daß die brafilianische Produktion dem
indischen Absatz infolge der lebhaften Entwicklung
der Schiffahrt zwischen Deutschland und Brafilien
und der daraus hervorgehenden Tarifentwicklung ge-
fährlich werden könnte.
Unter diesen Umständen begegnet man hier und.
dort der Tendenz, aus den gegenwärtigen Verhält-
nissen möglichst schnell und viel Nutzen herauszu-
schlagen und dabei die Frage der Lebensdauer der
Industrie in den Hintergrund zu stellen. Dies er-
klärt es auch zum Teil, daß viele abgeneigt sind,
bei der Gewinnung des Erzes bergmännische Me-
thoden einzuschlagen und an die Anschaffung
der hierfür nötigen kostspieligen Maschinen heran-
zugehen.
(Bericht des Kaiserlichen Generalkonsulats in Kalkutta.)
Sur Baumwollkultur.
Nach einer amtlichen Bekanntmachung ist die
Einfuhr von amerikanischem und westindischem Baum-
wollsamen nach Indien von der Bedingung abhängig.
gemacht worden, daß dieser genügend desinfiziert ist.
Den Grund zu diesem Vorgehen hat die Beobach-
tung gegeben, daß die Verheerungen, die der soge-
nannte bollworm an der Baumwollernte anrichtet,
auf die von auswärts kommende Saat zurückzuführen
sind, mit der die Keime des schädlichen Insekts
eingeschleppt werden. Diese können durch entsprechende-
Durchräucherung vernichtet werden, ohne daß die
Güte des Samens darunter leidet.
# Die Rautschuks#age.
Dem rasch steigenden Verbrauch von Kautschuk
in allen möglichen Industrien (Automobil, Fahrrad,
Kabel, Schuhe) hat die Produktion nicht Schritt
halten können, obgleich sie sich im Jahrzehnt 1895
bis 1905 von 37 000 t auf 75 000 t hob. Die
Preise sind in den letzten 5 Jahren auf das Doppelte
gestiegen. Da in den meisten Fällen Kautschuk nicht
durch ein Surrogat ersetzt werden kann und manche
Industrien unbedingt auf ihn angewiesen sind, so ist
die Sorge um die genügende Beschaffung nicht
weniger ernst als die um die Baumwolle. Dem-
entsprechend werden überall, wo es Boden und
Klima nur zuläßt, mit neuen Pflanzungen Versuche
angestellt und bestehende erweitert.
Kautschuk wird aus der Milch von verschiedenen
Bäumen und Lianen, geringere Sorten auch aus
Pflanzen und Wurzeln hergestellt. Nach der Ge-
winnungsmethode, der Herkunft und der Farbe be-