Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

Nach ihrer Wirkungsmasse 
wässerungsanlagen eingeteilt in: 
Kanäle, perennial — das ganze Fahr= hin- 
durch — inundation — nur bei Uber- 
schwemmung Wasser erhaltend, 
Wasserbecken zum Ansammeln des Regenwassers, 
Quellen und 
gemischte Systeme. 
Die Kanäle entnehmen das Wasser den großen 
Strömen. Die perennial-Kanäle sind mit großen 
Stauanlagen versehen und so ständig mit Wasser 
angefüllt und von dem örtlichen Regenfall unab- 
hängig; die Flutkanäle — inundation canals — 
sind einfacher und billiger, sie erhalten Wasser beim 
Steigen der Ströme. Die Abhängigkeit der nutz- 
baren Wassermenge von dem jeweiligen Steigen des 
Wasserspiegels des Mutterstromes beschränkt das 
letztere System nur auf kleinere Flächen. 
Das Ansammeln des Regenwassers findet be- 
sonders in der Provinz Bombay statt, in welcher 
ausgedehnte Stauanlagen hergestellt worden sind. 
In dem regenarmen Belutschistan hat man tiefe 
Schächte in die Hügel getrieben und so natürliche 
Quellen erschlossen. 
Der finanzielle Erfolg der Bewässerungsanlagen 
ist in den einzelnen Provinzen sehr verschieden, je 
nach den klimattschen, kulturellen usw. Verhältnissen 
des Landes. Für einen wirtschaftlichen Schiffs- 
verkehr sind die künstlichen Wasserstraßen, trotz ihrer 
gewaltigen Ausdehnung, zum großen Teil nicht ge- 
eignet, weil die Linienführung und der Wasserstand 
ausschließlich mit Rücksicht auf eine vorteilhafte Be- 
wässerung des Landes bestimmt sind. 
Die Verzinsung der für die Bewässerung ange- 
legten Kapitalien war größtenteils sehr günstig; es 
ergab sich teilweise eine Nettoeinnahme von 20 und 
mehr v. H. des Anlagekapitals. Im Durchschnitt 
darf auf eine Verzinsung von 7 bis 10 v. H. ge- 
rechnet werden. 
Infolge der günstigen Erfahrungen sind die Be- 
wässerungsanlagen in den einzelnen Provinzen be- 
deutend erweitert und vervollkommnet worden. 
werden die Be- 
— 
—l'*is 
Gummimarkt auf Eeplon. 
Der Gummimarkt in Ceylon hat sein einseitiges 
Gepräge beibehalten, der größte Teil, etwa 70 v. H. 
geht in Konsignation nach London, während fast 
aller an Ort und Stelle feilgebotene Gummi für 
amerikanische Rechnung aufgenommen wird. Nach 
Deutschland ging während der letzten drei Monate 
nur ein kleiner Bruchteil von etwa 1600 lbs. 
Die Preise haben in der letzten Zeit etwas 
nachgegeben, man bezahlt heute für allerfeinste 
Qualität etwa 4 Rupien, während elwas geringere 
Sorten bereits für 3.75 Rupien zu haben sind. 
In Rußland begegnet die Einfuhr Schwierig- 
keiten, weil man die feinen, hell aussehenden Ceylon 
690 
  
„Biskults“ nicht als Rohprodukt passieren lassen 
will. Der Unterschied im Zoll ist sehr erheblich 
(7 Rubel pro Pud), so daß man sich möglicher- 
weise veranlaßt sehen wird, unscheinbar aussehenden 
Scrap Rubber extra für diesen Markt herzustellen. 
(Vericht des Kaiserl 1rllenlan in Kalkutta vom 
August 
Britisch-Ueu-Guinea, Rlima und Bevölkerung. 
Über Klima und Bevölkerung Britisch-Neu- 
Guineas bringt Le Mouvement Géographique einen 
ausführlichen Bericht, der auch für uns Deutsche von 
Interesse sein dürfte, da Deutsch= und Britisch-Neu- 
Guinea klimatisch und ethnographisch sehr ähnliche 
Verhältnisse aufweisen. 
Neu-Guinea, das dicht am Aquator liegt, hat 
ein sehr heißes Klima. Die Temperatur ist fast 
während des ganzen Jahres die gleiche. Das Klima 
ist für Europäer an vielen Plätzen entnervend; es 
ist für dlese z. B. im Sommer sehr schwer, eine 
dauernde Arbelt zu leisten. Die Orte, an denen 
regelmäßige meteorologische Beobachtungen gemacht 
worden sind, sind noch selten, und die Aufzeichnungen, 
welche man besitzt, sind noch zu ungenügend, um 
sich eine allgemeine Meinung über das Klima bilden 
zu können. Die nachfolgende Taobelle gibt annähernd 
den Durchschnitt einiger Aufzeichnungen, die im Laufe 
mehrerer Jahre in Port-Moresby, in Daru und in 
Sogeri gemacht worden sind. Port-Moresby liegt 
an der Küste auf dem 9° 29° 107 südlicher Breite 
und auf dem 147° 8' 40“ östlicher Länge. Daru 
liegt in 80 m Höhe ü. M. auf dem 9° 4° 197/ 
südlicher Breite und 143° 13°8 östlicher Länge; 
Sogeri befindet sich 533 m über dem Meeresspiegel, 
auf dem 9° 23° südlicher Breite und 147° 307 
östlicher Länge. 
ort- 
mrts Daru. Sogeri. 
Höchste Temperatur 30% C 31°9%0 32°0 
Niedrigste Temperatur 23·0 22°0 17°0 
Mittlere Temperatur 26°0C0 26°C0 24°0 
Jährlicher Regen 1m O!0 2m 38 2Em 35 
Zahl der Tage im Jahre, 
wo Regen fällt. 120 175 150 
Atmosphärische Facch- 
tigkeit 72 P.. 76 P.c. 82 p.c. 
Auf Samarai, einer Insel, welche der östlichen 
Küste Neu-Guineas vorgelagert ist, beträgt das Mittel 
der jährlich niedergehenden Regen 3 bis 3,25 m. 
Das Mittel der jährlichen Niederschläge in dem ge- 
birgigen Innern der Insel wird auf 3,80 m 
geschätzt. 
Im allgemeinen ist das Klima Neu-Guineas 
erträglich. Es steht fest, daß das gelbe Fieber, 
die Pocken und die Pest nicht herrschen. Nur die 
Malaria tritt recht häufig auf und der regelmäßige 
Gebrauch des Chinins in starken Dosen ist für die 
weiße Bevölkerung ein notwendiges Übel. Natürlich
	        
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