Von sich zur Unterwerfung stellenden Wangoni war
jenem erzählt worden, daß Chabruma Hanga sich
unterwerfen wolle, sein Bruder Mohamakiro und
verschiedene der Großen gefallen seien.
Durch den treugebliebenen Sultan Mwanamhomi
von Matumbi (Nachfolger Sakkamagangas, Bruder
Kiwangas) war die Verbindung mit der Militär-
station Mahenge hergestellt worden. Ich erhielt ein
Schreiben des Hauptmanns v. Hassel vom 3. No-
vember 1905 des Inhalts, daß die Militärstation
unerstürmbar, die Gegend um und südlich Mahenge
beruhigt sei. Zur Niederwerfung des Aufstandes in
der Ulangaebene erklärte sich der Bezirkschef zu schwach.
Trotzdem mir danach die Lage in Mahenge
nicht mehr so gefährdet erschien, daß ihretwegen
andere aufständische Landschaften von Truppen ent-
blößt werden müßten, was für die Beruhigung der
betreffenden Landschaften entschieden einen Schritt
rückwärts bedeutete, und trotzdem ich die Abteilungen
Wangenheim-Grawert im Marsch auf Mahenge
wußte und die 5. und 15. Feldkompagnie zur Ver-
wendung im dortigen Bezirk annahm, ein eventuell
notwendiger Munitionsersatz für Mahenge auch von
hier aus nicht möglich war, entschloß ich mich doch
jetzt, wo es die Lage in den Bezirken Ssongea und
Neu-Langenburg zuzulassen schien, mit dem Gros
der 13. Feldkompagnie nach Mahenge zu mar-
schieren, mit den Operatlonen in Chabrumas Gebiet,
Upangwa und Süd-Ubena die 8. Feldkompagnie zu
betrauen und in Mohamaktros Gebiet (Kitanda) nur
einen Posten der 13. Feldkompagnie zurückzulassen.
Da bei direktem Weg durch die Landschaft Mgende
der Luwegu die Truppe voraussichtlich auf Tage
angehalten hätte, wollte ich über Ifinga und dann
ostwärts nach Mahenge gehen.
Die 8. Feldkompagnie, die durch den ange-
schwollenen Rutukira acht Tage ausgehalten war und
jetzt bei Gumbiro stand, erhlelt entsprechende An-
weisungen. Um die mit größter Mühe und unter
Verlust von Menschenleben hergestellten Ubergangs-
mittel über den Rutukira nicht der Gefahr einer
Zerstörung durch die Eingeborenen auszusetzen, ließ
ich an der ÜUbergangsstelle bei Mkekenurt einen
Posten stehen. Damit die Kompagnie durch Ab-
gabe so zahlreicher Postenbesatzungen nicht zu sehr
geschwächt würde, verfügte ich die Aufgabe des
Ligangapostens. Ich konnte dies umsomehr, als ich
inzwischen die Nachricht von der Gefangennahme
des Sultans Mputa erhalten hatte, wodurch die
Lage in Süd-Ungoni wieder um ein beträchtliches
gebessert war. ,
Die Zeit, die ich vor dem Abmarsch nach
Mahenge bis zur Fertigstellung eines Postens und
bis zur Versammlung der für selne Besatzung nötigen
Leute in Kitanda zubringen mußte, benutzte ich, zwei
starke Abteilungen unter Oberleutnant v. der Marwitz
und Leutnant v. Lindeiner gegen den mit dem Kern
seiner Leute am Ligoromampepo gemeldeten Chabruma
vorgehen zu lassen. Hierbei verunglückte Leutnant
606
Sibberns schwer durch Fall in eine Wildgrube.
Chabruma wurde nicht angetroffen. Nach Gefangenen-
aussage sollte er brieflich mit Ngosi Ngosi und dem
inzwischen angeblich gleichfalls abgefallenen Merere
eine Vereinigung bei Klhawa zum gemeinsamen
Vorgehen gegen die Europäer verabredet haben und
war infolgedessen nach Westen abmarschiert.
Während der Abwesenheit der eben genannten
zwei Abteilungen von Kitanda erreichte mich dort
am 20. Januar die Nachricht, daß eine Abteilung
der Polizelabteilung Neu-Langenburg unter Stabs-
arzt Dr. Wiehe in Stärke von 11 Askaris, 6 Irregu-
lären zwischen dem 5. und 8. Januar 1906 in
Mbeyeras Gebiet (Süd-Ubena) von Ausständischen
überfallen und völlig niedergemacht worden sei. Die
Aufständischen wären über den Ruhudje vorgedrungen
und bedrohten die Missionen in Ubena. Oberleut-
nant Albinus war zum Schutz des meist gefährdeten
Kidugala und des Ubenapostens, den die Aufstän=
dischen einschlossen, aufgebrochen.
Ich hatte in Wiedhafen mit Oberleutnant Al-
binus verabredet, daß die 8. Feldkompagnie in der
zweiten Hälfte des Januar nach Mbeyeras Gebiet
und nach Süd-Upangwo vorgehen sollte, während
die Polizelabteilung Neu-Langenburg mit einer ihr
zur Verfügung stehenden Expeditionsabteilung von
5 Europäern, 50 Askaris, 1 Maschinengewehr in
Ulinga operierte. Zum Schut der Missionsstationen
in Ubena und Lupembe hatte die Militärstation
Iringa 1 Unteroffizier, 32 Askaris der 2. Kompagnie
an der Grenze des aufständischen Gebietes, etwa
21 km östlich Kidugala bei Mujombe, stationiert.
Ich selbst hatte in der zweiten Hälfte des Januar
nach Süd-Ubena gehen wollen, um mich über die
Lage dort zu unterrichten. Als ich den Befehl zum
Marsch einer Kompagnie nach Mahenge erhielt,
hatte ich Oberleutnant Albinus mitgeteilt, daß ich
selbst mit meinem Begleitkommando voraussichtlich
nicht nach Ubena kommen würde.
Die Nachricht von der Stabsarzt Wiehe bei-
gebrachten Niederlage kam völlig unerwartet, änderte
die Lage mit einem Schlage und warf dadurch alle
getroffenen Dispositionen über den Haufen. An
den Marsch nach Mahenge konnte ich jetzt nicht
mehr denken, mußte vielmehr den Schwerpunkt meiner
Unternehmungen nach Ubena verlegen.
Hauptmann v. Kleist, den die Meldung von der
Vernichtung der Abteilung Wiehe vor mir erreichte,
hatte in dankenswerter Weise die Initiative ergriffen,
indem er unter Zurücklassung einer schwachen Be-
satzung auf dem im Bau begriffenen Militärposten
Gumbiro am 19. Januar mit 3 Europäern, 60 Askarls,
1 Maschinengewehr nach Kldugala aufgebrochen war.
Ich selbst besetzte den notdürftig fertiggestellten
Militärposten Kitanda mit 30 Askaris, 10 Irregu-
lären unter Oberleutnant Hudemann und marschierte
nach Eintreffen der zur Verfolgung Chabrumas ab-
wesenden Abtellungen am 24. Januar nach dem
Militärposten Gumbiro, wo ich am 26. anlangte.