und die spärlichen Wasserstellen zu finden getrauten.
Da fanden wir zum Glück an diesem Tage unter-
wegs Wandorobbos, die ein Stück weiter mußten,
aber die Kiniarokgegend nur wenig kannten. Mit
ihnen kamen wir schließlich auch nach der Grassteppe
Kiniarok, fanden dort aber nicht nur keinen See,
sondern schon jetzt, nach kaum beendeter Regenzeit,
nicht einmal Wasser. Daher waren wir froh, als
sich herausstellte, daß wir von da in einem Tage
an den Pangani kommen konnten, südlich der Lassiti-
berge. Von hier brauchten wir uns nicht mehr durch
Buschsteppe den Weg zu schlagen, sondern konnten
zwischen dem Panganisumpf und der Buschsteppe
meistens bequem weitermarschieren, so daß wir in
4½ strammen Marschtagen nach Unter-Aruscha
gelangten.
Der durchzogene Teil der Massaisteppe ist eine
im ganzen sehr ebene Abtragungsfläche, aus der viele
einzelne Inselberge hervorragen. Das Laud besteht
aus ösllich bis südöstlich streichenden Gneisen, die
auch in granitähnliche Gesteine übergehen. Oft, aber
durchaus nicht immer, bestehen die Inselberge aus
solchen besonders harten Gesteinspartien. Uber die
Entstehung der Abtragungsfläche mit den Inselbergen
konnte ich nichts weiter feststellen, als daß sie jeden-
falls älter ist als die Verwerfung, welche den öst-
lichen Steilrand der Massaisteppe gegen die Pangani-
ebene (den Panganigraben) schuf. Denn nachdem
dieser 200 bis 300 m hohe Steilrand geschaffen
war, konnte sich schwerlich in 300 m Höhe über der
Erosionsbasis des Panganigrabens eine ebene Ab-
tragungsfläche mit Inselbergen bilden. Im Gegen-
teil, jetzt wurde die ebene Abtragungsfläche durch die
Erosion zerschnitten und zu einem (abgesehen von
den Inselbergen) sehr flachwelligen Hügellande um-
gestaltet. Die Flachheit der Talmulden und Boden-
wellen spricht dafür, daß auch dieser Erosionszyklus
(im Sinne von Davis) ziemlich alt ist. Die Boden-
wellen sind bedeckt mit rotem, sandigem Verwitte-
rungslehm, Laterit, in den Talmulden schwarzer,
zäher Moorboden; auf beiden Böden öfters
„Steppenkalk“.
Als wichtigstes Ergebnis dieses Marsches sehe ich
an, daß es gelang, den Zusammenhang der flachen,
schwer übersehbaren Talmulden, die Talsysteme, fest-
zustellen, so daß in Zukunft nicht nur unzusammen-
hängende Talstücke und Hügel auf der Karte dieser
Gegend erscheinen werden. Ich hatte erwartet, im
„Kiniarok-See“ den Endsee eines abflußlosen Beckens
zu finden. Es stellte sich heraus, daß es abflußlose
Becken in diesem Teil der Massaisteppe überhaupt
nicht gibt, sondern daß das Land bis weit nach
Westen hinein dem Pangani tributär ist. Wir
querten eine 4 km breite Talsohle, die sich etwa-
40 km weit von Westen nach Osten hinzieht. Aus
Nordwesten scheint dieses Talsystem noch von ziemlich
entfernten Punkten Tributäre (Trockentäler) zu er-
halten; am unteren Ende des westöstlichen Verlaufs
bog die Talmulde nach Südosten um und soll nach
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der sehr wahrscheinlichen Angabe eines Massai in
das Tal des Lutoroto münden, eines rechten Neben-
flusses des Pangani. Nördlich dieses Tals kamen
wir in eine nach Nordnordwesten verlaufende Tal-
mulde, in der die Grassteppe Kintarok lag, aber kein
Sec. Auch dieses Tal mündet in den Panganigraben.
Bewässerung: Bäche gibt es im Innern dieses
Teils der Massaisteppe überhaupt nicht, nur vom
Steilrand fließen perlodische Bäche dem Pangani zu.
Wasserlöcher gibt es von zweierlei Art, solche in
Mulden oder Höhlungen flacher Felskuppen, die
selten oder nie austrocknen, und andere, die nur in
den Verwitkerungsboden flach eingesenkt sind. meist
am Rande der breiten, grasigen Talsohlen, und nur
in und kurz nach der Regenzeit Wasser führen. In-
dessen mag es wohl sein, daß in der Regenzeit
größere Flächen der Talmulden unter Wasser stehen.
Aus Mangel an ortskundigen Führern konnten wir
darüber wenig erfahren. Die größten Wasserlöcher,
die wir sahen, waren 60 m lang, 20 m breit und
1 bis 1½ m tief. Sie mögen Veranlassung zur
Einzeichnung von 10 klemen Kiniarok-Seen in den
Kolonialatlas gegeben haben.
Vegetation: Auf den flachen Rücken und
Hängen Buschsteppe, niederer Dornbusch, von einzelnen
Affenbrotbäumen überrogt, im Süden dichter, so daß
andauerndes Wegschlagen erforderlich war, im Norden
lichter. Auf dem schwarzen Moorboden der Talsohlen
offene Grassteppe, die den großen Herdentieren,
Zebras, Guus, Antilopen aller Art, einen Tummel-
platz bietet.
Nach den Berichten der Massai muß die Steppe
früher ziemlich bewohnt gewesen sein und das Vieh
der Massal auf den Grassteppen oder lichten Busch-
grassteppen gut gediehen sein. Jetzt gibt es keine
Massal mehr hier, nur ganz vereinzelte Wandorobbo-
kraale, deren Bewohner sich von Wildfleisch und
wildem Honig kümmerlich nähren.
Togpv.
Die Deutsche Cogo-Gesellschaft
beabsichtigt in diesem Jahre zum ersten Male eine,
wenn auch nur kleine Dioidende auszuschütten. Am
24. September fand die vierte ordentliche Haupt-
versammlung der Gesellschaft stalt, in der über das
vierte Geschäftsjahr vom 1. Mat 1905 ab bis
30. April 1906 berichtet und Beschluß über die
Verteilung einer Dividende von 1 v. H. gefaßt wurde.
Die Deutsche Togo--Gesellschaft arbeitet in engem
Zusammenhang mit einigen anderen kolontalen Unter-
nehmungen in Togo und mit dem Kolonial-Wirt-
schastlichen Komitee, an dessen Bemühungen um die
Förderung deutsch-kolonljaler Baumwollkultur sie
praktisch beteiligt ist. Es ist beabsichtigt, eine Agu-
Pflanzungsgesellschaft von der Togo-Gesellschaft ab-
zuzweigen.