Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

KRamerun. 
Von der Südkamerun-Grenzexpedition. 
Nach einem eingegangenen Telegramm werden 
die praktischen Arbeiten der Grenzexpedition bis 
Mitte September bis zur spanischen Grenze beendet 
sein. Der Gesundheitszustand der Expeditionsmit-= 
glieder ist gut. 
Keue Verkehrswege. 
Der Hauptmann v. Stein hat vom Njong nach 
der Ostgrenze einen neuen Weg erkundet. Er stellte 
sest, daß der Dume, ein Zufluß des Kadei, eine 
brauchbare Wasserstraße vom Niong nach der Ost- 
grenze bildet, dazwischen ist nur ein Landtransport 
von 8 bis 12 Stunden notwendig. Im April und 
Mat öffnete Hauptmann Scheunemann zur Entlastung 
der seitherigen Poststraße Kribi—Kam-Linie eine 
neue Straße nördlich des oberen Dja. Diese neue 
Straße wird zur Entlastung der alten seither stark 
in Anspruch genommenen Poststraße beitragen. 
Deutsch-Züdwelkafrika. 
vom Bau der Lüderitzbucht - Eisenbahn. 
Nach einer telegraphischen Mitteilung des Gou- 
vernements Windhuk ist auf der Bahn der Betrleb 
für Militärtransporte bis Stalion Tschaukoib eröffnet. 
Auch Privatfrachten werden, soweit es irgend der 
Bau= und Militärverkehr zuläßt, bis zur ersten end- 
gültigen Zwischenstation Rotkuppe (Kilometer 37,5) 
befördert. 
Über den Fortschritt der Bauarbelten ist fol- 
gendes zu berichten: 
Die Vorarbeiten, d. h. die Arbeiten zur Fest- 
legung der günstigsten Bahnlinie, wurden beim Beginn 
des Bahnbaues vom Anfangs= und Endpunkt, also 
von Lüderitzbucht und Kubub aus, zugleich in An- 
griff genommen und dürften, nachdem die belden 
Trassierabteilungen Anfang August zusammengetroffen 
sind, nunmehr beendigt sein. Die Arbeiten zur 
Herstellung des Bahnkörpers samt den zugehörigen 
Kunstbauten (Unterbau) sowie für das Vorstrecken 
des Gleises (Oberbau) schreiten dem Bauprogramm 
entsprechend voran. 
Besondere Aufmerksamkeit wird der Frage des 
Wanderns der Sanddünen zugewendet. Zur Zeit 
werden Versuche gemacht, das Wandern dadurch zu 
verhindern, daß ein Streifen zu belden Seiten der 
Bahn mit einheimischem Sandgras (Eragrostis) und 
mit deutschen Grassorten bepflanzt wird, auch sind 
Besteckungen und Festlegungen durch Dung vor- 
genommen worden. Um für den späteren Bahn- 
betrieb reichlich Wosser in guter Beschaffenheit zur 
Verfügung zu haben, werden in nächster Zeit Wasser- 
bohrungen durch eine deutsche Firma längs der Bahn 
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vorgenommen werden. Auf Grund der Vorunter- 
suchungen durch den Geologen des Gouvernements 
darf einem guten Erfolg entgegengesehen werden, 
wenn auch das Wasser, nach dem geologischen Auf- 
bau des Bahngebiets zu schließen, erst in größerer 
Tiefe zu erwarten ist. 
An Bahnarbeitern waren im Monat Juni be- 
schäftigt: 480 Weiße und 1270 Eingeborene, 
worunter 470 Frauen. Die Eisenbahnkompagnie 
unterstützt die Baugesellschaft durch Gestellung von 
Unteroffizieren und Mannschaften in tatkräftigster 
Welse. 
Die Kordbahn in Südwestafrika. 
Nach einer bel der Otawi-Minen= und Eisen- 
bahngesellschaft eingegangenen Depesche ist der erste 
Bauzug in die Endstation Tsumeb eingelaufen. 
Dieses erfreuliche Ergebnis, das dank den Bemühungen 
der Beamten der genannten Gesellschaft wie der 
Firma Arthur Koppel früher erreicht worden ist, 
als Anfang dleses Jahres infolge der Arbeiterschwie- 
rigkeiten zu erwarten war, wird in Bälde die Er- 
öffnung des Betriebes auf der Strecke zwischen 
Omaruru und Tsumeb ermöglichen. 
Für die Aufnahme der hüttentechnischen Arbeiten 
in Tsumeb ist alles dadurch vorbereitet, daß die 
Maschinen und Schmelzöfen für die Hütte in Tsumeb 
demnächst von Hamburg zur Verschiffung kommen 
werden. Es ist zu erwarten, daß es gelingen wird, 
schon im ersten Vierteljahr 1907 die Schmelzöfen 
anzublasen und damit den Zeltpunkt zu erreichen, 
von dem ab Erze aus dem Schutzgebiet nach Deutsch- 
land zwecks weiterer Verarbeitung zur Verladung 
gebracht werden können. 
Aus dem Bereiche der Missionen und 
der Antisklaverei-Bewegung. 
Ein deutsches Institut für ärztliche Mission. 
In Heft 4 der „Arztlichen Mission“ schreibt der 
Herausgeber dleser Zeitschrift, Herr Dr. Feldmann, 
folgendes: 
Der Stuttgarter Verein für ärztliche Mission hat 
kürzlich einen Aufruf zur Gründung eines deutschen 
Instituts für ärztliche Mission erlassen. Man kann 
diesem rührigen Verein nur danken, daß er, trotzdem 
er mit seiner Arbeit die ärztliche Mission der Basler 
Missionsgesellschaft trägt und treibt, doch weitere 
dem allgemelnen Fortschritt der missionsärztlichen 
Sache in Deutschland dienende Pläne faßt und in 
energischer Weise zu lösen versucht. Das Institut 
soll sowohl den Missionaren Gelegenheit zu gründ- 
licher Ausbildung in ärztlichen Dingen geben, als 
auch angehenden Medizinstudierenden, die sich dem 
missionsärztlichen Beruf widmen wollen, ein Heim 
bieten. Also Samarlterschule und missionsärztliches 
Studentenhelm. Durch günstige Verhandlungen ist
	        
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