Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

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Es treten übrigens bei diesem Vergleich dieselben 
Momente auf wie bei dem Vergleich der Kultur 
der milchliefernden Kautschukbäume mit der Kautschuk- 
gewinnung aus den Urwäldern Zentralamerikas, 
Afrikas und Südasiens. 
Es war schon seit etwa 15 Jahren bekannt, daß 
Guayule Kautschuk enthält; es fehlte aber bislang 
an einem zweckmäßigen Verfahren zur Gewinnung 
des Kautschuks aus dem Holz der Pflanze. Erst 
in den letzten Jahren tauchte eine ganze Reihe von 
patentierten Verfahren auf, unter welchen das 
Bergnersche Patent anscheinend vor anderen den 
Vorzug verdient. Die Auffindung von praktischen 
Extraktionsverfahren parallel mit dem steigenden 
Verbrauch von Kautschuk und der daraus ent- 
springenden Steigerung der Kautschukpreise führte 
zu einer geradezu fieberhaften Gründung von 
Guayule-Extraktionsfabriken ulcht allein in Mexiko, 
sondern auch im Auslande. Zur Verhinderung der 
Ausfuhr von Guayuleholz soll der mexikanische 
Kongreß im vorigen Jahr dasselbe mit einem 
Ausfuhrzoll in Höhe von 15 Pesos (à 2,07 Mk.) 
pro Tonne belegt haben. Während Ende 1904 die 
Tonne Guayuleholz in Mexiko noch 15 Pesos 
kostete, stieg der Prels Anfang 1905 auf 30 bis 
40 Pesos, und jetzt werden gar Preise von 100 Pesos 
pro Tonne gemeldet. , 
Dr. Endlich ergänzt seinen Bericht, wie folgt: 
„Der Guayuleboom hält noch immer an. Inzwischen 
haben sich wieder verschiedene neue Gesellschaften 
zur Ausbeutung dieser Pflanze gebildet. Selbst der 
Vertreter von Fried. Krupp, Herr P. Bergner, 
der sich früher wegen seiner Mißerfolge mit dem 
Guayule sehr abfällig darüber äußerte, hat neuer- 
dings die Produktion dieses Kautschuks wieder auf- 
genommen. Bis zum Ma dieses Jahres existlerten 
bereits 54 Patente für die Gewinnung des Guayule- 
Kautschuks; jetzt sind es wesentlich mehr.“ 
„Dem mexlkanischen Ministro de hacienda 
zufolge zeigt, wie „India Rubber World“ im 
September 1906 berichtet, der Export an Roh- 
kautschuk aus Mexlko wachsende Zunahme, welche 
zumeist auf das Ansteigen der Kautschukgewinnung 
aus der Guayulepflanze zurückzuführen ist. Die 
mexikanische Kautschukproduktion einschließlich Guayule- 
Kautschuk betrug in den letzten drei Berichtsjahren 
(je bis zum 30. Juni) der Menge und dem 
Werte nach: 
kg Wert 8 Silber 
1903/04 308 072,3 520777,6 
1904/05. 497 803,8 719 104,3 
1905/06 1 450 248,9 2 390 425.3 
Die bedeutende Steigerung des Kautschukexportes 
im Berichtsjahr 1905/06 ist unzweifelhaft auf 
Rechnung der gewaltigen Guayule-Kautschukge- 
winnung zu setzen. Es muß noch bemerkt werden, 
daß der eigentliche Wert des ausgeführten Kautschuks 
sich nicht in gleichem Maße wie die Menge gehoben 
hat, denn der Durchschnittswert für das Kilo war 
  
1903/04 = 1,69 3 Silber und 1905/06 = 
1,65 K.“ 
Uber die Bewertung von Guayule berichten 
Weber & Schaer, Hamburg, am 27. September 
1906. „Die Preise waren von 5,50 Mk. bis auf 
etwa 3.— Mk. per Kllo zurückgegangen, was teils 
auf einen Rückgang der Qualität einiger Marken, 
tells auf das starke Angebot zurückzuführen war, 
welchem der Konsum, der sich erst allmählich zur 
Aufnahme dieser neuen Sorte entschlossen hat, nicht 
zu folgen vermochte. In den letzten 14 Tagen 
sind die Preise für die besseren Marken erheblich 
gestiegen und variieren von 3,50 Mk. bis etwa 
4,50 Mk. per Kilo, während geringere zu etwa 
3,20 Mk. vergebens angeboten sind.“ 
Von den deutschen Kolonien besitzt aller Wahr- 
scheinlichkeit nach Deutsch-Südwestafrika die für 
die Kultur der Guayule am meisten ent- 
sprechenden Bedingungen. Guayule stellt geringe 
Ansprüche an Boden und Feuchtigkeit; er wächst 
im subtropischen Klima und wird sich wohl zur 
Nutzbarmachung der unfruchtbaren Strecken eines 
Teiles von Südwestafrika eignen. Wie hoch die 
durch den Guayule zu erzielenden Gewinne sein 
werden, läßt sich vorläufig nicht sagen. Jedenfalls 
sind Versuche zur Kultivierung der Guayule in be- 
stimmten Gebieten zu empfehlen. 
(Aus den Verhandlungen des Kolonial= 
Wirtschaftlichen Komitees.) 
Der Paddrreis. 
Der Paddyreis stammt wahrscheinlich aus Indien 
und wurde von dort nach Madagaskar eingeführt. 
Um 1700 brachte ein Schiffskapitän die Pflanze von 
Madagaskar nach Amerika. 
Zur Zeit wird der Karolina-Paddy als der beste 
auf der Welt angesehen. Seine Körner sind groß 
und weiß und erhalten einen großen Prozentsatz 
vorzüglichen Stärkemehls. Eln weiterer Vorteil ist, 
daß der Karolina-Paddy, da seine Wurzeln senkrecht 
tief in den Boden gehen, lange Trockenperioden 
aushält. 
Anders verhält sich der indische Paddy, dessen 
Wurzeln sich mehr wagerecht an der Oberfläche des 
Bodens ausbreiten und sich in einem weitgedehnten 
Wurzelnetz verzweigen. Man ist deshalb gezwungen, 
die Reispflanzungen mindestens alle zwei Tage zu 
bewässern. 
Auf diese Beobachtung macht ein Zirkular des 
Zentralkomitees für Ackerbau in Madras aufmerksam, 
und es wird darauf hingewiesen, daß unter den 
zahlreichen, jetzt in Indien angestellten Versuchen 
diejenigen die wichtigsten sind, die darauf hinzielen, 
die den Schaden, den eine Trockenperiode der Ernte 
bringen kann, zu vermeiden. 
La Chroniqdue Coloniale et Financlere, Nr. 40.
	        
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