stimmt sich der Wert der Ware. Die angezapften
Bäume gehen häufig ein; werden sie nicht wieder
ersetzt, wird also Raubbau getrieben, so nimmt die
Produktion nach und nach ab, die sich dann nur
durch Neupflanzungen, die lange Zeit in Anspruch
nehmen und durch Erschließung neuer Wälder durch
Wege heben läßt. Das Haupiproduktionsgebiet ist
Südamerika, das die Hälfte allen Kautschuks erzeugt;
es folgen dann Mittelafrika und Indien und die
austrasischen Inseln. «
Das äquatoriale Brasilien besitzt die größten
Kautschukwälder. Der Export geht hauptsächlich über
Para und Manaos. In Mangos sind die beiden
größten Exporthäuser in den Händen von Deutschen.
Die Regierung von Rio de Janeiro, in dem bis
jetzt die Kautschukgewinnung unbedeutend war, hat
einen Preis von 30 000 Milreis für die Landwirte
ausgesetzt, die innerhalb 18 Monaten 100 000
Manicobastämme pflanzen. Auch in Mittelamerika,
z. B. auf Trinidad, Dominika Tobago, Jamatca,
werden systematische Versuche mit Kautschukpflanzungen
angestellt, die eine günstige Entwicklung versprechen.
In Afrika wird Kautschuk besonders in Deutsch-
Ostafrika, Kamerun und im Kongostaat gewonnen.
Besonders im botanischen Garten in Victoria in
Kamernn werden fortgesetzt Versuche mit verschiedenen
Pflanzenarten unternommen. Die starke Steigerung
der Ausfuhr aus dem Kongostaat, die fast aus-
schließlich nach Antwerpen geht, hat dem dortigen
Gummimarkt die Bedeutung gegeben, die er jetzt hat.
Im Jahre 1905 wurden 4,44 Millionen Kilogramm
Kongokautschuk eingeführt. Für die nächste Zeit ist
eine wesentliche Hebung des Exports nicht zu er-
warten, da die Königliche Verordnung vom 22. Sep-
tember 1904 den Raubbau stark beschränkt. Nach
dieser Verordnung muß jeder, der Kautschuk ge-
winnt, jährlich eine dem geernteten Ertrag ent-
sprechende Anzahl Bäume oder Lianen pflanzen.
Im vorigen Jahre sind berelts 2½ Millionen Stück
gepflanzt worden, deren Ausnutzung natürlich erst
später beginnen kann.
Auch in den westlichen Provinzen Abessiniens
wird der Kautschukgewinnung Beachtung geschenkt.
Eine englische Gesellschaft hat vom Negus die
Monopolkonzession erworben, Kautschuk zu gewinnen
und aufzukaufen. Der erste Versuch war so er-
mutigend, daß er mit größeren Mitteln fortgesetzt
werden soll. Auch hier ist die Bestimmung einge-
führt, daß der Unternehmer jährlich 5000 Llianen
neu pflanzen lassen mu
Die rascheste Ausdehnung findet die Kautschuk-
gewinnung in Asien. Erst 1876 wurden die ersten
Pflanzen nach Ceylon gebracht. Da die Teekultur
rascher Nutzen abwarf, fand Kautschuk wenig Aus-
breltung. Als aber die Teekrisis begann, nahm der
Anbau rasch zu. Im Jahre 1898 waren nur
750 acres bepflanzt, 1902 waren es 3000, 1906
über 30 000 und wenn man die Pflanzungen mit
rechnet, die auf den Teeplantagen gemacht sind, so
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sind es über 40 000. Der Wichtigkeit dieser Kultur
hat die Regierung Rechnung getragen, indem sie eine
Ausstellung von Erzeugnissen des Kautschukbaues
und der einschlägigen Maschinen, wie der „Deutsche
Bote“ bereits berichtete, im Botanischen Garten in
Peradeniya veranstaltet.
In fast allen Teilen Indiens nimmt das Interesse
am Kautschuk zu. Namentlich will man in Mysore,
Travancore, Assam und Birma, wo die Verhältnisse
günstig liegen, die Pflanzungen vergrößern. Die
Regierung vergibt Land unter günstigen Bedingungen
mit der Bestimmung, daß darauf Kautschukplantagen
angelegt werden. Auch in Bombay werden Versuche
in großem Maßstab angestellt.
Zur Kultivierung von Kautschuk in Britisch-
Nord-Borneo sind in London in diesem Jahr allein
4 Gesellschaften gegründet worden. Bis jetzt war
die Ausfuhr noch recht unbedeutend, 1905 nur für
128 000 S. Die Boden= und Klimaverhältnisse
sollen aber so vorzüglich geeignet sein, daß an die
Versuche große Hoffnungen geknüpft werden.
Die Wertschätzung, die der Kautschuk gefunden
hat, hat zu einer eifrigen Suche nach Pflanzen ge-
führt, deren Milch sich zu Gumm verarbeiten läßt.
Die Entdeckung, daß die Guayulepflanze, ein lästiges
Unkraut, das auf dem schlechtesten Boden wächst,
sich in hervorragendem Grade zur Gummifabrikatlon
eignet, hat eine Art Fieber in die Bevölkerung
einiger Staaten Mexlkos getragen, das dem Gold-
und Petroleumfieber nicht unähnlich ist. Uberall
wird nach Guayule gesucht, das auf 80 3 pro Tonne
gestiegen ist. ·
Daß die deutsche Regierung der Frage das regste
Interesse entgegenbringt und mit ihren Bestrebungen
auch Erfolg hat, beweist die Ausfuhr Deutsch-Ost-
afrikas, Kameruns und Togos. Die Kautschukaus-
fuhr der drei genannten Kolonien stieg nämlich 1903
bis 1904 von 10 718 dz im Werte von 4,71 Mill.
Mark auf 16.067 dz im Werte von 6,85 Mlll.
Mark, in Anbetracht des langsamen Wachstums ein
recht befriedigendes Resultat.
Im NRampf gegen die Malarig.
Erfreulicherweise sind neuerdings die Be-
mühungen der italienischen Regierung im Kampf
gegen die Malarla von großem Erfolg gekrönt ge-
wesen. Prof. Galli berichtet der Münchener Medi-
zinischen Wochenschrift über die beachtenswerte Tat-
sache, daß die Erfolge mit den denkbar einfachsten
Mitteln, nämlich einer ausgiebigen Anwendung des
Chinins, erzielt wurden, und daß als Nebenerfolg
dieser Maßregel eine erhebliche Mehreinnahme der
Staatskasse sich einstellte. Aus einigen Gegenden
Italiens ist die Malaria bereits ganz verschwunden;
in den römischen Krankenhäusern nimmt die Zahl
der aus der Campagna kommenden Malariakranken
ständig ab, und waren in den letzten zwei bis dret