diese auffällige Erscheinung aus der Tiefgründigkeit
des Bodens in der ausgedehnten Ebene, welche den
Raum zwischen dem Gebirge und dem Strand von
Santa Isabel einnimmt. Dazu kommt, daß man
dort ganz überwiegend die alte, durch lange Zeiten
akklimatisierte, gelbfrüchtige Sorte „Amelonado“, in
Kamerun Viktoria-Kakao genannt, anbaut. Zur
Beschattung benutzt man nicht wie in Kamerun ein-
geführte Bäume, sondern solche, welche als Reste des
ursprünglichen Busches erhalten worden sind. In
bezug auf die Erntezeit bestehen bemerkenswerte
Verschiedenheiten zwischen der Insel und den gegen-
überliegenden Gegenden des Kontinents. Hier fällt
die Haupternte in den August und die erste Sep-
temberhälfte, also in die Regenzeit, dort in die zweite
Septemberhälfte und den Oktober, also in den Beginn
der Trockenzeit. Hierdurch wird auf Fernando Poo
die Erntebereitung erlelchtert und wohl auch die
Zerstörung der Früchte durch Braunfäule eingeschränkt.
Allerdings war diese Krankheit auf halbreifen Früchten,
die ich im Juni beobachtete, ziemlich verbreitet und
verursachte den Pflanzern große Sorge. Die Be-
kämpfung versucht man jetzt durch Lichten allzudichter
Bestände. Weniger als die Braunfäule scheint man
die ebenfalls häufigen Rindenwanzen zu fürchten.
Die schädlichen Wirkungen des Seewindes sind
deutlich wahrzunehmen an allen Stellen, wo derselbe
ungehinderten Zutritt findet. Auf weite Strecken
aber begleiten die Küste dichte Alleen riesiger Mango-
bäume, welche zweifellos das Eindringen des See-
windes erschweren.
Die Kultur der Kautschukgewächse befindet
sich noch in den ersten Anfängen. Auf einer Pflan-
zung der Firma Ambas Bay bemerkte ich Hevea-
bäume, welche beim Anschneiden weit mehr Milchsaft
abgaben als die im Botanischrn Garten von Viktoria
vorhandenen Exemplare. Die dortigen Bäume sollen
aus Ceylonsaat stammen. Vielleicht ist auch der
Viktorla-Bezirk nicht ungeeignet für Hevea im all-
gemeinen, sondern lediglich für die hier eingeführte
Sorte. Manihot Glaziovü findet man um und in
Santa Isabel, nicht nur in den Pflanzungen, son-
dern auch als Ziergewächs der Gärten außerordentlich
häufig. Seine Anzucht aus Stecklingen gelingt auch
bei geringer Sorgfalt, sein Wachstum verläuft überaus
rasch, der Milchsaftgehalt ist beträchtlich, und Proben
von dort gewonnenem Manihot-Kautschuk wurden in
Deutschland sehr gut bewertet. Aus dem Verhalten
von Hevea und Manihot auf Fernando Poo ergibt
sich auch, daß die neuerdings wiederholt ausgesprochene
Ansicht, es sei die Nähe des Meeres auch bel Schutz
gegen Wind nachteilig für die Kultur von Kautschuk-
pflanzen, noch genauerer Prüfung bedarf. Von
Kickria wurden bisher nur geringe Samenmengen
nach Fernando Poo eingeführt, und wie die Pflanze
dort sich entwickelt, läßt sich vorläufig noch nicht
feststellen.
In dem nebelreichen Basile, wo schon in der
Meereshöhe von 500 m die Kakookultur sich als
708
undurchführbar erwiesen hat, sah ich üppig gedeihende
Vanillepflanzungen, deren aufbereitete Früchte stark
dufteten und dicht bedeckt waren von den weißen
Krystallnadeln, welche im Handel zu dem Zeichen
guter Qualität gehören.
Von Faserpflanzen wird keine so häufig ge-
baut wie der Manilahanf (Musa textilis), bel den
Spaniern Abaca genannt. Er dlent oft zu Zwischen-
pflanzungen in jungen Kakaobeständen.
Obst-, Gemüse= und Knollenpflanzen waren
nicht in der von mir erwarteten Mannigfaltigkeit
vertreten. Namentlich vermißte ich gute Kassada-
sorten. Hier und da werden Bohnenarten gezogen.
Eine knollenartige Dioskorea-Art (Jams) pflanzen
die Eingeborenen an Spalieren, welche mit verhält-
nismäßig großer Sorgfalt angelegt sind. Der Jams
von Fernando Poo soll von vortrefflicher Qualität
sein und sehr große Knollen liefern. Die Ananas
lernte ich nur in einer Varietät kennen, deren Früchte
zwar klein bleiben, aber sehr füß sind und in großer
Menge gebildet werden.
In der Stadt Santa Isabel erregte ein hoher,
kräftiger Eukalyptusbaum meine Aufmerksamkeit.
Wenn Eukalyptus dort gedeiht, so braucht man auch
in Kamerun die Hoffnung nicht aufzugeben, daß
dieser Baum sich zur Austrocknung von Sümpfen
nutzbar machen läßt.
Die Gesellschaft Tordwest-Ramerun
hat ihren Jahresbericht für 1905 erstattet. Aus
diesem Bericht ist zu ersehen, daß die Nach-
wirkungen des Aufstandes im Croß-Gebiet sich in
elinigen Teilen der früher von der Gesellschaft mit
Erfolg bearbeiteten Gebiete noch fühlbar machen.
Dagegen hat sich die Pflanzung Abonando von den
Folgen des Aufstandes völlig erholt und die darauf
augelegten Kautschukkulturen stehen zufriedenstellend.
Die Versuchsplantage Mundame ist um 1500 ha
erweitert worden.
Sampa.
Amerikanisches Ronjulat.
Das amerikanische Generalkonsulat in Apia ist
durch eine Kongreßakte „To provide for the reor-
ganization of the consular service of the United
States“ in ein Konsulat umgewandelt und der bis-
herige Generalkonsul Heimrod zum Konsul daselbst
ernannt worden.