Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

zum Kochen des Sago und der Gemüse bedienen; 
dann begeben sie sich bei günstigem Südost-Passat- 
winde zur Mündung des Purari, wo die Sago- 
bäume wachsen. Der Preis des Sago ist allein 
von der Menge der Handarbelt abhängig, die für 
seme Verarbeitung nötig war und nicht etwa von 
seiner Qualität und Nährkraft. 
Ist der Tausch beendet, begeben sich die Mo- 
tuaner beim Eintritt eines Nordwest-Monsuns nach 
ihrer Heimat und führen ihren Dörfern einen 
Vorrat von mehreren hundert Tonnen Sago zu. 
Wenn auch der Papuaner Beweise von Intelligenz 
gibt, so ist er doch anderseits sehr konservativ und 
nimmt sehr langsam gewisse europäische Verfahren, 
die vervollkommneter als die seinen sind, an. 
Die Dialekte der Eingeborenen sind von großer 
Mannigfaltigkeit und außerordentlicher Abweichung. 
Die Motusprache wird in einer großen Anzahl von 
Dörfern in der Region von Port-Moresby ge- 
sprochen, und die Regierung bemüht sich, ihre Kennt- 
nis in den anderen Teilen der Kolonie zu verbreiten. 
Die Einführung europäischer Zloilisation hat 
dem Papuaner keinen besonderen Vorteil gebracht. 
Das Aufhören der Kämpfe zwischen den Stämmen 
hat die Wirkung gehabt, daß er in eine unglückliche 
Indolenz verfallen ist, denn die Natur bewahrt ihn 
vor der Notwendigkeit, zu arbeiten, um zu leben. 
Die Untätigkeit der Eingeborenen, sagt Hunt, wird 
ein Degenerieren und endlich das Aussterben der 
Rasse hervorbringen; das einzige Mittel, die Papuas 
aus dieser Kalamität zu retten, ist, sie zur Arbelt 
zu zwingen, und das einzige Mittel, sie dazu zu 
nötigen, dürfte sein, ihnen Steuern aufzulegen. 
Die Lieferung von starken Getränken, Opium, 
Feuerwaffen an die Eingeborenen ist bei strengen 
Strafen verboten. 
Die weiße Bevölkerung der Kolonie besteht aus 
ungefähr 650 Personen, fast sämmtlich Männern. 
Davon sind zwei Drittel Goldsucher. Das andere 
Drütel sind Missionare, Beamte, Kaufleute und 
Pflanzer und deren Angestellte. 
Die London Missionary Society, eine pro- 
testantische Religions-Gesellschaft, fing mit ihren Be- 
kehrungen längs der südlichen Küste im Jahre 1871 
aon. Im Jahre 1883 etablierten sich die kotho- 
lischen französischen Patres vom Orden des Herzens 
Jesu auf der Insel Yule, welche dicht an der Küste, 
nördlich von Port-Moresby liegt. 1890 ließen sich 
anglikanische Missionare auf der Nordostküste nieder 
und im folgenden Jahre die Australische Methodisten- 
Mission im Archipel. 
Expedition Lenfant. 
Der französische Hauptmann Lenfant wird dem- 
nächst eine Expedition nach Zentralafrika antreten. 
Die Dauer ist auf 18 Monate berechnet, und die 
auf 170 000 Fr. veranschlagten Kosten werden vom 
Kolonlalministerium und der Pariser Geographischen 
Gesellschaft bestritten. Die Aufgabe der Expedition 
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ist, einen neuen Handelsweg von den französischen 
Hasenplätzen an der Westküste nach dem Tschadsee 
zu finden. Auf der gebräuchlichen Straße von dem 
Tschadsee über den Kongo und Ubangi wird der 
Wagentransport ungemein kostspielig. Von Bordeaux 
bis Forlany kostet die Tonne etwa 2000 Fr. Auf 
einem anderen Wege, der von Lenfant bei seiner 
ersten Expedition und später auch von der Expeditlon 
Faure-Audouln gefunden worden ist, ermäßigt sich 
der Preis für eine Tonne auf 500 Fr. Der neue 
ins Auge gefaßte Weg, auf welchem bereits Trans- 
portversuche gemacht worden sind, liegt ganz inner- 
halb der westafrikanischen französischen Besitzungen. 
Es werden dabei der Senegal und der Niger benutzt 
und das Gebiet von Cinda durchschnitten. Diesen 
Weg soll Lenfant auf seine Verwendbarkeit prüfen. 
Man hofft, es ermöglichen zu können, von dem 
Transport durch Träger ganz abzusehen. 
Derschiedene Witteilungen. 
Expeditton Roch. 
Die Expedition zur Bekämpfung der Schlaf- 
krankheit unter Leitung des Gehelmrats Professor 
Dr. Koch ist, nachdem sie mehrere Monate in Usam- 
bara zwecks Vorstudien tätig war, am 12. Juni von 
Tanga nach Mombassa abgereist und von dort mit 
der Ugandabahn nach dem Viktorlasee weitergefahren, 
woselbdst die Hauptarbeiten begonnen haben. 
Wittel gegen die Schlafkrankbeit. 
Aus Leopoldville wird von dem dortigen Arzt 
Dr. Hollebreke unter dem Monat August d. Is. be- 
richtet, daß er zur Zeit ein Medikament besitze, das 
sehr gute Resultate bei Behandlung der Schlaf- 
krankheit erzielt. Bei den zuletzt behandelten beiden 
Fällen von Trypanosomiase sei der eine der Kranken 
als geheilt anzusehen und habe selne Beschäftigung 
wieder ausgenommen, werde dabel allerdings noch 
weiter behandelt. Der andere befinde sich noch im 
Krankenhause, es sei aber eine bemerkenswerte 
Besserung festzustellen. 
Stellenvermittlung für ebemalige Schutztruppen- 
angebörige. 
Gesellschaften und Firmen, die bereit sind, frühere 
Schutztruppenangehörlge in ihren Betrieben unter- 
zubringen: - 
1. Gruhlsches Braunkohlen= und Brlkettwerk in 
Brühl bei Köln a. Rh. 
Gesuche um Beschäftigung sind an die Di- 
rektion des Gruhl-Werks, z. H. des Herrn 
Assessors C. Gruhl, in Brühl bei Köln a. Rh. 
zu richten.
	        
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