Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

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Schädlinge der Vanille sind meist Schnecken und 
Engerlinge, beide am sichersten durch Absuchen zu 
eutfernen. 
Was die Ertragfählgkeit der Vanille anbetriftt, 
so bringt eine drei Jahre alte Pflanze etwa 10 v. H., 
eine vier Jahre alte 25 v. H. und so fort bis sieben- 
jährig etwa 100 v. H. 
Die Blütezeit fällt, wie gesogt, in die Monate 
August bis Dezember. Da die nötigen Insekten 
nicht vorhanden sind, muß, wenn die Pflanze tragen 
soll, künstliche Befruchtung bewirkt werden und zwar 
in der Weise, daß der Deckel der Blütennarbe mit 
der Hand mit einem feinen Stäbchen hoch gehoben 
und der dicht über der Narbe befindliche Pollen, 
aus kleinen Plättchen zusammengesetzt, leicht in die 
Narbe hineingedrückt wird. Bei elniger Ubung wird 
W Arbeit geschickt von eingeborenen Arbeitern ge- 
eistet. 
Siieben bis acht Monate nach dem Befruchten 
fangen die Schoten an zu reifen, und die Ernte zieht 
sich meist bis August und September hin. Reif zur 
Ernte sind die Schoten, wenn sie eine gelblich-grüne 
Färbung annehmen. Da sie bei Uberreife leicht auf- 
platzen, ist es notwendig, täglich die Felder nach reifen 
Schoten absuchen zu lassen. Durch anhaltende Dürre 
während des Wachstums der Pflanzen tritt leicht 
Vorreife der Frucht ein, die sich darin äußert, daß 
die Schoten an der Pflonze schon braun werden und 
bald abfallen. Diese vorreifen Früchte sind zum 
Präparieren nicht geeignet, da sie trotz aller aufge- 
wendeten Mühe nur sehr minderwertiges Material 
liefern. 
Das Präparationsverfahren ist verschieden, in 
jedem Fall jedoch mit der größten Sorgfalt vor- 
zunehmen, wenn genügende Resultate erzielt werden 
sollen. Allgemein ist es üblich, zuerst eine Abtötung 
schädlicher Bestandteile an der Außenseite der Schoten 
vorzunehmen, indem man sie der Einwirkung hoher 
Wärme aussetzt. Durch darauffolgendes Schwitzen 
nehmen die Schoten ihre braune Färbung an, trocknen 
ein, werden feinschalig und bekommen das feine 
Aroma. Zum Zweck der Abtötung werden sie in 
grobgeflochtene Körbe gepackt und sekundenlang in 
heißes Wasser gehalten, gewöhnlich bis zu 10 Se- 
kunden. Nach dem Brühen kommen sie sofort in 
mit wollenen Decken ausgelegte Holzlisten, werden 
oben noch gut mit wollenen Decken zugedeckt und so- 
dann werden die Kisten geschlossen. In diesen Kisten 
bleiben die Schoten etwa 24 Stunden liegen. Nach 
dieser Zeit müssen die Schoten normalerweise ein 
glasiges Aussehen haben und sich doch fest anfühlen; 
sind sie teigig, so lann man schließen, daß das Brüh- 
wasser zu heiß gewesen ist. Zwischen dunkele wollene 
Decken gelegt, werden sie danach auf passenden Hürden 
in die Sonne zum Trocknen gebracht d. h. bei 
sonnigem Wetter; tritt regnerisches Wetter ein, so 
bleiben sie im Trockenhaus. Dieses ist mit Wasser- 
heizung versehen und muß sich mindestens bis auf 
50° C. erwärmen lassen. Natürlich geht das Trocknen 
diesen Kisten etwa 3 bis 4 Wochen. 
  
  
  
mit künstlicher Wärme viel langsamer vor sich als 
das in der Sonne, die Anwendung künstlicher Wärme 
wird als Nachhilfe jedoch nicht zu embehren sein. 
Etwa 8 Tage nach dem Brühen werden nun die 
Schoten auf diese Art etwas eingetrocknet sein und 
eine dunkelbraune Färbung angenommen haben. Jetzt 
ist es Zeit, sie aus den Decken herauszunehmen und 
sie unter Anwendung großer Vorsicht — sie trocknen 
leicht zu stark ein, werden hart und brechen — tells 
in der Sonne, teils an der Luft nachzutrocknen. 
Eine fertig getrocknete Schote muß jedoch noch so 
weich und biegsom sein, daß sie sich leicht um den 
Finger wickeln läßt. Die ausgesuchten, fertig ge- 
trockneten Schoten werden nun in große Bilechkisten 
geschichtet, um sich zu erholen. Sie ziehen dort 
wieder etwas Feuchtigkeit an sich und bleiben in 
In dieser 
Zeit muß sorgfältig aufgepoßt werden, ob sich etwa 
Schimmel an den Früchten bildet, ein Fall, der 
häufig eintritt. Man entfernt den Schimmel, (eine 
weiße und eine schwarze Schimmelart) und verhütet 
eine Weiterverbreitung durch Abwaschen und Nach- 
trocknen der davon befallenen Früchte, sowie durch 
Umlegen derselben. Sind die Schoten auf diese 
Weise allmählich an dem Ende ihrer Präparatlon 
angelangt, so werden sie nach ihrer Länge sortiert und 
versandfertig gemacht. Je länger die Schote, desto 
wertvoller ist sie. 
Der Anbau der Vanille kann trotz des Sinkens 
der Vanillepreise immer noch als sehr rentabel gelten. 
Es wird durchschnittlich noch 15 Mk. pro Kilogramm 
bezahlt, ein Preis, der in Ansehung der sehr billigen 
Arbeitslöhne in den Kulturgebieten der Pflanze — 
ein eingeborener Arbeiter erhält etwa 8 bis 11 Mk. 
monatlichen Lohn — noch gute Gewinnprozente ab- 
wirft. In Erwägung ist dabei noch zu ziehen, daß 
sich mit der Vaonillekultur leicht andere gewinn- 
bringende Betriebe vereinigen lassen. Das Halten 
von Vieh zum Zweck der Düngerproduktion macht 
sich auf manche andere Weise noch bezahlt, z. B. 
durch Ernährung der Arbeiter, Verkauf usw. Ebenso 
gibt die als Windschutz gepflanzte Hecke von Bixa 
orellana eine ansehnliche Nebeneinnahme durch ihren 
Samen, welcher einen guten Farbstoff liefert und 
von dem 100 kg in Hamburg mit 50 bis 70 Mk. 
bezahlt werden. 
GSlimmer in Deutsch-Ostafrika. 
Dem Gouvernement von Deutsch-Ostafrika ist im 
Sommer d. Is. durch einen dortigen Ansiedler mit- 
geteilt worden, daß es ihm gelungen sei, größere 
Lager von Glimmer in den Vitlmiri-Bergen festzu- 
stellen. Der Finder hat Proben eingesendet, über 
die die Königliche Geologische Landesanstolt und 
Bergakademie das folgende Gutachten abgegeben hat: 
Die vorgelegten Glimmerproben stimmen in ihrer 
Farbe nicht ganz mit indischem Rubiglimmer überein, 
sind ihm aber sehr ähnlich. Auf alle Fälle sind sie
	        
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