— 728 —
Es treten übrigens bei diesem Vergleich dieselben
Momente auf wie bei dem Vergleich der Kultur
der milchliefernden Kautschukbäume mit der Kautschuk-
gewinnung aus den Urwäldern Zentralamerikas,
Afrikas und Südasiens.
Es war schon seit etwa 15 Jahren bekannt, daß
Guayule Kautschuk enthält; es fehlte aber bislang
an einem zweckmäßigen Verfahren zur Gewinnung
des Kautschuks aus dem Holz der Pflanze. Erst
in den letzten Jahren tauchte eine ganze Reihe von
patentierten Verfahren auf, unter welchen das
Bergnersche Patent anscheinend vor anderen den
Vorzug verdient. Die Auffindung von praktischen
Extraktionsverfahren parallel mit dem steigenden
Verbrauch von Kautschuk und der daraus ent-
springenden Steigerung der Kautschukpreise führte
zu einer geradezu fieberhaften Gründung von
Guayule-Extraktionsfabriken ulcht allein in Mexiko,
sondern auch im Auslande. Zur Verhinderung der
Ausfuhr von Guayuleholz soll der mexikanische
Kongreß im vorigen Jahr dasselbe mit einem
Ausfuhrzoll in Höhe von 15 Pesos (à 2,07 Mk.)
pro Tonne belegt haben. Während Ende 1904 die
Tonne Guayuleholz in Mexiko noch 15 Pesos
kostete, stieg der Prels Anfang 1905 auf 30 bis
40 Pesos, und jetzt werden gar Preise von 100 Pesos
pro Tonne gemeldet. ,
Dr. Endlich ergänzt seinen Bericht, wie folgt:
„Der Guayuleboom hält noch immer an. Inzwischen
haben sich wieder verschiedene neue Gesellschaften
zur Ausbeutung dieser Pflanze gebildet. Selbst der
Vertreter von Fried. Krupp, Herr P. Bergner,
der sich früher wegen seiner Mißerfolge mit dem
Guayule sehr abfällig darüber äußerte, hat neuer-
dings die Produktion dieses Kautschuks wieder auf-
genommen. Bis zum Ma dieses Jahres existlerten
bereits 54 Patente für die Gewinnung des Guayule-
Kautschuks; jetzt sind es wesentlich mehr.“
„Dem mexlkanischen Ministro de hacienda
zufolge zeigt, wie „India Rubber World“ im
September 1906 berichtet, der Export an Roh-
kautschuk aus Mexlko wachsende Zunahme, welche
zumeist auf das Ansteigen der Kautschukgewinnung
aus der Guayulepflanze zurückzuführen ist. Die
mexikanische Kautschukproduktion einschließlich Guayule-
Kautschuk betrug in den letzten drei Berichtsjahren
(je bis zum 30. Juni) der Menge und dem
Werte nach:
kg Wert 8 Silber
1903/04 308 072,3 520777,6
1904/05. 497 803,8 719 104,3
1905/06 1 450 248,9 2 390 425.3
Die bedeutende Steigerung des Kautschukexportes
im Berichtsjahr 1905/06 ist unzweifelhaft auf
Rechnung der gewaltigen Guayule-Kautschukge-
winnung zu setzen. Es muß noch bemerkt werden,
daß der eigentliche Wert des ausgeführten Kautschuks
sich nicht in gleichem Maße wie die Menge gehoben
hat, denn der Durchschnittswert für das Kilo war
1903/04 = 1,69 3 Silber und 1905/06 =
1,65 K.“
Uber die Bewertung von Guayule berichten
Weber & Schaer, Hamburg, am 27. September
1906. „Die Preise waren von 5,50 Mk. bis auf
etwa 3.— Mk. per Kllo zurückgegangen, was teils
auf einen Rückgang der Qualität einiger Marken,
tells auf das starke Angebot zurückzuführen war,
welchem der Konsum, der sich erst allmählich zur
Aufnahme dieser neuen Sorte entschlossen hat, nicht
zu folgen vermochte. In den letzten 14 Tagen
sind die Preise für die besseren Marken erheblich
gestiegen und variieren von 3,50 Mk. bis etwa
4,50 Mk. per Kilo, während geringere zu etwa
3,20 Mk. vergebens angeboten sind.“
Von den deutschen Kolonien besitzt aller Wahr-
scheinlichkeit nach Deutsch-Südwestafrika die für
die Kultur der Guayule am meisten ent-
sprechenden Bedingungen. Guayule stellt geringe
Ansprüche an Boden und Feuchtigkeit; er wächst
im subtropischen Klima und wird sich wohl zur
Nutzbarmachung der unfruchtbaren Strecken eines
Teiles von Südwestafrika eignen. Wie hoch die
durch den Guayule zu erzielenden Gewinne sein
werden, läßt sich vorläufig nicht sagen. Jedenfalls
sind Versuche zur Kultivierung der Guayule in be-
stimmten Gebieten zu empfehlen.
(Aus den Verhandlungen des Kolonial=
Wirtschaftlichen Komitees.)
Der Paddrreis.
Der Paddyreis stammt wahrscheinlich aus Indien
und wurde von dort nach Madagaskar eingeführt.
Um 1700 brachte ein Schiffskapitän die Pflanze von
Madagaskar nach Amerika.
Zur Zeit wird der Karolina-Paddy als der beste
auf der Welt angesehen. Seine Körner sind groß
und weiß und erhalten einen großen Prozentsatz
vorzüglichen Stärkemehls. Eln weiterer Vorteil ist,
daß der Karolina-Paddy, da seine Wurzeln senkrecht
tief in den Boden gehen, lange Trockenperioden
aushält.
Anders verhält sich der indische Paddy, dessen
Wurzeln sich mehr wagerecht an der Oberfläche des
Bodens ausbreiten und sich in einem weitgedehnten
Wurzelnetz verzweigen. Man ist deshalb gezwungen,
die Reispflanzungen mindestens alle zwei Tage zu
bewässern.
Auf diese Beobachtung macht ein Zirkular des
Zentralkomitees für Ackerbau in Madras aufmerksam,
und es wird darauf hingewiesen, daß unter den
zahlreichen, jetzt in Indien angestellten Versuchen
diejenigen die wichtigsten sind, die darauf hinzielen,
die den Schaden, den eine Trockenperiode der Ernte
bringen kann, zu vermeiden.
La Chroniqdue Coloniale et Financlere, Nr. 40.