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und Löwenschädeln aus Ostafrika, die Hauptmann
v. Prittwitz u. Gaffron und Leutnant Lademann ge-
schenkt haben, für die Unterscheidung der verschiedenen,
bisher fast gar nicht beachteten Arten der Gattungen
wichtig und geben zu einer umfangreichen wissen-
schoftlichen Untersuchung und wahrscheinlich auch zur
Entscheidung systematlscher Fragen Anlaß.
Durch das reiche Matertal, welches das Museum
im Laufe der letzten Jahrzehnte infolge der Unter-
stützung durch die Kolonial-Abteilung und so vieler
Beamten und Offiziere erhalten hat, hat das Museum
in bezug auf afrikanische Tiere in den meisten Ab-
tellungen den ersten Platz unter allen Museen der
Erde sich errungen. Je reicher aber das Material
zufließt, um so mehr drängt sich die Aufgabe in den
Vordergrund, die Fauna der deutschen Schutzgebiete
im Zusammenhange darzustellen, nicht nur die vor-
kommenden Tiere aufzuzählen und zu beschreiben,
sondern auch ihre geographische Verbreitung, ihre
Beziehungen zum Land und zu seinen Bewohnern,
ihre Lebensweise usw. darzulegen. Schon früher ist
ein solcher Versuch für Deutsch-Ostafrika gemacht
worden, aber wie sich mehr und mehr zeigt, war
er verfrüht, denn die Kenntnisse erweltern sich noch
immer beträchtlich, und viele Resultate, die man für
sicher hielt, haben sich als falsch erwiesen. Die
Probleme sind viel komplizierter, als man dachte,
und es bedarf noch einer vieljährigen Arbeit, um
den erwähnten Plan ausführen zu können.
aber nur ausführbar, wenn dem Museum auch
ferner die Unterstützung der Behörden und das
Interesse und Wohlwollen der Privaten erhalten
blelbt. Bekonnt ist nur Deutsch-Ostafrika, während
die Kenntnis der Faunen der anderen Gebiete noch
sehr große Lücken zeigt und eine sehr große und
langjährige Arbeit vieler notwendig ist, um diese
Lücken zu füllen.
üüber Aufbereitung von Bakaobohnen
berichtet Ludwig Bernegau, Nahrungsmittelchemitker,
wie folgt:
Bel der Aufbereitung der Kakaobohnen ist die
Auswahl gesunder frischer Früchte und Beobachtung
peinlichster Sauberkeit vom Anfang bis zum Ende
des Aufbereitungsprozesses die Grundbedingung für
die Erzlelung eines guten Produktes.
In meiner früheren kleinen, mit drei fahrbaren
Dampfkochkesseln (System Bergedorf) ausgestatteten
Versuchsanstalt in Viktoria, Kamerun, worin Versuche
mit der Herstellung von Kolanußextrakt, Kolanuß=
konserven, Ananasextrakt und -Konserven, Bananen=
konserven, entbitterten Kakaobohnen ausgeführt wurden,
erzlelte ich nach folgendem Verfahren eine milde
aromatische Bohne von guter Qualität. Ein in
meiner Apotheke vorgenommener Destillationsversuch
mit diesen Kakaobohnen ergab einen aromatischen
Kakaosprit, vorzüglich geeignet für die Kakaolikör=
fabrikation. Röstversuche ergaben ein aromatisches
Kakaopulver nach der Entfettung.
Er ist
Bei der Röstung wurde folgendes Verfahren
beobachtet:
Frlsch aufgeschlagene Kakaobohnen wurden in
einen Siebkorb — wie solche in den Konserven=
fabriken für die Vordämpfung der Gemüse verwandt
werden — gebracht und im Dampfkochkessel 10 Minuten
gedämpft.
Nach dem Ablaufen des Dämpfungswassers
wurden die Bohnen dann in bekannter Weise dem
Gärprozeß unterworfen und ungewaschen getrocknet.
Das dem Gährprozeß voraongehende Dämpfungs-
verfahren hat für eine gleichmäßig verlaufende gesunde
Gärung besondere Vorteile, auf die ich an anderer
Stelle näher eingehen werde.
Empfehlenswert ist es, die Kakaofrüchte nicht in
der Pflanzung aufzuschlagen, sondern außerhalb der
Pflanzung an dem Gärhause, damit die Kakao-
bohnen auf dem. Transport zur Gärungszentrale
nicht mechanisch oder durch Luftkeime verunreinigt
werden können, wodurch der Gärungsprozeß ungünstig
beelnflußt werden kann.
Auch liegt es im Interesse der Bekämpfung der
Pilzsporen, der Braunfäule, die nach mir gemachten
Mitteilungen auch in diesem Jahre in Kamerun
großen Schaden angerichtet haben, die Fruchtschalen
aus der Pflanzung zu entfernen. Läßt man die
Fruchtschalen in der Pflanzung für Kompostbereitung
liegen, bilden sie eine dauernde Gefahr für die
Infektion der Kakaofrüchte. Bei der Kompost-
herstellung hat das Behandeln der Fruchtschalen und
kranken Kakaofrüchte mit frisch gebranntem Kalk oder
anderen chemischen Mitteln die Pilze nicht sicher zu
zerstören vermocht, wie die Erfahrung der letzten
Zeit gelehrt hat.
In dem regenreichen Kamerun wird man mit
chemischen Mitteln der Pflanzenkrankhelten schwerlich
Herr werden können. Für sicherer möchte ich es
halten, nach dem Grundsatze der Bekämpfung der
Infektionskrankheiten die Fruchtschalen und kranken
Kakaofrüchte zu verbrennen, umsomehr, als die ver-
brannten Früchte und Schalen eine phosphorsäure-
haltige Schlacke liefern, die um den Kakaobaum
wieder ausgestreut, ihm neue Nahrung zuführt.
Frische Kakaofrüchte, die mir in liebenswürdigster
Weise der frühere Leiter des Botanischen Gartens
zu Viktorta-Kamerun Herr Dr. Strunck im Kühl-
raume des Dampfers für meine Versuche über
Prüfung des Heizkanaltrockensystems der Konserven-
fabrik A. Rehse Sohn, Wülfel, für Kakaomassen-
trocknung geschickt hatte, ergaben nach der durch
Herrn Professor Dr. Thoms freundlichst bewirkten
Analyse bezüglich des Gehaltes an Phosphorsäure
folgende Werte:
Bestimmungen der Phosphorsäure In einer
aka ofrucht.
Der Gehalt an Phosphorsäure (P# O.) beträgt:
in der Fruchtschale 0,2339 v. H. berechnet auf Trocken-
substanz.
in der Pulpa 0,4239 v. H., berechnet auf Trocken-
substanz.