Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

und die spärlichen Wasserstellen zu finden getrauten. 
Da fanden wir zum Glück an diesem Tage unter- 
wegs Wandorobbos, die ein Stück weiter mußten, 
aber die Kiniarokgegend nur wenig kannten. Mit 
ihnen kamen wir schließlich auch nach der Grassteppe 
Kiniarok, fanden dort aber nicht nur keinen See, 
sondern schon jetzt, nach kaum beendeter Regenzeit, 
nicht einmal Wasser. Daher waren wir froh, als 
sich herausstellte, daß wir von da in einem Tage 
an den Pangani kommen konnten, südlich der Lassiti- 
berge. Von hier brauchten wir uns nicht mehr durch 
Buschsteppe den Weg zu schlagen, sondern konnten 
zwischen dem Panganisumpf und der Buschsteppe 
meistens bequem weitermarschieren, so daß wir in 
4½ strammen Marschtagen nach Unter-Aruscha 
gelangten. 
Der durchzogene Teil der Massaisteppe ist eine 
im ganzen sehr ebene Abtragungsfläche, aus der viele 
einzelne Inselberge hervorragen. Das Laud besteht 
aus ösllich bis südöstlich streichenden Gneisen, die 
auch in granitähnliche Gesteine übergehen. Oft, aber 
durchaus nicht immer, bestehen die Inselberge aus 
solchen besonders harten Gesteinspartien. Uber die 
Entstehung der Abtragungsfläche mit den Inselbergen 
konnte ich nichts weiter feststellen, als daß sie jeden- 
falls älter ist als die Verwerfung, welche den öst- 
lichen Steilrand der Massaisteppe gegen die Pangani- 
ebene (den Panganigraben) schuf. Denn nachdem 
dieser 200 bis 300 m hohe Steilrand geschaffen 
war, konnte sich schwerlich in 300 m Höhe über der 
Erosionsbasis des Panganigrabens eine ebene Ab- 
tragungsfläche mit Inselbergen bilden. Im Gegen- 
teil, jetzt wurde die ebene Abtragungsfläche durch die 
Erosion zerschnitten und zu einem (abgesehen von 
den Inselbergen) sehr flachwelligen Hügellande um- 
gestaltet. Die Flachheit der Talmulden und Boden- 
wellen spricht dafür, daß auch dieser Erosionszyklus 
(im Sinne von Davis) ziemlich alt ist. Die Boden- 
wellen sind bedeckt mit rotem, sandigem Verwitte- 
rungslehm, Laterit, in den Talmulden schwarzer, 
zäher Moorboden; auf beiden Böden öfters 
„Steppenkalk“. 
Als wichtigstes Ergebnis dieses Marsches sehe ich 
an, daß es gelang, den Zusammenhang der flachen, 
schwer übersehbaren Talmulden, die Talsysteme, fest- 
zustellen, so daß in Zukunft nicht nur unzusammen- 
hängende Talstücke und Hügel auf der Karte dieser 
Gegend erscheinen werden. Ich hatte erwartet, im 
„Kiniarok-See“ den Endsee eines abflußlosen Beckens 
zu finden. Es stellte sich heraus, daß es abflußlose 
Becken in diesem Teil der Massaisteppe überhaupt 
nicht gibt, sondern daß das Land bis weit nach 
Westen hinein dem Pangani tributär ist. Wir 
querten eine 4 km breite Talsohle, die sich etwa- 
40 km weit von Westen nach Osten hinzieht. Aus 
Nordwesten scheint dieses Talsystem noch von ziemlich 
entfernten Punkten Tributäre (Trockentäler) zu er- 
halten; am unteren Ende des westöstlichen Verlaufs 
bog die Talmulde nach Südosten um und soll nach 
638 
  
der sehr wahrscheinlichen Angabe eines Massai in 
das Tal des Lutoroto münden, eines rechten Neben- 
flusses des Pangani. Nördlich dieses Tals kamen 
wir in eine nach Nordnordwesten verlaufende Tal- 
mulde, in der die Grassteppe Kintarok lag, aber kein 
Sec. Auch dieses Tal mündet in den Panganigraben. 
Bewässerung: Bäche gibt es im Innern dieses 
Teils der Massaisteppe überhaupt nicht, nur vom 
Steilrand fließen perlodische Bäche dem Pangani zu. 
Wasserlöcher gibt es von zweierlei Art, solche in 
Mulden oder Höhlungen flacher Felskuppen, die 
selten oder nie austrocknen, und andere, die nur in 
den Verwitkerungsboden flach eingesenkt sind. meist 
am Rande der breiten, grasigen Talsohlen, und nur 
in und kurz nach der Regenzeit Wasser führen. In- 
dessen mag es wohl sein, daß in der Regenzeit 
größere Flächen der Talmulden unter Wasser stehen. 
Aus Mangel an ortskundigen Führern konnten wir 
darüber wenig erfahren. Die größten Wasserlöcher, 
die wir sahen, waren 60 m lang, 20 m breit und 
1 bis 1½ m tief. Sie mögen Veranlassung zur 
Einzeichnung von 10 klemen Kiniarok-Seen in den 
Kolonialatlas gegeben haben. 
Vegetation: Auf den flachen Rücken und 
Hängen Buschsteppe, niederer Dornbusch, von einzelnen 
Affenbrotbäumen überrogt, im Süden dichter, so daß 
andauerndes Wegschlagen erforderlich war, im Norden 
lichter. Auf dem schwarzen Moorboden der Talsohlen 
offene Grassteppe, die den großen Herdentieren, 
Zebras, Guus, Antilopen aller Art, einen Tummel- 
platz bietet. 
Nach den Berichten der Massai muß die Steppe 
früher ziemlich bewohnt gewesen sein und das Vieh 
der Massal auf den Grassteppen oder lichten Busch- 
grassteppen gut gediehen sein. Jetzt gibt es keine 
Massal mehr hier, nur ganz vereinzelte Wandorobbo- 
kraale, deren Bewohner sich von Wildfleisch und 
wildem Honig kümmerlich nähren. 
Togpv. 
Die Deutsche Cogo-Gesellschaft 
beabsichtigt in diesem Jahre zum ersten Male eine, 
wenn auch nur kleine Dioidende auszuschütten. Am 
24. September fand die vierte ordentliche Haupt- 
versammlung der Gesellschaft stalt, in der über das 
vierte Geschäftsjahr vom 1. Mat 1905 ab bis 
30. April 1906 berichtet und Beschluß über die 
Verteilung einer Dividende von 1 v. H. gefaßt wurde. 
Die Deutsche Togo--Gesellschaft arbeitet in engem 
Zusammenhang mit einigen anderen kolontalen Unter- 
nehmungen in Togo und mit dem Kolonial-Wirt- 
schastlichen Komitee, an dessen Bemühungen um die 
Förderung deutsch-kolonljaler Baumwollkultur sie 
praktisch beteiligt ist. Es ist beabsichtigt, eine Agu- 
Pflanzungsgesellschaft von der Togo-Gesellschaft ab- 
zuzweigen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.